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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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hingekriegt?«
    »Das war leicht.«
    »Er hat sich als Arschloch entpuppt?«
    »Nicht unbedingt.« Vicki setzte sich auf die Couch. Sie schleuderte ihre Schuhe von den Füßen, streckte die Beine aus und legte sie auf die Ecke des Couchtischs.
    »Lass mich raten«, sagte Ace. »Er ist verheiratet.«
    »Geschieden.«
    »Aha. Und aus diesem Grund verbittert, nachtragend, misstrauisch und scheut jede Art von Beziehung wie der Teufel das Weihwasser, weil er nicht wieder verletzt werden will. Wer weiß, vielleicht bist du seine Ex, die sich bloß raffiniert verkleidet hat?«
    Vicki musste lachen. »Wie bist du bloß so klug geworden? «
    »Die Schule der sanften Schläge, Schätzchen.«
    »Unter meinem Clownskostüm schlägt das Herz einer Amazone – beziehungsweise einer gnadenlosen Karrierezicke, die Kinder umbringt.«
    »Die Kinder umbringt?«
    »Seine Ex hatte eine Abtreibung, weil sie fand, ein Kind würde ihrer Karriere als Anwältin schaden.«
    »Und Jack wollte das Kind?«
    »Ja. Deshalb nimmt er jetzt an, ich sei genau derselbe Typ Frau, die nichts als ihren Beruf im Kopf hat.«
    »Natürlich.«
    »Dieser Scheißkerl.«
    »Und wie war er sonst?«
    »Wen interessiert das noch?«
    »Du musst ihn für ziemlich schnuckelig gehalten haben, sonst wärst du jetzt nicht so sauer.«
    »Er war okay.«
    »Du warst scharf auf ihn, hab ich Recht?«
    »Vielleicht. Aber …«
    »Die Fakten sind, wie sie sind, Schatz. Fakt eins: Du gehst auf dreißig zu. Fakt zwei: Ich glaube nicht, dass du auf picklige, unerfahrene Teenager stehst. Fakt drei: Es gibt keine Typen im einigermaßen passenden Alter, die nicht irgendeine Macke haben oder irgendwas mit sich rumschleppen.«
    »Die guten sind alle vergeben?«, murmelte Vicki.
    »Oder waren es. Und wir beide wissen verdammt genau, dass wir von den anderen besser die Finger lassen. Wenn du einen ledigen Typen über fünfundzwanzig findest, der nicht verheiratet war oder zumindest eine langjährige Beziehung mit einer Frau hinter sich hat, stimmt mit ziemlicher Sicherheit was nicht. Nimm zum Beispiel deinen Freund Melvin.«
    »Danke, lieber nicht.«
    »Er ist noch zu haben und wurde noch nie geschieden. «
    »Und ich dachte, ich wäre zuvor schon depressiv gewesen. «
    »Ich versuche nur, dich aufzuheitern.«
    »Das machst du wirklich gut.«
    »Ich will dir nur klarmachen, dass du keinen Typen findest, der nicht den Müll aus irgendwelchen alten Geschichten mit sich rumträgt. Wenn ein Mann frei ist – und nicht so versaut, dass er nie eine Beziehung hatte –, muss es in seinem Leben eine Frau gegeben haben, die ihn entweder frustriert hat oder gestorben ist. So oder so – du erbst die ganze Scheiße, die sie auf ihn abgeladen hat. Das lässt sich nicht vermeiden.«
    »Wenn du so verständnisvoll bist, warum gehst du dann nicht mit ihm aus? Ich bin sicher, er würde dich als Abenteurerin einordnen. Du musst nur aufpassen, wenn er dich fragt, wie viele Anträge du abgelehnt hast.«
    »Das ist die entscheidende Frage, wie?«
    »Für mich war sie es.«
    »Was hast du geantwortet?«
    »Drei.«
    »Wo ist das Problem? Das zeigt nur, dass du wählerisch bist.«
    »Nicht für ihn. Er glaubt, dass ich die Typen abfahren ließ, weil eine Heirat mit meiner Karriere nicht zu vereinbaren gewesen wäre.«
    »Und, hat er Recht damit?«
    »Gute Frage. Hervorragende Frage. Er hat sich nur nicht die Mühe gemacht, sie zu stellen. Das ist der ganze verdammte Grund, warum …« Ihre Stimme kippte. Ihre Augen füllten sich mit Tränen.
    Jetzt heul ich schon wieder, dachte sie.
    Ace rutschte über die Couch und legte einen Arm um Vickis Schultern. Vicki drehte sich zu ihr, schlang die Arme um sie und vergoss Tränen auf ihren Hals. Sie spürte, dass Ace ihr übers Haar strich.
    Sie sollte hier auf der Couch in Jacks Armen liegen. Das war der Plan gewesen. Es sollte Jack sein, nicht Ace. Sie sollten jetzt hier sitzen, und was hatte sie getan? Sie hatte sich wegen Kondomen einen Kopf gemacht und … Sie weinte noch heftiger.
    »Alles okay«, murmelte Ace. »Alles wird gut.«
    »Ich … Ich wollte ihn«, platzte es aus ihr heraus.
    »Ich weiß.«
    »Was … stimmt nur mit mir nicht?«
    »Nichts. Gar nichts. Du bist nur einsam. Schon viel zu lange. Und du hast alle Hoffnungen auf diesen Typen gesetzt.«
    »Dieser Scheißkerl.«
    »Versuch, die positive Seite zu sehen.«
    »Welche positive Seite?«
    »Du hast mich.«
    »Ich weiß. Ich weiß.«
    »Das sollte ein Witz sein, Kleines.«
    »Trotzdem …«
    Ace

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