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Das Grab des Salomon

Das Grab des Salomon

Titel: Das Grab des Salomon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel G Keohane
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früh wie möglich davon erfuhr.
    »Wo soll ich anfangen? Schon bevor ich in die Stadt kam und noch eine Weile danach hatte ich wirklich bizarre Träume.« Ohne eine Äußerung von ihr über ein weiteres interessantes Adjektiv seinerseits abzuwarten – denn er sah, wie ihr Mund zum Sprechen ansetzte, und wusste genau, was sie sagen würde – begann er mit einer genauen Beschreibung der Albträume, wobei er das Hauptaugenmerk auf den Tempel richtete.
    Nachdem er geendet hatte, steckte sie einen weiteren Bissen in den Mund, kaute und meinte: »Ziemlich gruselig.«
    Durch die schlichte Tatsache, dass sie dies aussprach, bevor sie schluckte, wobei der Salat, den sie noch im Mund hatte, die Worte dämpfte, wollte Nathan am liebsten aufspringen und sie umarmen. Er wusste nicht genau, woran es lag, wahrscheinlich nur daran, dass sie ihm ständig ihre ungeteilte Aufmerksamkeit schenkte, ihm interessiert zuhörte.
    In diesem Augenblick und durch seine instinktive Reaktion auf die so unscheinbare Kleinigkeit, dass sie mit vollem Mund gesprochen hatte, fand er sich damit ab, wie hoffnungslos verliebt er in diese Frau immer noch war. Wenn sie nicht bei ihm war, stellte er stets unweigerlich in Frage, was aus ihrer Beziehung tatsächlich werden konnte, aber wenn sie zusammen waren, wollte er nirgends anders sein.
    »Dann wird dir das erst recht gefallen«, fuhr er fort. »Als ich heute Vormittag in diesem Klub war, hing dort ein Gemälde an der Wand, das haargenau wie die Szene aus meinen Träumen aussah.«
    Kurz überlegte sie, dann schlug sie vor: »Vielleicht hattest du das Bild vorher schon mal irgendwo gesehen.«
    An diese Möglichkeit hatte er noch gar nicht gedacht. Dennoch fühlte es sich nicht richtig an. »Nein«, meinte er schließlich. »Nein, das glaube ich nicht. Wenn ich es vergessen gehabt hätte, wäre es mir wahrscheinlich wieder eingefallen, als ich es heute sah. Um ehrlich zu sein, ich denke, es war ein Original. Aber ich bin kein Kunstexperte.«
    »Irgendeine Ahnung, was es zeigt?«
    »In gewisser Weise. Ich meine, der Typ, der den Klub betreibt, hat es mir erzählt.« Er bedachte sie mit einem Seitenblick, während er seinen erkaltenden Cheeseburger ergriff und davon abbiss. Er schmeckte komisch, und erst, nachdem er gekaut und geschluckt hatte, erkannte er, weshalb. »Aha. Ich vermute, die Bezeichnung ›Garden Burger‹ bezieht sich wohl nicht auf die Salatblätter in dem Burger.«
    Elizabeth lachte und schlug sich auf den Schenkel. »Nein. Das ist ein Gemüseburger. Kein Fleisch. Und ich dachte schon, du bist unter die Vegetarier gegangen.«
    Neugierig biss er abermals in den Burger. Er schmeckte nicht übel.
    »Mach schon, iss dein köstliches Tofu auf und erzähl mir, was er gesagt hat«, forderte Elizabeth ihn auf.
    Er kaute zu Ende, doch bevor er etwas erwidern konnte, klingelte sein Mobiltelefon. Nathan trug eine Khakihose und ein Sportjackett über dem weißen Hemd – allerdings keine Krawatte; Elizabeth hätte sich ausgiebig über ihn lustig gemacht, wenn er so weit gegangen wäre. Er griff in die Innentasche seines über die Stuhllehne geschlungenen Mantels und holte das Telefon hervor.
    »Entschuldige, nur eine Sekunde.« Er drückte die Rufannahmetaste. »Pastor Dinneck.« Nathan musste ein Grinsen unterdrücken, als er Elizabeth dabei ertappte, wie sie seine Begrüßung mit den Lippen nachahmte und dabei gespielt vornehm die Augenbrauen hochzog. Kurz lauschte er, dann sagte er: »Ja, Claire. Ja, das passt mir gut. Wir sehen uns am Samstag ... Nein, es wird mir ein Vergnügen sein. Gute Nacht.« Damit legte er auf und steckte das Telefon weg.
    »Tut mir Leid. Ich hatte sie gebeten, mich anzurufen, sobald sie erfährt, wann ihre Mutter aus dem Krankenhaus entlassen wird. Ein kleiner Schlaganfall. Claires Mann ist gerade in Florida, deshalb habe ich versprochen, ihr zur Hand zu gehen.«
    »Lass den Mann bloß nicht erfahren, dass seine Schwiegermutter bei ihm einzieht, sonst kommt er womöglich nicht zurück.« Sie sprach die Äußerung mit todernster Miene aus, dennoch musste Nathan lächeln.
    »Du bist durch und durch böse.«
    Sie beugte sich vor und streckte ihm herausfordernd das Kinn entgegen. »Dann nimm doch einen Exorzismus an mir vor!«, sagte sie und knurrte.
    Er griff nach seinem Burger. »Stell mich nicht auf die Probe.«
    Elizabeth berührte ihn am Arm. Er legte den Burger beiseite und ergriff mit beiden Händen ihre Hand. Ihre Augen waren tiefbraun, fast wie Haselnüsse. »Fiele

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