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Das Grab des Ghouls

Das Grab des Ghouls

Titel: Das Grab des Ghouls Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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verstanden.«
    Ich wollte auch nicht länger warten und drängte deshalb zur Eile. Die beiden Frauen umarmten sich, als sollte es ein Abschied für immer werden.
    Wenig später nickte mir Rosali Carter zu. »Können wir gehen?«
    »Sicher...«
    ***
    Die Frau führte mich. Auf den ersten Metern sprach sie kein einziges Wort, ich hörte nur ihren schweren Atem, und dass wir in Richtung Turm gingen, war für mich keine Überraschung.
    »Ist dort das Herz dieser alten Ruine verborgen?«
    »Ja, aber in der Tiefe.«
    Bill Conolly war ebenfalls in Richtung Turm gegangen und bisher nicht mehr aufgetaucht. Ich wusste nicht, was mich dort erwartete, aber eine positive Überraschung war es bestimmt nicht.
    »Das Herz befindet sich also im Keller, sagten Sie?«
    »Genau.«
    Wir erreichten den Eingang. Ich hatte meine Lampe aus der Tasche gezogen und leuchtete in den Turm. Wer ihn betrat, sah nichts. Es gab nur mehr Gerümpel und Abfall, den irgendwelche Typen hinterlassen hatten; die konnte man durchaus als Schweine bezeichnen. Es wuchs auch Unkraut aus dem Boden, aber das alles war für mich nicht weiter wichtig.
    Mich interessierte die in die Tiefe führende Treppe, die von keiner Tür verborgen wurde.
    »Das ist der Weg, Mr. Sinclair.«
    »Okay, darf ich vorgehen?«
    »Natürlich, aber halten Sie sich am Geländer fest. Die Stufen können rutschig sein.«
    »Keine Sorge.«
    Wir machten uns auf den Weg – schweigend. Jeder hing seinen Gedanken nach. Dass Rosali Carter immer nervöser wurde, entnahm ich ihren hektischen Atemzügen. Sie blieb zwei Stufen hinter mir und traute sich auch nicht, zu sprechen.
    Die Luft wurde schlechter, aber sie ließ sich trotzdem noch recht gut atmen. Das Ende des Strahls hatte bereits die letzte Stufe erreicht und tanzte auch darüber hinweg. Ein Stollen oder Gang war unser nächstes Ziel. Dort blieben wir stehen.
    »Wohin jetzt?«, fragte ich.
    Mrs. Carter deutete nach rechts. »Es ist nicht mehr weit. Nur ein paar Meter in den Stollen.«
    »Okay.«
    Dann tat sie etwas, womit ich nicht gerechnet hatte, was in ihrer Lage jedoch völlig begreifbar war. Mit schriller Stimme rief sie den Namen ihres Mannes.
    »Don, bitte! Don, wo bist du? Gibt Antwort!«
    Es war kein Echo zu hören. Die unterirdische Welt hier schluckte den Klang der Stimme.
    Eine Antwort bekamen wir nicht.
    Das wiederum sorgte für ein Ansteigen der Furcht. Rosali stand auf der Stelle, und sie bewegte sich dort hektisch. Sie drehte den Kopf, wusste nicht, wohin mit ihren Händen, und schaute mich mit einem fiebrigen Blick an, als sie flüsterte: »Es ist etwas passiert. Das weiß ich genau, Mr. Sinclair. Ich spüre es so verdammt deutlich. Mein Gott, was soll ich denn jetzt machen?«
    »Die Ruhe bewahren.«
    »Ha, das sagen Sie.«
    Auch mir war verdammt unwohl zu Mute, doch ich behielt weiterhin die Beherrschung. Rosali zeigte mit den genauen Weg, und wieder ging ich voran. Weit brauchten wir nicht zu laufen. In einem Nachbarstollen, der sich sehr weit unter dem Gelände der Burg hinzog, wie ich im Licht der Lampe erkannte, gab es plötzlich eine Lücke an der linken Wandseite.
    »Da ist es, Mr. Sinclair!«
    Die Frau wollte sich an mir vorbeidrängen. Ich griff rechtzeitig zu und hielt sie fest. Ich wusste nicht, was uns in dem Raum hinter der Öffnung erwartete, eine freudige Überraschung würde es bestimmt nicht sein, und so wollte ich sie als Erster sehen.
    Ich steckte die Lampe weg, weil das schwache Licht ausreichte. Nur hörte es hier auf. In der Tiefe des Stollens brannten keine Lampen.
    Ich betrat das Verlies.
    Ich sah die Technik, aber sie interessierte mich nicht. Wichtiger war der Mann am Boden, und ich erkannte mit einem Blick, dass er tot war und dass ihm der linke Arm fehlte.
    Er lag auf dem Bauch. Ich wusste, wer dieser Mensch war, wollte mich drehen und Mrs. Carter wieder zurückschicken, aber sie hatte mich bereits erreicht.
    Sie sah, was geschehen war.
    Und dann schrie sie!
    ***
    Mein Gott, es war ein Schrei, wie ich ihn selten bei einem Menschen gehört hatte, und das sollte etwas heißen. Alle Qualen und Schmerzen, die ein Mensch empfinden kann, vereinigten sich in diesem Schrei. Die Frau selbst war zu einer Figur geworden, deren Gesichtsausdruck ebenfalls die Empfindungen wiedergab, die in ihr tobten. Sie war nicht mehr in der Lage, normal zu denken. Was sie da erlebte, war das Grauen pur, und nur langsam ebbte der Schrei ab. Sie zitterte, sie hyperventilierte. Ich hörte Laute aus ihrer Kehle dringen, die

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