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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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Leib.
    »Den brauchst du nicht«, sagte Melvin.
    »Soll ich ausm Wagen springn?«
    Melvin seufzte. Obwohl er keine Autos hörte, sah er die River Road hinauf und hinab. » Wenn du rausspringst, wird der Wagen langsamer. Ich will, dass du mit vollem Tempo gegen die Mauer krachst.«
    »Woher wissn Sie, dass ich dabei nich verletz werde?«
    »Vertrau mir, Charlie. Du bist mein Freund. Außerdem hab ich große Pläne mit dir.«
    »Ja?«
    »Du musst mir helfen, mehr Mädels zu besorgen. Und du darfst dir eine für dich aussuchen. Du kannst eine ganz für dich allein haben.«
    »Wirklich?«
    »Ja.« Melvin drückte Charlies Schulter.
    Charlie nickte entschlossen.
    Melvin trat zurück. »Auf die Plätze, fertig … los!«
    Der Motor heulte auf. Der Mercedes schoss vorwärts. Er fuhr mit Benzin, nicht mit Diesel, und beschleunigte deshalb sehr gut. Er brauste durch die Kurve und verschwand hinter den Bäumen aus Melvins Blickfeld. »Ja! Los! Drück drauf!«, schrie Melvin. Er klatschte die Hände zusammen, zuckte unter dem Schmerz der Bisswunde zusammen und wartete darauf, dass die Nacht unter dem Krachen der Kollision erbebte.
    Allerdings ließ das Krachen, als es endlich ertönte, die Nacht nicht erbeben.
    Melvin rannte um die Kurve. Der Wagen war nicht in einem Feuerball aufgegangen, wie er gehofft hatte. Er stand einfach nur da.
    »Scheiße«, knurrte Melvin.
    Charlie hielt sich den Kopf und sah aus dem Fenster. »Wie hab ich’s gemacht?«
    »Klasse«, sagte Melvin. »Einfach klasse.« Er ging zur Vorderseite des Wagens. Die Betonmauer hatte die Stoßstange auf der rechten Vorderseite verbogen, den Kühlergrill eingedrückt, den rechten Scheinwerfer zertrümmert und in der Motorhaube eine kleine Delle hinterlassen. Nach dem Schaden zu urteilen musste Charlie mit höchstens zehn Meilen pro Stunde gegen die Mauer gefahren sein.
    Verdammter alter Furz.
    Charlie stieß die Tür auf.
    »Bleib drin!«
    Er zog die Tür wieder zu.
    Melvin ging zur Fahrertür.
    Charlie spähte aus dem Fenster. Er presste ein Taschentuch an seine Stirn. »Gehn wir jesst nich heim?«
    »Sofort.«
    Charlie ließ das Taschentuch sinken. Auf seiner Stirn prangte eine ziemlich große Platzwunde. Er sah auf das blutige Tuch hinab, presste es dann an seinen Mund und begann zu saugen.
    »Reich mir deine Tasche raus«, befahl Melvin.
    Charlie sah sich suchend im Wagen um, entdeckte seine Arzttasche auf dem Boden vor dem Beifahrersitz und hob sie ans Fenster. »Was issa drin?«, fragte er und schüttelte die Tasche.
    Melvin antwortete nicht. Er öffnete die Tasche, schüttete Benzin auf Charlies Schoß, beugte sich neben dem Wagen hinunter und goss das restliche Benzin unter die Motorhaube des Mercedes.
    »Was tun Sie?«, fragte Charlie. Er klang besorgt.
    Melvin ignorierte ihn. Er riss ein Streichholz an und hielt es neben dem Vorderrad an den feuchten Asphalt. Eine bläuliche Flamme leckte über das vergossene Benzin. Melvin richtete sich auf. Er warf das brennende Streichholz in die Arzttasche. Mit einem leisen Wusch füllte sich die Tasche mit blauem Feuer. Er warf sie auf Charlies Schoß.
    »Hey!«, schrie Charlie und fuhr hoch. Mit einem seiner brennenden Arme wischte er die Tasche von seinem Schoß. Die Tür schwang auf. Melvin stieß sie mit dem Fuß wieder zu.
    »Bleib sitzen!«, befahl er.
    »Was soll das?«, fragte Charlie und blinzelte irritiert durch die Flammen. Sein Hemd brannte lichterloh. Ebenso seine Augenbrauen und sein Haar. »Lass mich raus, bevor ich verbrenne.«
    »Du bleibst drin.«
    Charlie rammte seine brennende linke Schulter gegen die Tür. Die Tür flog auf. Er schwang ein Bein heraus. Es brannte noch nicht. Melvin warf die Tür wieder zu. Mit einem dumpfen Schlag krachte sie gegen Charlies Schienbein. Melvin versuchte, die Tür zuzuhalten, doch Charlie griff durch das offene Fenster nach ihm. Er wich vor den brennenden Armen zurück.
    Die Tür flog erneut auf. Charlie, der jetzt von den Knien aufwärts in Flammen stand, stieg aus dem Wagen und sah an sich herab. Er schlug mit den Händen auf seine brennende Hose und sein brennendes Hemd. Dann gab er auf. Er stemmte die Fäuste in die Hüften und drehte das Gesicht zu Melvin herum. »Du willst mich nochmal umbringen«, sagte er.
    Melvin warf einen Blick auf den Wagen. Flammen leckten unter der Motorhaube hervor. Nicht mehr lange, und die Benzinleitung würde durchschmoren.
    »Geh wieder in den Wagen«, befahl er.
    »Ich denk gar nicht dran, du verdammter, hinterhältiger

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