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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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gerissener, als gut für ihn war.
    Quinn musste sofort handeln. Es würde ein Vergnügen sein, Dinneck beim Sterben zuzusehen. Quinn stellte den Kanister auf die Stufe, die in den Altarraum führte, und sagte: »Elizabeth, wären Sie so freundlich, Benzin rings um die Kanzel und darauf zu verschütten? Vielleicht auch ein wenig auf den Altar? Und unbedingt auf Mr. Tarrettis Leichnam. Schnell jetzt, junge Dame. Wir haben noch eine letzte Aufgabe zu erfüllen.«
    Gehorsam tat sie, was er verlangte. Sie schraubte den Verschluss ab und verspritzte willkürlich Benzin über den erhöhten Bereich innerhalb des Geländers. Dabei bekleckerte sie auch ihre Hose und ihre Schuhe. Ihre einzige Reaktion darauf bestand darin, dass sie zwei Mal in den Knebel hustete.
    »Das reicht, meine Liebste«, sagte Quinn. »Kommen Sie zurück.«
    Abermals hustete sie, stolperte und streckte die Hand aus, um sich am Geländer abzustützen. Dass sie dies ohne Anweisung seinerseits tat, verriet Quinn, dass sie bereits begann, seiner Kontrolle zu entgleiten. Was jedoch keine Rolle spielen würde, wenn er die Opferung schnell durchführte.
    Er begann mit seiner letzten, von langer Hand geplanten Aufgabe. Das Gefühl der Dringlichkeit artete zu einem wahren Wirbelsturm in seinem Kopf aus. Die Kirche füllte sich rasch mit Benzindämpfen – zu rasch. Aber es gab kein Zurück mehr.
    »Was wollen Sie damit bezwecken, meine Kirche niederzubrennen?!?«, brüllte Dinneck. Gut , dachte Peter. Fürchte dich ruhig . Er griff in die Hosentasche und holte ein Feuerzeug hervor. Dieses spezielle Exemplar hatte er vor langer Zeit gekauft und es seither ausschließlich dafür benutzt, die Kerzen in dem kleinen Tempel hinter dem Klub oder bei anderen Altären an anderen Orten anzuzünden. In dieser Nacht würde er es zum letzten Mal verwenden. Für das ultimative Feuer. Quinn mochte das Feuerzeug. Er würde es vermissen.
    »Mächtiger Meister«, rief er, wobei er den steten Blick auf Nathan Dinneck gerichtet ließ. »Ich entbiete dir dein erstes Opfer!« Er schritt den Gang hinab an der ersten Kirchbankreihe vorbei und zündete das Feuerzeug an.
    Eine kleine Flamme erwachte zum Leben. Er war bereit, das Feuerzeug von sich zu schleudern, sollten die Benzindämpfe sich bereits zu weit ausgebreitet haben und die Flamme höher aufzüngeln lassen. Nichts geschah.
    Noch nicht.
    »Es ist Zeit für die Opferung. Wie vom mächtigen Herrn verfügt, vom Moloch, dem Dämon aller Macht und Erhabenheit, der von seinen Anhängern Blutopfer verlangt, fordere ich dich« – er blickte in die Richtung der Kirchbänke – »Arthur Dinneck auf, jetzt vorzutreten und ihm deinen Sohn zu opfern.«

Kapitel Zweiundsiebzig
    Nathans Vater erhob sich von der Kirchbank. Er runzelte die Stirn, als verwirrten ihn Quinns Worte. Dennoch trat er aus der Kirchbankreihe hervor und stellte sich neben den Mann. Quinn schaute zu Nathan und lächelte. Aus seinem Gesichtsausdruck sprach keine Ruhe mehr, sondern nur noch blanker Wahnsinn. Vielleicht auch ein wenig Panik. Quinn verlagerte das Gewicht der Gesetzestafeln in den Armen. In einer Hand hielt er gleichzeitig immer noch das angezündete Feuerzeug.
    »Tritt vor, Nathan Dinneck«, sprach Quinn, dann fügte er hinzu: »Und bitte rasch.«
    Elizabeth bewegte sich neben ihn. Sie hustete erneut und zog sich den Knebel aus dem Mund. Mit geröteten Augen blinzelte sie ihn an. Nach und nach schien ihr Blick klarer zu werden.
    Was soll ich tun? dachte Nathan voll plötzlichem Grauen. Was soll ich nur tun?
    »Sofort, Pastor!«
    In den Resten ihrer Verwirrung murmelte Elizabeth etwas, das Nathan nicht verstand, doch in der Tiefe seiner Verzweiflung empfand er allein den Klang ihrer Stimme als tröstlich.
    Nathan trat vor, bis er im Gang zwischen den Kirchbänken stand.
    Ohne weiteres Zeremoniell warf Quinn das Feuerzeug über das Geländer in den Altarraum. Noch bevor es auf dem Boden landete, explodierte die Luft mit einem lauten Wusch! Im Altarraum flammte ein makellos runder Feuerball auf. Dann verzerrte er sich in eine Vision der Hölle. Die Kanzel brannte, und eine Flammensäule, die Tarrettis Leichnam umschloss, züngelte bereits auf das Geländer zu, sandte Hitzeschwalle voraus, der erste kraftlos, der zweite stärker, intensiver, beißender. Der Boden der erhöhten Plattform des Altarraums schlug Blasen und schwärzte sich. Benzinrinnsale verwandelten sich in Feuerströme, die auf Nathan zurasten, gierig nach dem Teppich entlang des Mittelgangs

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