Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
Vom Netzwerk:
sie stützen wollte.
    »Das geht im Moment nicht, diese Eifersuchtsnummer, okay?«, sagte er und schüttelte sie leicht. »Wir haben ein Problem. Männer mit Waffen, erinnerst du dich? Hör mal, lass uns erst mal von hier verschwinden, und dann …«
    In diesem Moment wurde Chase bewusst, dass er sich über seine wahren Gefühle im Unklaren war. Zorn und Verwirrung brodelten in ihm. Er klang unsicher, als er fortfuhr: »Wir verschwinden, und dann – dann können wir … dann sehen wir weiter.« Er zeigte zur Hütte. »Komm, es ist nicht mehr weit.«
    Nina wollte ihm nicht in die Augen sehen und fixierte stattdessen die Hütte. Auch sie konnte ihre Gefühle im Augenblick nicht sortieren. Sie fühlte sich verraten und gedemütigt, was ihr Bedauern jedoch nicht zu überdecken vermochte.
    »Na schön«, sagte sie schließlich und ließ sich widerwillig von ihm stützen. »Gehen wir.«
    Wie sich herausstellte, handelte es sich bei der Hütte um eine Rangerstation, die den Wildhütern des Okavango-Reservats als Arbeitsplatz und zeitweilige Unterkunft diente. Das Boot am Steg war ein Sumpfgleiter, dessen Heckpropeller durch ein Drahtgitter geschützt war. Die Steuervorrichtung sah wenig vertrauenerweckend aus, fand Chase. Er kannte sich mit diesem Bootstyp aus; die Dinger machten einen Heidenlärm und ließen sich nur schwer manövrieren, allerdings konnte man sie aufgrund ihres geringen Tiefgangs auch in Sümpfen einsetzen, in denen ein normales Boot Schwierigkeiten gehabt hätte.
    Der Sumpfgleiter deutete darauf hin, dass die Rangerstation besetzt war. Diese Vermutung bestätigte sich, als Chase an die Tür klopfte. Ein älterer Botswaner mit einem ansehnlichen Trommelbauch unter einem khakifarbenen Kurzarmhemd und Shorts öffnete ihm. Er wirkte überrascht, Besuch zu bekommen, vor allem so lädiert aussehenden.
    »Hallo?«, begrüßte er Nina und Chase vorsichtig und sah sie fragend an.
    »Hi«, sagte Nina und humpelte, gestützt von Chase, in die Hütte. Aus einem Radio tönte Musik. »Wir sind ja so froh, Sie anzutreffen! Wir hatten einen Unfall und sind sozusagen gestrandet. Wäre es möglich, dass Sie uns von hier wegbringen? Ähem, einigermaßen schnell sogar?«
    »Sind Sie verletzt?«, fragte der Ranger, sah sie genauer an und rollte erschrocken mit den Augen. Eine Antwort erübrigte sich. »Warten Sie, ich hole den Verbandskasten«, rief er hektisch und stürzte davon.
    »Wir sind okay; es sieht schlimmer aus, als es ist«, rief Chase ihm erfolglos hinterher. Der Mann öffnete bereits einen Schrank, nahm einen Verbandskasten heraus und bedeutete ihnen, sich zu setzen.
    »Was ist passiert?«, fragte er.
    »Unser Truck hat sich überschlagen«, erklärte Nina wahrheitsgemäß und setzte sich. »Also, wie sieht es mit einer Mitfahrgelegenheit aus?«
    Der Ranger öffnete den Kasten und nahm ein Fläschchen Antiseptikum und Verbandsmaterial heraus. »Der nächste Ort, wo man Ihnen helfen könnte, ist die Diamantmine etwa neun Kilometer von hier.«
    »Wir möchten eher in die andere Richtung. So weit wie möglich von der Mine weg«, sagte Nina mit schiefem Grinsen.
    Der Ranger musterte sie forschend.
    Nina bemühte sich um eine ebenso plausible wie erschöpfende Erklärung – die Zeit rannte ihnen davon. »Weil, äh, wir moralische Bedenken gegen die Diamantenförderung haben. Sie wissen schon, die Kartelle, die Preisabsprachen, Blutdiamanten, all das. Diamanten, das geht gar nicht ! Jawohl, deshalb.«
    »Das werd ich mir merken«, flüsterte Chase.
    »Halt du den Mund«, zischte Nina ihm zu und zuckte zusammen, als der Ranger die Stirnverletzung mit Desinfektionsmittel abtupfte. »Autsch.«
    »In Botswana gibt es keine Blutdiamanten«, erklärte der dicke Mann gekränkt.
    Chase grinste. »Hast du gehört, Nina?«, sagte er herablassend. »Ich hab dir doch gesagt, das ist der falsche Ort, um gegen Blutdiamanten zu protestieren, aber du wolltest ja nicht auf mich hören. Frauen«, setzte er an den Ranger gewandt hinzu und zuckte seufzend mit den Schultern.
    Der Dicke nickte mitfühlend.
    »Hey!«, fauchte Nina.
    Der Ranger brachte ein Heftpflaster über der Schnittwunde an. Er wollte sich gerade Chases verletzter Wange zuwenden, als die Musik im Radio unterbrochen wurde und der Moderator mit getragener Stimme sagte: »Wir unterbrechen das Programm für eine wichtige Meldung.«
    Nina und Chase sahen einander vielsagend an.
    Es erklang ein dramatischer Jingle, dann ertönte die Stimme eines Nachrichtensprechers: »Am

Weitere Kostenlose Bücher