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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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Arbeit erwiesen hatten. Als die Soldaten auf dem Hauptplatz vor der Kirche Einzug hielten, setzten sie und ihre Schwestern sich geschlossen in Richtung des Pfades des Heiligen Petrus in Bewegung, angeführt von Mutter Oberin. Danelis bildete die Nachhut und bedeutete den fünf von ihr auserkorenen Frauen, an ihrer Seite zu bleiben. Nachdem sie die restlichen Novizinnen mit Gebeten für ihre Sicherheit weitergeschickt hatte, bog sie in einen anderen Gang ab. Sie mussten die drei Stockwerke tiefer gelegene Kapelle des Heiligen Markus erreichen, zwei Gegenstände holen und anschließend einem Weg folgen, den sie bislang nur in ihren Träumen gegangen war.
    Vorläufig erwies sich der Flur vor der Kapelle als verwaist. Sie gab den Schwestern das Zeichen, ihr zu folgen, dann hörte sie Schritte. »Rasch zurück«, flüsterte sie und drängte sich zu den fünf von Grauen gezeichneten Gesichtern, die in der Dunkelheit des Raumes verblassten. Die Schritte näherten sich klatschend durch den Gang. Danelis betete, wer immer sich näherte, möge vorbeigehen und ihre zitternden Schatten an der Pforte der Kapelle nicht bemerken.
    Bischof Georgios Palaiologos rannte so schnell vorbei, dass er beinah um die nächste Ecke gebogen war, bevor Danelis aus der Kapelle treten und rufen konnte: »Eminenz!«
    Beim Klang ihrer Stimme wirbelte Georgios herum und stolperte um ein Haar. Sein breites Gesicht glänzte vor Schweiß, der ihm ob der anstrengenden Flucht in Strömen aus den Poren drang. Ihr fiel auf, dass er mit nackten Füßen lief.
    Als der Bischof erkannte, wer zu ihm gesprochen hatte, gelang ihm ein erleichtertes, aber kurzes Lächeln. Die Geste hob ihren Mut. Dann keuchte er: »Oh, Gott sei Dank seid Ihr noch in Sicherheit. Bitte, Schwester, verlasst diesen Ort augenblicklich.«
    Sie ging einen Schritt auf ihn zu. »Vater, da ist etwas, das ich Euch sagen muss.« Immerhin war er der Bischof. Gewiss war es Vorsehung gewesen, dass ihre Wege sich in diesem Augenblick gekreuzt hatten. Er würde ihnen helfen.
    Der stämmige Mann hielt etwas gegen die Brust gedrückt und wankte seitwärts, als er sich anschickte, dem von ihm gewählten Pfad weiter zu folgen. Er würde sie doch nicht alleine zurücklassen?
    »Eminenz, wartet. Wir müssen –«
    »Wir müssen sofort weg!«, schnitt er ihr das Wort ab. »Kommt hier entlang; so könnt Ihr den Pfad des Heiligen Petrus erreichen, falls er nicht bereits versperrt ist.«
    Bitte, Gott, lass nicht zu, dass er uns verlässt . »Ich kann nicht, Vater. Zuerst müssen wir noch etwas tun!«
    Bischof Georgios Palaiologos hatte nicht länger gewartet, um ihr zuzuhören. Er verschwand den Gang hinab und rief: »Verzeiht, Schwester, aber ich muss sofort weiter. Ich kann es Euch nicht erklären. Gott –« Die Worte entschwanden in der Ferne, gingen im Lärm der dämonischen Kreuzritter unter, die immer näher kamen.
    Danelis fiel es schwer zu atmen. Sie waren wieder allein. Mutterseelenallein.
    »Schwester?«, sagte eine Stimme hinter ihr. Novizin Rhea spähte unter ihrem blassblauen Gewand hervor. »Schwester, was sollen wir jetzt tun?«
    Danelis verfluchte ihre Schwäche. Dies waren Kinder Gottes. Sie brauchten ihren Glauben. Sie waren nicht allein. Solange sie Gottes Befehl befolgten, waren sie nie allein.
    Sie flüsterte nicht mehr, als sie antwortete: »Kommt hier entlang. Habt Ihr die Stäbe?«
    Zwei andere Novizinnen traten vor, die jeweils lange, glatte Stöcke vor sich hielten. Danelis hatte sie vor Wochen gemäß den Anweisungen des Engels schnitzen und in die Ecke der Kapelle legen lassen, wo niemand sich an ihnen zu schaffen machen würde. Das hatte der Engel versprochen. Wenn dies möglich gewesen war, würde es auch der Rest ihrer Aufgabe sein.
    »Folgt mir«, forderte sie ihre Gefährtinnen auf und achtete darauf, Zuversicht in ihrer Stimme mitschwingen zu lassen. »Wir haben zum Ruhm des Herrn viel zu tun.«
    Danelis ergriff eine Fackel aus einer Halterung vor der Kapellentür und wandte sich in die Richtung, aus der zuvor der Bischof gekommen war. Sie schaute nicht zurück, um sich zu vergewissern, dass die anderen ihr folgten. Die Geräusche ihrer Schritte und das gelegentliche Klappern der Stöcke entlang der Steinwände verrieten ihren Gehorsam. Sie eilten weitere, teils so schmale Treppenfluchten hinab, dass sie gezwungen waren, im Gänsemarsch zu laufen, doch sie hielten kein einziges Mal an. Danelis hatte diesen Weg dutzende Male in Gottes Visionen gesehen. Je weiter sie ihn

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