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Das Grab des Herkules

Titel: Das Grab des Herkules Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andy McDermott
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Vormittag wurde ein Anschlag auf Präsident Molowe verübt, bei dem Michael Kamletese, der Minister für Industrie und Handel, ums Leben kam. Der Präsident nahm an der Veranstaltung einer Diamantmine in der Nordwestprovinz teil. Bei den Attentätern handelt es sich um Weiße, einen Mann und eine Frau in den Dreißigern. Sie konnten entkommen, doch die Sicherheitskräfte haben sie als Edward Chase und Nina Wilde identifiziert …«
    Dem Ranger klappte der Mund auf, doch Chase hatte bereits die Waffe gezogen, die er dem toten Wachmann in der Weiterverarbeitungsanlage abgenommen hatte, und zielte auf den konsternierten Mann. »Okay, ganz ruhig, Kumpel.«
    »Was?«, stammelte Nina. » Was war das? Wir haben den Handelsminister nicht ermordet, wir haben niemanden ermordet! Was zum Teufel geht da vor?«
    »Man hat uns reingelegt«, sagte Chase und stand auf.
    Der Ranger starrte mit großen Augen die Waffe an. »Sie, äh, wollen doch wohl keine Dummheiten machen, oder?«, fragte er irritiert.
    »Nicht, wenn Sie vernünftig sind. Wo ist der Schlüssel vom Gleitboot?«
    »Außerdem bin ich erst neunundzwanzig«, setzte Nina entrüstet hinzu.
    »Der Wahrheitsgehalt von Nachrichten ist im Moment nicht unsere größte Sorge«, erwiderte Chase, während der Ranger ihm nervös einen Schlüsselbund reichte. »Haben Sie ein Funkgerät?«
    Der Ranger zeigte auf ein Gerät an der Hinterseite des Raums. Ohne die Waffe zu senken, ging Chase hinüber, riss den Netzstecker heraus, warf das Gerät auf den Boden, setzte den Fuß aufs Gehäuse und riss das Kabel heraus. »Okay, setzen Sie sich, Mann. Nina, fessle ihn an einen Stuhl.« Er warf ihr das Kabel zu.
    »Der Tag wird immer besser«, murrte Nina, fesselte dem Ranger die Hände auf den Rücken, schlang ihm das andere Ende um die Füße und zog sie unter den Stuhl zurück. »Erst beschuldigt man uns des Mordes, und jetzt haben wir auch noch einen Wildhüter überfallen. Dazu kommt schwerer Diebstahl und wer weiß was noch alles …«
    Chase überprüfte die Knoten und zog sie noch etwas fester an.
    Der Ranger zuckte vor Schmerz zusammen.
    »Das wird nicht lange halten«, sagte Chase zu Nina, als er sie aus der Hütte geleitete, »aber wir sind ja gleich außer Reichweite. Diese Dinger sind ganz schön schnell.«
    »Ja, aber wohin sollen wir fahren?«, fragte sie.
    Chase überlegte einen Moment, dann schlüpfte er noch einmal in die Hütte und kam mit einer Touristenkarte des Okavangodeltas wieder heraus. »Hey, das ist immerhin besser als nichts«, meinte er, sprang auf den Steg und machte das Boot los.
    Nina kletterte vorsichtig an Bord. Der flache Bootsrumpf schaukelte heftig unter ihr, als sie mit ihrem verletzten Bein das Gleichgewicht zu halten versuchte. Da der Propeller und der Fahrersitz erhöht angeordnet waren, wirkte das Boot ausgesprochen kopflastig. »Ist das Ding auch sicher?«
    »So sicher wie jedes andere Fahrzeug, in dem wir jemals gesessen haben.«
    Sie schlug die Hände vors Gesicht. »O Gott …«, stöhnte Nina mit gespielter Verzweiflung.
    Chase warf die Vertäuung an Bord und kletterte ins Boot. Ein kurzer Check des Motors genügte, dann steckte er den Zündschlüssel ins Schloss und drehte ihn herum.
    »Achtung, jetzt wird’s laut!«, warnte er Nina, und schon kam der Propeller hinter dem Schutzgitter knatternd auf Touren. Flink kletterte Chase auf den Fahrersitz, schnallte sich fest, setzte die Füße auf die Pedale, legte die Hände auf die beiden langen Hebel, mit denen die Windruder hinter dem Propeller gesteuert wurden, und gab Gas. Das Boot löste sich vom Steg und beschleunigte.
    Während der Sumpfgleiter Richtung Norden raste, wechselten Nina und Chase kaum zehn Worte, was nicht nur am Propellerlärm lag. Sie verweigerte ihm sogar den Blickkontakt und zog es vor, stattdessen das vorbeigleitende üppig grüne Sumpfland zu betrachten.
    Von dort starrten hunderte von Augenpaaren auf Nina und Chase: Die Bewohner des Okavangos beobachteten interessiert, wie die beiden Fremden den gewundenen Fluss entlangfuhren. Vom morastigen Ufer aus starrten Büffel und Gnus ihnen wachsam nach, und unter ihnen brachten sich funkelnde Fischschwärme im klaren Wasser in Sicherheit.
    Der Fluss war jedoch auch von weniger friedfertigen Tieren bewohnt: Chase manövrierte das Boot geschickt und in ausreichendem Sicherheitsabstand um Elefanten und Flusspferde, die ihnen jedoch nur träge nachschauten. Die Krokodile waren weniger apathisch – immer wieder tauchten sie in der

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