Das Grab des Salomon
leckten.
Ein dritter Hitzeschwall spülte über ihn hinweg und durch ihn hindurch. Inzwischen wurde alles von Rauch verhüllt. Tarrettis Pistole sprang vom Altar, als eine Patrone darin explodierte. Die Kugel grub sich in die Wand des Altarraums. Noch bevor die Waffe am Boden landete, lösten sich zwei weitere Schüsse. Die Patronen detonierten im Magazin der Pistole, rissen sie auseinander. Ein Projektil sauste an Elizabeths Arm vorbei und schlug in die Kirchbank zwischen ihr und Josh ein. Elizabeth umklammerte den um ihren Hals hängenden Knebel und versuchte zu atmen, sog jedoch nur heiße, beißende Luft ein. Josh erhielt keine Befehle und versuchte daher nicht, sie aufzuhalten. Instinktiv wich er vor der Hitze zurück und blinzelte ob der wachsenden Schmerzen in seinem Gesicht. Er senkte die Pistole und lehnte sich gegen eine Kirchbank.
Als Art Dinneck sich Nathan näherte, wirkte seine Miene zwar besorgt, ließ allerdings keinerlei Anzeichen von Verständnis erkennen. Er stand nach wie vor unter Quinns Einfluss.
»Art Dinneck«, ergriff Quinn das Wort und musste schreien, um das Gebrüll des sich über das Altargeländer ausbreitenden Feuers zu übertönen. Mittlerweile züngelten die Flammen die Wände hinauf und fraßen sich in die Decke. Das alte Holz splitterte und knisterte, gab sich dem Feuer widerstandslos hin. »Ergreif deinen Sohn und lass ihn nicht los.« Art lächelte und umfasste Nathans Schultern mit zu festem Griff, um ihn einfach abzuschütteln.
Elizabeth blickte auf den Teppich hinab und sah, dass er brannte und die Flammen bereits fast bei Nathan, seinem Vater und Quinn angelangt waren. Was Quinn sagte, konnte sie nicht hören. Die Sprinkleranlage erwachte zum Leben, jedoch zu spät, um noch Wirkung zu erzielen. Sie spürte, wie ihr Wasser ins Gesicht spritzte, das kaum eine Sekunde später verdampfte. Das auf sie zurasende Inferno war bereits zu mächtig und zu heiß, um es noch aufzuhalten.
Ihre Schuhe brannten. Erst versuchte sie, die Flammen auszutreten, bevor ihr gerade noch rechtzeitig klar wurde, dass es einfacher war, sich die Schuhe von den Füßen zu strampeln. Dabei plumpste sie rücklings auf die erste Kirchbank. Ihre Socken brannten zwar nicht, aber sie fühlten sich nass vor Benzin an. Rasch zog sie beide aus und warf sie auf die Bank neben sich. Bruchstückhaft fiel ihr ein, dass sie an der Kanzel gewesen war. Hatte sie das Feuer angezündet? Nein, sie glaubte nicht.
Josh stand vor ihr und wehrte die herannahenden Flammen mit einer Hand vor dem Gesicht ab. Elizabeth streckte sich und packte ihn am hinteren Jackensaum. Es bestand die Gefahr, dass er sich umdrehen und auf sie schießen könnte, doch in diesem Moment war es ihr egal. Steif landete er auf ihr, ein schweres, widerstandsloses Gewicht.
Nathans Vater lächelte und drückte die Schultern seines Sohnes. »Nate!«
Quinn drückte die in den Sack gehüllten Tafeln wie einen Säugling in einem Arm an sich, mit der anderen Hand hielt er Nathan fest. »Sieh dir die Flammen an, Art Dinneck. Dies sind die Flammen unseres Gottes. Er verlangt ein Opfer, und so wirst du ihm deinen Erstgeborenen darbieten. Tu es sofort! Wir haben keine Zeit mehr. Mach schon!«
Das Feuer hinter ihnen brüllte auf. Die Hitze wurde schier unerträglich. Nathans Kopf fühlte sich an, als stünde er bereits in Flammen.
»Josh!«, kreischte Elizabeth. »Wach auf!« Im Schein des Feuers wirkte sein Gesicht gerötet wie von einem Sonnenbrand. Wahrscheinlich war es verbrannt. Er hob beide Hände an die Wangen.
Die Pistole hatte er fallen gelassen.
Ein mächtiger Brocken der lodernden Decke löste sich und krachte auf die Kanzel herab. Gleichzeitig fiel die Sprinkleranlage aus, deren Versorgungsleitung abgerissen war.
Die Hitze wurde zu viel. Elizabeth kroch in die nächste Kirchbankreihe und schleifte Josh halb hinter sich her. Zögerlich folgte er ihr, schien aber immer noch zu verwirrt, um zu begreifen, in welcher Gefahr sie schwebten. Aus scheinbar meilenweiter Ferne brüllte Quinns Handlanger Paulson. Joshs Blicke zuckten hektisch durch die Kirche, während er mit den Armen zu rudern begann, als erwachte er gerade aus einem Albtraum. Als sie sich beide in der zweiten Kirchbankreihe befanden, drehte sie sich um und wollte Nathan zubrüllen, dass er rennen solle. Ihr Blick wanderte an den drei Gestalten im Mittelgang vorbei zu den Flammen und dem schwarzweißen Rauch, der sich in der Kirche ausbreitete, während das Feuer das trockene Holz mit
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