Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
Vom Netzwerk:
einer Situation wieder, in der sich eine rätselhafte Begebenheit an die nächste reihte. Übernatürlich war ein Wort, dem er in der Vergangenheit wenig Beachtung geschenkt hatte. Jetzt schien es nur allzu passend. Albträume, die sich in die reale Welt einschlichen. Das Tageslicht kam ihm zunehmend wie eine beängstigende Traumlandschaft vor, nicht wie etwas Tröstliches, in das man erwachte.
    Aber sollte ihm Gerede über Dämonen und uralte Religionen wirklich fremd sein? Das Alte Testament war voll von diesem Thema. Gott höchstpersönlich hatte die Israeliten gemahnt, nur ihn anzubeten. Wenn selbst Gott anerkannte, dass es solch dunkle Kreaturen im Universum gab, welches Recht besaß Nathan dann, sie höhnisch als Ammenmärchen abzutun?
    Peter Quinn tat dies eindeutig nicht.
    Dad, wo bist du da bloß reingeraten?
    Als Josh und er sein Auto erreichten, wäre er am liebsten am Bürgersteig auf die Knie gesunken, um zu beten, wie er noch nie zuvor gebetet hatte – darum, dass Gott ihm die Augen öffnete, die sich verdichtenden grauen Wolken in seinem Kopf lichtete. Ihn mit Erkenntnis segnete.
    Aber natürlich würde Josh höchstwahrscheinlich einen Krankenwagen rufen, wenn er tatsächlich auf die Knie sänke.
    »Was war das denn eben?« Josh stützte sich neben einer großen Einkaufstüte aus Papier auf die Motorhaube von Nathans Wagen.
    Statt direkt zu antworten, deutete Nathan auf die Motorhaube. »Gehört das dir?«
    Josh verrenkte sich den Hals, um an ihm vorbeizuspähen, und erwiderte: »Oh, ja, danke.« Er ergriff die Tüte und meinte: »Du hast ausgesehen, als hättest du gerade einen Geist gesehen.«
    »Etwas Ähnliches«, räumte Nathan ein. »Du bist gerade zur rechten Zeit gekommen.«
    Josh kratzte sich mit der freien Hand im Nacken und wirkte plötzlich unbehaglich. »Was eigentlich ziemlich merkwürdig ist. Ehrlich gesagt, weiß ich gar nicht, was ich hier mache.« Er spähte in die Tüte. »Ich meine, Chips, Limonade und ein Laib Brot ... O Mann, Shirley hat die Flasche auf das Brot gelegt.« Er nickte in Richtung des Greedy Grocer . »Ich muss mein Personal wirklich mal zu einem Tüteneinpackkurs oder so schicken.«
    Nathan schaute zur geschlossenen Tür des Klubs. Wahrscheinlich beobachtete Quinn sie durch eine Lücke in der Seifenschmiere. Er drehte sich um, lehnte sich an die Fahrertür und starrte auf den Gemischtwarenladen. »Warum sind Chips und zermanschtes Brot merkwürdig?«
    »Weil ich vor einer halben Stunde mit meiner Schicht fertig war. Shirley hat mich abgelöst. Sie ist erfahren genug, um den Laden alleine zu schmeißen. Aber statt zu gehen, habe ich mir noch Zeug eingepackt. Als hätte ich plötzlich Heißhunger darauf gehabt.« Er klopfte auf die Tüte. »Dabei brauche ich gar keine Chips. Ich meine, ist das nicht dasselbe, was du unlängst eingekauft hast?«
    Nathan deutete mit dem Kopf auf die Einkaufstüte. Nicht genau dasselbe, aber beinah. »Heißhunger? Bist du am Ende schwanger?« Ihr anscheinend sinnloses Geplauder hatte eine kräftigende Wirkung auf ihn. Er holte tief Luft und drehte sich leicht, sodass er mit dem Rücken an der Fahrertür lehnte.
    »Nein, aber das ist es ja gerade. Ich habe reichlich Brot zu Hause. Mindestens noch einen halben Laib. Keine Ahnung, weshalb ich das Bedürfnis hatte, hier zu bleiben, um mir dieses Zeug zusammenzupacken.« Er holte das zerdrückte Brot unter der Limonadenflasche hervor und legte es stattdessen behutsam daneben. Schließlich seufzte er. »Na, jedenfalls habe ich dein Auto gesehen, als ich gehen wollte, und ich dachte mir, ich schaue mal eben nach, ob es dir da drin auch gut geht.« Er nickte in die Richtung des Klubs.
    Allmählich dämmerten Nathan die Auswirkungen dessen, was sein Freund ihm erzählte. Etwas, das Nathan im Leben gelernt hatte, war, nicht an Zufälle zu glauben. Er war im Begriff gewesen, Peter Quinn alles anzuvertrauen – einem Mann, der im Wesentlichen zugegeben hatte, ein Dämonenanbeter zu sein. Josh war gerade noch rechtzeitig eingetroffen, um ihn davor zu bewahren.
    Kurz spielte er mit dem Gedanken, seinem Freund all das zu erklären, entschied sich jedoch dagegen. Für gewöhnlich erfüllte es ihn mit Freude und einem Gefühl der Bestätigung, wenn er in seinem Leben oder in jenem anderer Gottes Hand am Werk spürte. Diesmal jagte es ihm nur eine Heidenangst ein.
    »Sag mal«, riss Josh ihn aus seiner Grübelei, »worum ging es denn da drin mit Weißkopf? Wohl um deinen Vater, vermute ich?«
    Nathan

Weitere Kostenlose Bücher