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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Haus.
    Vicki stieß die Tür auf.
    »Warte.«
    »Was ist?«, fragte sie.
    »Es tut mir leid.«
    »Mir auch. Aber davon wird es auch nicht besser. Man rammt niemandem ein Messer zwischen die Rippen und sagt dann Entschuldigung und augenblicklich schließt sich die Wunde. So funktioniert das nicht.«
    »Es hat wehgetan, Vicki.«
    »Gut. Das sollte es auch. Das ist der Sinn eines Faustschlags. «
    »Nicht das. Ich wollte glauben, dass du anders bist. Ich wollte nicht, dass du eine von denen bist. Aber …«
    »Du hast keine Ahnung, was ich bin.« Sie stieg aus, warf die Tür zu und rannte zum Haus. Als sie ihre Schlüssel herauskramte, hörte sie, wie der Wagen mit quietschenden Reifen davonfuhr.
    »Scheißtyp«, murmelte sie.
    Sie hatte ihn wirklich gemocht.
    Wie konnte er nur so etwas tun, mich einfach in denselben Topf mit seiner Exfrau und all den anderen Schlampen dieser Welt zu werfen, nur weil ich drei Typen einen Korb gegeben habe?
    Ich hätt’s ihm nicht sagen sollen.
    Scheiß drauf. Ich werde nicht lügen. Wenn er damit nicht zurechtkommt, ist das sein Problem.
    Ich hätte es ihm erklären können.
    Aber er hat mir keine Chance gegeben. Dieses Arschloch. Er wollte keine Erklärung hören, brauchte keine, weil er es wusste. Genau, er wusste es. Zuerst die Karriere. Pech gehabt, Jungs.
    Wer braucht ihn schon?
    Nicht die Spur von Unschuldsvermutung. Nicht die Spur von Interesse an meinen Gründen für die Abfuhren.
    Sie schloss die Tür auf und trat ins Haus.
    Ace lag auf der Couch, sah sie an und machte den Fernseher aus. »Was ist schiefgegangen?«
    Sie hatten geplant, Jack auf ein paar Drinks hereinzubitten – falls sie nicht zu ihm gehen würden –, und Vicki würde ihn Ace vorstellen, und Ace würde sich bald rar machen.
    Dieser Plan hatte Vicki schon den ganzen Abend über nervös gemacht. Sie hatte sich vorgestellt, wie es laufen würde. Die ersten Berührungen, der erste Kuss, der unvermeidliche Augenblick, wenn Jack die Hand auf eine Brust legen würde. Während sie aßen, während sie redeten und lachten, geisterte ihr ständig diese Wohnzimmerszene durch den Kopf. Sie sah, wie er die Träger ihres Kleids von den Schultern schob. Sie hatte Angst, dass Ace ins Zimmer kommen würde. Ace würde so etwas niemals tun, aber es hätte ihr dennoch widerstrebt, im Wohnzimmer weiterzumachen. Hätte sie den Mut gehabt, ihm vorzuschlagen, ins Schlafzimmer zu gehen? Oder hätte sie doch einen Rückzieher gemacht?
    War sie sich überhaupt sicher, dass sie wirklich mit diesem Mann schlafen wollte? Ja, sie hatte sich dafür entschieden, als die Mousse au chocolat serviert wurde. Ja, aber es wäre besser, es hinauszuzögern. Viel aufregender, es sich langsam entwickeln zu lassen – ihn wieder und wieder zu treffen und sich jedes Mal ein Stück näherzukommen, als würden sie eine lange, romantische Reise machen und hier und dort stehen bleiben, um sich an den Sehenswürdigkeiten zu erfreuen, wobei sie von Mal zu Mal begieriger wurden, das endgültige Ziel zu erreichen, doch auf dem Weg dahin jeden Augenblick genossen.
    So sollte es sein. Nicht nach dem ersten Essen auf dem schnellsten Weg ins Bett, alles innerhalb von ein paar Stunden, und dabei die kleinen, aber wundervollen Freuden der Reise versäumen.
    Jack sah das vielleicht anders. Wie die meisten Männer. Sie fühlten sich betrogen, wenn du nicht sofort mit ihnen ins Bett gingst. Vicki fragte sich, wie hartnäckig Jack sein würde. Sie fragte sich, ob sie die Willenskraft haben würde, ihn sich vom Leib zu halten.
    Als er seine Mastercard zusammen mit der Rechnung auf das kleine Plastiktablett legte, überlegte sie, ob er ein Kondom dabeihatte. Wenn nicht, würde das die Lösung des Problems sein. Sie hatte keines (brauchte keines, da sie in letzter Zeit mit niemanden ausgegangen war), und obwohl Ace sicherlich einen ganzen Sack voll besaß, hatte Vicki sie nicht um eines gebeten.
    Es war nicht eine mögliche Schwangerschaft, die ihr Sorgen bereitete.
    Es würde vielleicht ein bisschen peinlich werden, aber er konnte ihr nicht vorwerfen, prüde oder zickig zu sein, wenn sie nicht mit ihm schlafen wollte, weil er keinen Gummi dabeihatte. Nicht, wenn AIDS sich im ganzen Land verbreitete.
    Vielleicht hatte er einen dabei für den Fall, dass er Glück hatte.
    Tja, er hatte kein Glück gehabt.
    Und ich auch nicht, dachte Vicki.
    »Wir haben uns gestritten«, berichtete sie Ace.
    »Du machst Witze.«
    »Siehst du ihn irgendwo?«
    »Verdammt, wie hast du das denn

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