Das Grab des Ghouls
hören. Die Menschen unterhielten sich. Sie sprachen so laut, dass ich einige Satzfetzen verstehen konnte. Hin und wieder hörte ich auch ein Lachen.
Das Licht der Fackeln geisterte über ihre Köpfe hinweg oder tanzte als gespenstisches Flair über den Boden. Die Menschen selbst wirkten in diesem Licht ungewöhnlich fremd. Einige waren gespannt darauf, den Schrecken zu erleben, andere reagierten verhaltener.
Ich schaute ihnen entgegen und hatte mich dorthin gestellt, wo der gewundene Pfad endete. Noch hatten sie mich nicht entdeckt. Dafür sah ich, dass Rita McQueen sie anführte. Sie ging allerdings nicht allein an der Spitze. Neben ihr bewegte sich eine zweite Person. Als ich genauer hinschaute, erkannte ich sie auch. Es war Rosali Carter, die Besitzerin des Hotels.
Dass sie mitging, wunderte mich schon, und ich fragte mich auch, wo ihr Mann steckte. Eigentlich war er für den Schrecken hier verantwortlich. Es konnte durchaus sein, dass er sich ebenfalls auf dem Gelände aufhielt. Versteckt, um seine Fäden zu ziehen.
Das war die eine Seite. Eine andere existierte ebenfalls. Als ich über sie nachdachte, bekam ich eine Gänsehaut. Was war, wenn der Mann in den Strudel des Grauens mit hineingerissen worden war, den die andere Seite entfacht hatte?
Nein, jetzt nicht daran denken. Es gab Dinge, die im Moment wichtiger waren.
Man hatte mach entdeckt. Es war Rita McQueen, die mich ansprach, wobei ihre Stimme nicht mal sonderlich erstaunt klang.
»Mr. Sinclair, was machen Sie denn hier?«
»Ich habe auf Sie gewartet.«
Sie kam näher. Rosali Carter blieb an ihrer Seite. Sie sagte allerdings nichts. Sie machte auf mich einen recht bedrückten Eindruck.
»Sie haben auf mich gewartet, Mr. Sinclair?«, fragte Rita McQueen.
»Und auf Ihre Begleiter natürlich.«
»Was ist der Grund?«
Ich hätte die Antwort sofort geben können, was ich nicht tat. Denn jetzt drängten sich die Mitglieder der Reisegruppe um uns herum. Sie kamen so dicht heran, dass ich beinahe schon Platzangst bekam.
Deshalb wollte ich an diesem Ort nicht reden und bat Rita McQueen, ein wenig mit mir zusammen zur Seite zu treten.
Das tat sie auch, aber sie war ziemlich überrascht. Ich glaubte nicht, dass dies gespielt war.
Aber sie ging nicht allein zur Seite. Rosali Carter blieb bei ihr, und sie ließ sich auch nicht davon abbringen. Sie sagte etwas, das mich ins Mark erschreckte.
»Es geht auch um meinen Mann, Mr. Sinclair. Ich weiß nicht, wo er sich aufhält. Er ist verschwunden.«
Sofort stieg bei mir eine gewisse Ahnung hoch, die ich allerdings nicht aussprach und für mich behielt.
»Dann bitte«, sagte ich.
Wir entfernten uns von der Gruppe und fanden hinter einer Mauer einen geeigneten Platz. Dort blieb ich zunächst mit der Hotelbesitzerin allein, denn Rita McQueen wollte noch den Mitgliedern der Reisegruppe erklären, dass sie kurz etwas zu regeln hätte, damit die Leute nicht unruhig wurden.
Rosali Carter fragte mich direkt. »Wer sind Sie eigentlich, Mr. Sinclair? Wenn ich ehrlich sein soll, kommen Sie mir ein wenig geheimnisvoll vor.«
»Nun ja, das ist übertrieben. Ich heiße tatsächlich John Sinclair – und ich bin Polizist!«
Sie schluckte nur.
Ich zeigte ihr meinen Ausweis, damit sie beruhigt war, und erklärte, dass ich für Scotland Yard arbeitete.
»Auch das noch!«
»Ja, so ist es.«
»Und warum sind Sie hier?«
Ich lächelte etwas verhalten. »Es geht um zwei bestimmte Menschen, die verschwunden sind. Das heißt, eigentlich sind es drei, wenn ich Desmond Wayne mit hinzuzähle.«
»Davon hörte ich. Die Polizei ist auch bei uns gewesen, aber wir haben ihr nicht viel sagen können. Wir tragen nicht die Verantwortung für unsere Gäste.«
»Das stimmt sicherlich. Können Sie sich denn vorstellen, was mit ihnen passiert ist?«
»Nein, Mr. Sinclair. Darüber habe ich mir noch keine Gedanken gemacht. Es war bisher auch nicht nötig, aber jetzt scheinen sich die Dinge ja verlagert zu haben.«
»Eben, und deshalb möchte ich, dass Sie die Menschen zurückschicken.«
Nach dieser Antwort veränderte sich der Gesichtsausdruck der Frau. Sie saugte zunächst mal die Luft ein, und ich sah auch, dass sie für einen Moment die Augen schloss.
»Sie befürchten Schlimmes, nicht wahr?«, fragte sie dann mit einer unsicher gewordenen Stimme.
»Ich weiß nicht genau, was ich befürchten soll, aber ich muss mit allem rechnen.«
»Wie ich, Mr. Sinclair.«
»Wieso?«
Sie schlug für einen Moment die Hände gegen ihr
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