Das Grab des Salomon
Gesicht zurückgekehrt. Als er zurückwich, damit Nathan die Autotür öffnen konnte, sagte er: »Mann, ein Kult in unserer Stadt. Das finde ich gar nicht cool.«
»Nein, das ist ziemlich uncool«, pflichtete Nathan ihm bei und stieg ein. »Aber bisher ist es nur eine Theorie. Trotzdem, wie sagt man so schön: ›Wissen ist Macht‹.«
Es fühlte sich zunehmend so an, als ginge seine Fantasie mit ihm durch. Nathan versuchte, nicht zu sehr über Details nachzudenken. Wenn er dazu ansetzte, brandete sogleich eine neue Woge des Grauens heran. Es war an der Zeit zu handeln, festen Boden unter die Füße zu bekommen. Josh würde ihm dabei helfen. Geistig merkte er sich vor, sich demnächst mit seinem Freund zusammenzusetzen und ihm die ganze Geschichte zu erzählen, aber im Augenblick schien es besser, ihn seine Recherche unvoreingenommen durchführen zu lassen.
Nathan musste sich in der Zwischenzeit ohnehin um andere Angelegenheiten kümmern. Um das Gemeindemitglied mit den gebrochenen Beinen beispielsweise. Hoffentlich würde es Neuigkeiten über Pastor Hayden geben, wenn er zur Kirche zurückkehrte. Obendrein, fiel ihm mit einem kurzen Anflug von Freude ein, hatte er für den Abend eine Verabredung mit Elizabeth O‘Brien.
Nathan setzte aus dem Parkplatz zurück. Josh war indes bei seinem eigenen Wagen angekommen und stellte gerade die Einkaufstüte achtlos auf den Beifahrersitz. Mit plötzlich aufkeimenden Schuldgefühlen, weil er Josh in sein persönliches Mysterium hineinzog, bog Nathan nach links auf die Hauptstraße und fuhr los.
Kapitel Siebenunddreißig
Das Cabel Grille war nach der Familie benannt, die das Lokal vor fünfzehn Jahren eröffnet hatte. Nach nur zwei Jahren war es verkauft worden, da die Cabels beschlossen hatten, die Jahre ihres Ruhestands nicht mit dem Ballast eines Restaurants zu verbringen, obwohl der Zustrom an Gästen keineswegs zu wünschen übrig gelassen hatte. Tatsächlich war das Lokal zu erfolgreich im Verhältnis zu dem Maß an Arbeit geworden, das zu erbringen sie bereit gewesen waren. Die aktuelle Besitzerin war eine junge Frau, die ein paar Ortschaften weiter südlich in Auburn lebte. Um die ursprünglichen Stammkunden zu behalten, durfte sie den Namen des Restaurants im Rahmen der Vereinbarung übernehmen. Auch die Speisekarte hatte sie größtenteils unverändert gelassen, sie hatte lediglich die Liste der vegetarischen Gerichte ergänzt.
Das Cabel Grille war Elizabeths Vorschlag gewesen, und Nathan freute sich über die Geste. Zumindest in seinen Augen bedeutete dies, dass Elizabeth die sich zwischen ihnen entwickelnde Beziehung – was immer daraus werden mochte – nicht vor den Augen der Stadt verstecken wollte. Angesichts der Ereignisse der vergangenen Tage, insbesondere jenes Vormittags, die ihm immer noch im Kopf herumschwirrten, und der wachsenden Beunruhigung der Kirchgemeinde, weil es immer noch keine handfesten Neuigkeiten über Haydens Verbleib gab, fühlte er sich obendrein wohler dabei, im Ort zu bleiben. Während des gesamten Essens musste er den Drang unterdrücken, die Verabredung vorzeitig zu beenden und Josh anzurufen, um ihn zu fragen, ob er schon etwas gefunden hatte.
»Hast du den neuen Kumpels deines Vaters einen Besuch abgestattet?«
Elizabeth hatte sich einen Kaisersalat bestellt und verlieh der Frage mit einem Stich der Gabel in ein Stück Hühnerbrust Nachdruck. Bislang hatte sich die Unterhaltung um unbeschwerte Themen gedreht, aber sie schien zu spüren, dass Nathan mehr als der verschwundene Pastor durch den Kopf ging.
Er nickte. »Heute Vormittag. War ganz schön unheimlich.«
»Inwiefern unheimlich?«
Nathan setzte ab und wartete, ob das Gefühl zurückkehrte, dass er lieber schweigen sollte. Es blieb aus. Seit er Josh an jenem Vormittag verlassen hatte, war in ihm der Gedanke gereift, sich Elizabeth anzuvertrauen. Allerdings fragte er sich wie bei Josh, wie klug es sein würde, ihr zu viel zu erzählen.
Er beschloss, sich langsam heranzutasten und ihre Reaktion auszuloten. »Na ja, es war irgendwie seltsam.«
»Unheimlich und seltsam«, sagte sie. »Eine Geschichte nach meinem Geschmack.« Leicht berührte sie mit der Gabel seinen Handrücken und hinterließ einen winzigen Tropfen Dressing auf seiner Haut. Unwillkürlich lächelte er, zumal er die liebevolle Bedeutung hinter der unscheinbaren Geste spürte. Er beschloss, alle Vorsicht in den Wind zu schlagen. Falls er tatsächlich den Verstand verlor, schien es am besten, wenn sie so
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