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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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stünde das auch mal gut zu Gesicht. Schweigen.
    Der Sonntag brachte ähnlichen Leerlauf. Früher ging man immerhin noch in die Kirche, sonntags. Aber auch die hatten Leerlauf. So viel, dass manche Gemeinden inzwischen ihre Kanzelpredigten zusammengelegt hatten, damit die Pfaffen zu mehr als zwei Personen salbadern konnten. Man stelle sich vor, in 50 Jahren ginge keiner mehr zur Eintracht, nur noch Platzwart und Präsi sähen sich die Spiele an. Heute unvorstellbar. Doch vor gar nicht allzu langer Zeit hatte sich der Vatikan die Zukunft auch anders vorgestellt.
    Die fast einzige Abweichung dem Samstag gegenüber: Maria und Herr Schweitzer ließen sich zum Abendessen Sushi vom Japaner auf der Darmstädter liefern.

Neues aus Bangladesch
    Montag. Müßiggang ist nicht einfach nur Faulenzen auf hohem Niveau, nein, er regeneriert auch Geist und Körper. Mit ein Grund dafür, warum Herr Schweitzer stets topfit war, wenn’s drauf ankam. Und drauf ankommen sollte es noch, selbst wenn es zum jetzigen Zeitpunkt nicht so aussah.
    Maria jedenfalls wollte an ihrer Skulptur weiterarbeiten. Ergo entschloss sich Herr Schweitzer zu einem Besuch unten in der Wallstraße. Ob Felix und/oder Bembelparadies ließ er offen. Der Mann von heute ist schließlich flexibel.
    Unten angekommen präsentierte ihm Adam seine neueste Errungenschaft. Ein buntes Emailschild schmückte die Wand hinter der Theke.
    Vegetarisch ist indisch und heißt, zu doof zum Jagen
.
    „Gut, gelle.“ Adam schmunzelte.
    „Woher hast du das?“, wollte Herr Schweitzer wissen. „So eins will ich auch. Maria meint nämlich, ich würde zu viel Fleisch essen, das sei ungesund.“
    Dann betrat eine überschminkte Frau in leichter lila Tuchhoseden Laden. Trotz des im Gegensatz zum Vortag nur geringfügig abgekühlten Wetters trug sie einen in allen Rottönen schillernden meterlangen Seidenschal um den Hals. Ihre hochgesteckte Frisur mochte wohl mal in vormosaischer Zeit en vogue gewesen sein. Sie erinnerte stark an in Grabmalen gefundene Fresken ägyptischer Königinnen. Unbegreiflich, wie man so rumlaufen konnte, dachte Herr Schweitzer, der seine Kleidung auch nicht unbedingt immer nach dem letzten Schrei zusammenstellte.
    Als sie dann auch noch in grauseliger Fistelstimme fragte: „Machen Sie auch Bembel in Orange?“, verließ Herr Schweitzer fluchtartig den Verkaufsraum. Man musste sich ja nicht alles antun. Obendrein kannte er sie nicht. Solche Personen blieben in Sachsenhausen normalerweise nicht unbeachtet und böten genügend Gesprächsstoff für ein veritables Getratsche. Sie musste also neu sein oder kam eigens von Hibbdebach über den Main.
    Kaum draußen, läutete sein Handy.
    Schmidt-Schmitt: „Gude. Wo steckst du? War gerade bei euch. Maria meinte, du seist vielleicht beim Felix.“
    „Da wollte ich gerade hin. Was gibt’s?“
    „Erzähl ich dir gleich. Warte, bin sofort da.“ Aufgelegt.
    Na huch aber auch, dachte Herr Schweitzer, kam die Bullerei mal wieder nicht weiter und musste sich an den Sachsenhäuser Meisterdetektiv von Gottes Gnaden wenden.
    Doch bevor er sich auf dem selbstgezimmerten Olymp einrichten konnte, kam die verhuschte Dame vom anderen Stern aus dem Bembelparadies gestürmt. „So teuer! Die spinnen total! 45 Euro! Ich will doch nicht den Laden kaufen! In Bangladesch kann ich davon einen ganzen Monat leben. Nein, so was Unverschämtes!“ In ihren Jesuslatschen stürmte sie von dannen.
    „Kennst du die?“ Adam stand im Türrahmen.
    „Das wüsste ich aber. Bangladesch gehört nicht ganz zu meinem Einzugsgebiet. Und was man so hört, sollen dort die Ebbelwoi-Kneipen ganz schön runtergekommen sein. Rippchen auf Soja-Basis – pfui Teufel!“
    „Ich frag mich, wie solche Menschen durchs Leben kommen.“ Adam kratzte sich am Kopf.
    Das überstieg aber auch Herrn Schweitzers Vorstellungsvermögen. „Vermutlich planlos.“ Er dachte an Karin in der Klapse. „Ich schätze mal, die meisten von denen werden irgendwie von Angehörigen oder Ehepartnern durchgeschleppt. Finanziell zumindest. Find ich auch gut so. Stell dir vor, man würde sie alle einweisen.“
    „Nicht auszudenken. Unsere Straßen wären wie leergefegt“, konstatierte Adam und zündete sich eine Fluppe an.
    „Wo ist eigentlich Moni?“
    „Die bemalt gerade in Höhr-Grenzhausen in der Nähe von Koblenz den Super-Bembel, bevor er gebrannt wird.“
    „Den was?“
    „Den Super-Bembel. Hast du’s nicht gelesen? Stand groß und breit im Käsblättche, letzte Woche. Ist

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