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Das Grab - Roman

Das Grab - Roman

Titel: Das Grab - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Laymon
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ein riesiges Loch. Und in diesem quälend langen Augenblick dachte sie: Es ist Charlie. Er muss es sein. Er lebt!
    Sie empfand keine Erleichterung. Nur Schmerz und Schock und Entsetzen.
    Wie konnte er mit so einer Schädelverletzung am Leben sein?
    Warum hatte er Jack geschlagen?
    Jack könnte ertrinken!
    Sie schwang eine Faust, um nach dem ausgestreckten Arm, an dem sie hing, zu schlagen, doch er wich dem Hieb aus, und sie spürte, wie sie hochgehoben wurde und nach vorn kippte. Durch die Gewichtsverlagerung richtete sich das Kanu plötzlich aus seiner prekären Schräglage auf. Es schaukelte heftig von einer Seite zur anderen, und das Dollbord drückte wieder schmerzhaft gegen ihre Schenkel, hob sie hoch und tauchte sie wieder unter. Sie fühlte Luft an ihren strampelnden Beinen, dann Wasser, dann wieder Luft. Ihr Gesicht lag auf etwas, das sich kalt und nass und verkrustet anfühlte. Charlies verbranntes Bein.
    Mit einem gurgelnden Krächzen, das vielleicht ein Lachen war, stemmte Charlie eine Hand gegen ihre Hüfte. Ihre Beine schabten das Dollbord entlang. Sie zappelte, stieß mit den Beinen und versuchte, von ihm weg zu kommen. Er zerrte sie höher und zog sie herum. In dem Moment, in dem Vickis Beine in das Kanu fielen, warf er sie auf den Rücken.
    Sie fiel der Länge nach auf ihn.
    Sie wand und krümmte sich, doch er hielt sie fest.
    »Charlie!«, keuchte sie. »Ich bin’s, Charlie! Vicki! Lass mich los! Was tust du?«
    Er zerrte ihr T-Shirt bis unter ihre Achseln hoch.
    Vicki krallte beide Hände um die Dollborde und versuchte, sich hochzuziehen.
    Charlie zerrte an ihrem BH. Die Haken zwischen den Körbchen gaben nach. Sie spürte, wie sich seine von Brandkrusten schorfigen Hände um ihre nackten Brüste legten.
    »Nein!«, schrie sie. »Charlie!«
    Er antwortete mit einem Gurgeln.
    Sie packte eine seiner Hände und zog sie weg. Doch nur für einen Augenblick. Dann hörte sie ein schmatzendes Geräusch, und ein Klumpen verbranntes Fleisch blieb in ihren Händen zurück. Sie schleuderte es mit einem schrillen Schrei von sich. Charlies Hand schloss sich wieder um ihre Brust. Sie fühlte sich jetzt warm und nass an, und sie wusste, dass es Blut und Sehnen und Muskeln waren, die sie streichelten.
    Seine andere Hand kroch zu ihrem Bauch hinab und schob sich tiefer.
    »NEIN!« Sie packte die Hand.
    Zähne bohrten sich in ihre Schulter.
    Sie schrie auf.
    Das Kanu schwankte, neigte sich weit auf die Backbordseite, und Vicki wälzte sich in dieselbe Richtung. Dann kippte es schließlich vollständig und beförderte sie, Charlie auf ihrem Rücken, in den Fluss. Seine Zähne bohrten sich weiterhin schmerzhaft in ihre Schulter.
    Sein Gewicht drückte sie unter Wasser, als hätte sein Körper überhaupt keinen Auftrieb.
    Vicki blieb nur ein Augenblick, um zu reagieren, bevor das Wasser über ihr zusammenschlug, doch sie schaffte es, etwas Luft in ihre Lungen zu saugen. Viel zu wenig.
    Sie stieß mit den Beinen und ruderte mit den Armen, um ihr rapides Sinken zu stoppen. Doch Charlies Gewicht drückte sie unbarmherzig hinab.
    Seine Zähne sanken tiefer in ihre Schulter.
    Eine seiner Hände tastete nach ihrer Brust und kroch wie eine riesige schorfige Spinne darüber.
    Die andere glitt zu ihrer Hüfte. Fingerspitzen kratzten über ihre Haut. Sie spürte einen Ruck. Der dünne Gummizug ihres Höschens riss.
    Sie packte mit beiden Händen Charlies Handgelenk, zerrte mit aller Kraft und bog die Hand nach oben. Die Hand ließ ihr Höschen nicht los. Sie zog weiter. Der Stoff riss. Charlies Hand rutschte aus ihren Shorts. Sie verdrehte sein Handgelenk und bog den Arm von sich weg.
    Irgendwas anderes – nicht Charlies – drückte sie tiefer. Schleimiges Flussgras leckte über ihre Haut.
    Sie spürte, wie sein Kopf jäh ruckte. Seine Zähne rissen sich aus ihrer Schulter. Seine Hand wurde von ihrer Brust weggerissen. Sie bog seine andere Hand zur Seite und drehte sich unter ihm hervor, rollte durch das Flussgras und begann, mit wilden Stößen ihrer Beine an die Oberfläche zu tauchen.
    Eine Hand packte ihren rechten Oberschenkel.
    NEIN!
    Doch statt sie wieder hinabzuziehen, stieß sie sie nach oben und verschwand.
    Ihr Kopf brach durch die Wasseroberfläche. Gierig sog sie Luft in ihre brennenden Lungen, sah, dass sie Richtung Ufer blickte, drehte sich herum und entdeckte das kieloben treibende Kanu. So schnell sie konnte, schwamm sie darauf zu. Augenblicke später hörte sie hinter sich Wasser aufspritzen. Sie drehte sich

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