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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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machte den Fernseher an und bewegte sich nicht von der Couch, bis die Türklingel läutete.
    Mittlerweile saß Charlie vor dem Fernseher, während Melvin im Schlafzimmer stand und sich fragte, wie er Charlie ein zweites Mal töten sollte. Tu es einfach, sagte er sich. Es ist wahrscheinlich genauso leicht wie beim ersten Mal.
    »Warum erschießen wir ihn nicht einfach?«, schlug Patricia vor.
    »Es muss wie ein Unfall aussehen. Ich glaube, ich fahr mit ihm in seinem Wagen irgendwohin.«
    »Ich kann doch mitkommen, oder?«
    Jetzt ging das wieder los.
    »Ich würde dich gern mitnehmen«, sagte er. »Aber du kannst nicht aus dem Haus. Die Polizei sucht dich überall wegen des Mordes an Pollock.«
    Sie schien vor Kummer in sich zusammenzusacken.
    »Fang nicht wieder damit an, Schatz.«
    »Du willst mich wieder allein lassen.«
    »Es dauert nicht lang.«
    »Das sagst du immer.«
    Melvin setzte sich auf die Bettkante. Er ließ seine Hand ihren Schenkel emporgleiten und fühlte den harten Schorf auf den Striemen, die ihr letzter Panikanfall hinterlassen hatte. »Wenn du nicht willst, dass ich gehe«, sagte er, »bleibe ich.«
    »Wirklich?«
    »Ehrenwort.«
    Sie strahlte.
    »Charlie wird dann allerdings ebenfalls bei uns bleiben müssen. Ist das okay?«
    Ihr Lächeln erlosch. »Ich will ihn hier nicht haben.«
    »Ich auch nicht. Aber ich muss mit ihm irgendwohin fahren, um ihn loszuwerden, und das kann ich nicht, ohne dich für eine Weile allein zu lassen.«
    Sie schien nachzudenken. »Wie lange wärst du weg?«
    »Eine halbe Stunde vielleicht.«
    »Das ist nicht so lang.«
    »Ich bin zurück, bevor du Piep sagen kannst.«
    »Jetzt sofort?«
    »Ich glaube nicht.« Er warf einen Blick auf die Uhr neben dem Bett. Halb zehn. Es war wirklich noch zu früh. Er hatte die Sache schnell hinter sich bringen wollen, aber wenn er noch etwas wartete, war das Risiko geringer. Der ideale Zeitpunkt wäre zwei oder drei Uhr nachts.
    Er wusste nicht, ob er so lange warten konnte.
    Doch je länger er es hinausschob, desto besser.
    »Ich hab noch Zeit«, sagte er.
    »Geh erst, wenn ich schlafe, okay?«
    »Okay.«
    Patricia wälzte sich herum, streckte die Hand zum Nachttisch aus und griff nach dem Kreppband. Sie riss mehrere Streifen ab und klebte sie sich über den Mund.

Kapitel Neunzehn
    Jack nahm ihren Arm und führte sie zu seinem Wagen. »Vielen Dank«, sagte sie. »Das Essen war wunderbar.«
    »War mir ein Vergnügen. Das letzte Mal, dass ich einen so schönen Abend hatte, liegt schon … Tage zurück. «
    »Idiot.« Sie versetzte ihm mit dem Ellbogen einen sanften Rippenstoß.
    »Hätte ich ›Jahre‹ gesagt, hättest du wahrscheinlich gedacht, ich wär weg und hin.«
    »Weg und hin?«
    »Hin und weg.«
    »Aber das bist du nicht?«
    »Doch. Aber ich denke nicht daran, es zuzugeben.«
    Er öffnete Vicki die Beifahrertür. Sie stieg ein und lehnte sich über die Sitzbank, um für ihn die Tür zu entriegeln. Als sie nach dem Sicherheitsgurt griff, überlegte sie, ob sie das Anschnallen sein lassen und weiter in die Mitte, näher zu Jack rutschen sollte. Doch dann würde sie vielleicht zu aufdringlich wirken.
    Lass ihm den ersten Schritt, dachte sie.
    Während des Essens hatte Jack durchblicken lassen, dass er aufdringliche Frauen unmöglich fand. »Ich bin selbstverständlich für Gleichberechtigung«, hatte er gesagt. »Ich finde Frauen toll, die Karriere machen, wenn sie das möchten. Aber viele dieser Frauen wollen heutzutage ständig die Zügel in der Hand halten, was mich die Wände hochgehen lässt. Als würden sie in jedem anderen einen Konkurrenten sehen und partout die Oberhand behalten müssen.«
    »Du magst deine Frauen lieber lammfromm und unterwürfig? «, hatte Vicki gefragt, die zwar Verständnis für seine Klage hatte, sich jedoch bemüßigt fühlte, ein gutes Wort für ihre Partei einzulegen.
    »Ich mag Frauen, die so sind wie du.«
    »Und wie bin ich?«
    »Abgesehen von deinen augenfälligen Vorzügen besitzt du die wundervolle und seltene Eigenschaft, über dich selbst lachen zu können.«
    »Du magst also Clowns.«
    »Ich mag Leute, die sich nicht zu ernst nehmen. Mein Eindruck ist, dass du das Leben als Abenteuer und nicht als Kriegsschauplatz betrachtest.«
    »Oh, ja, da gibt es einen feinen Unterschied.«
    »Ein Abenteuer kann allerdings, was die alltäglichen Ereignisse und Gefahren angeht, ziemliche Ähnlichkeit mit Krieg haben …«
    »Wie davonlaufen, in Deckung gehen, den Arsch weggeschossen kriegen

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