Das Grab des Ghouls
Gesicht und schüttelte den Kopf. »Das ist ganz einfach, Mr. Sinclair. Ich bin hier, weil ich meinen Mann suche. Ich habe versucht, ihn anzurufen, und bekam keine Verbindung. Und jetzt habe ich eine riesige Angst.«
»Dann gehen Sie davon aus, dass er sich hier oben aufhält – oder?«
»Ja, so ist es. Er ist losgefahren, um alles in die Wege zu leiten. Sie können sich bestimmt vorstellen, dass der Schrecken hier oben nicht echt ist. Das ist alles gemacht. Erfunden durch meinen Mann, denn er wollte den Reisenden etwas Besonderes bieten. Es hat sich herumgesprochen, diese Reise kann als fast einmalig bezeichnet werden. Es gibt Menschen, die tatsächlich Angst bekommen, wenn sie hier herumgeführt werden...«
»Aber doch nicht nur hier?«
»Stimmt.« Sie deutete gegen den Boden. »Das wahre Grauen lauert in der Tiefe.«
»Das dachte ich mir schon.«
»Dort hat sich mein Mann eine Zentrale eingerichtet. Ein Raum, von dem aus er alles lenken kann. Die technischen Möglichkeiten hat er in mühevoller Arbeit erstellt. Er müsste eigentlich dort unten sein, aber ich habe ihn über sein Handy nicht erreicht, obwohl es dort unten tatsächlich einen Empfang gibt.«
»Verstehe.«
»Und jetzt habe ich Angst, Mr. Sinclair. Eine verdammte Angst um meinen Donald.«
Ich schaute Rosali Carter ins Gesicht und stellte fest, dass sie mich nicht anlog. Zugleich fingen meine Gedanken an zu wandern. Ich dachte an die Person, die im Ausschnitt der Tür gesessen und einen menschlichen Arm in der Hand gehalten hatte. Das war einfach grauenhaft gewesen. Wem hätte der Arm gehören können?
Ich befürchtete, dass ich die Wahrheit bereits kannte. Nur hütete ich mich davor, sie Mrs. Carter zu sagen. Da zwischen uns eine Schweigepause eingetreten war, vernahmen wir die Stimmen der anderen Menschen besonders intensiv.
Es war verständlich, dass sich ein leiser Protest bei der Reisegruppe regte, weil Rita die Leute noch hinhalten wollte. Aber sie machte ihren Job geschickt und sprach von gewissen Gefahren, die hier lauerten und erst lokalisiert werden mussten.
»Ausreden!«
»Nein, das sind sie nicht. Bitte, ich möchte, dass Sie hier auf dem Gelände bleiben, sich aber noch gedulden. Sie können ja etwas von der Atmosphäre schnuppern und sich darauf vorbereiten, dass etwas passiert, mit dem Sie nicht gerechnet haben.«
»Worum geht es wirklich?«, fragte jemand. »Wir wollen uns hier nicht verarschen lassen!«
Ich rechnete damit, dass ich eingreifen musste, aber Rita McQueen löste ihre Aufgabe perfekt.
»Gut, ich will es Ihnen sagen. Ich bekam die Nachricht, dass es unter der Erde Probleme gibt.«
»Sind die Geister sauer?«
»Nein, eher die Umgebung. Es soll ein Stollen eingestürzt sein. Da müssen wir erst nachschauen und den Schaden feststellen. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen. Es ist zu Ihrer aller Sicherheit. Das müssen Sie doch verstehen.«
Ob sie es wirklich alle verstanden, war nicht festzustellen. Jedenfalls gab es keinen unter ihnen, der noch großartig protestierte. Rita entspannte die Lage, indem sie davon sprach, dass ein Picknick zwischen alten Mauern doch auch etwas Besonderes war und sie es bitte schön genießen konnten.
Damit gaben sich die Touristen zufrieden. So konnte Rita McQueen mit einem einigermaßen guten Gewissen zu uns kommen.
»War eine schwere Geburt«, erklärte sie. »Ist das in deinem Sinne gewesen, Rosali?«
»Ja, das war es«, erwiderte die Frau mit leiser Stimme und kam dann auf mich zu sprechen. Sie erklärte, wer ich war. Als die Reiseleiterin das Wort Scotland Yard hörte, da nickte sie nur und meinte: »Das hatte ich mir fast gedacht.« Dann fragte sie: »Wo steckt denn Ihr Kollege?«
»Wenn ich das wüsste, ginge es mir besser.«
»Ach, Sie haben ihn verloren?«
»So ähnlich.«
»Wie ich meinen Mann«, sagte Rosali Carter und fügte hinzu: »Ich habe mich entschlossen, an Mr. Sinclair’s Seite zu bleiben. Ich werde mit ihm zusammen nach meinem Mann suchen.«
Rita war erstaunt. »Wollen Sie wirklich...«
Ich nickte. »Und für Sie ist es besser, wenn Sie bei Ihren Leuten bleiben. Halten Sie die Menschen zusammen. Am besten wäre es natürlich, wenn Sie sich mit ihnen wieder zurückziehen und...«
»Das wird nicht gehen. Ich kann die Leute nicht enttäuschen. Das ist unmöglich. Wie stünde die Firma da, wenn die Versprechen nicht eingehalten werden.«
»Ha, das stimmt auch wieder. Aber verhalten Sie sich bitte ruhig. Nichts anderes möchte ich.«
»Okay, ich habe
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