Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
für’s Guinnessbuch der Rekorde. Wird ungefähr so hoch.“ Adam hielt den Arm schräg von sich. „Und wiegen tut er, ui, ui … hab ich vergessen. Um die 300 Kilo, glaube ich. Und die Schlosserinnung macht ’nen passenden Faulenzer dazu.“
(Für Auswärtige: Faulenzer wird das metallene Kippgestell genannt, in das die Bembel gestellt werden und das man dann so weit kippen kann, dass der leckere Inhalt mühelos in die Gläser gelangen kann, ohne sich gleich einen Bruch zu heben.)
„Nee, das Käsblättche lese ich nur, wenn ich irgendwo darüber stolpere.“
„Na ja, gibt jedenfalls ’ne Menge Bablisidie.“
Gemeint war Publicity.
Und dann kam auch schon der Schmidt-Schmitt in einem dunkelblauen Dienst-Opel vorgefahren. „Gude, Simon. Ich dachte, du wärst beim Felix.“
„Wollt ich gerade hin. Gude.“
„Warte am besten hier, ich such nur noch schnell einen Parkplatz.“
Gesagt, getan.
Oberkommissar Schmidt-Schmitt kam kurz darauf mit einem unbekannten Herrn Anfang zwanzig wieder. „Das ist Hajo, mein Assistent im Schrumpfkopffall.“
„Heißt das jetzt auch offiziell so?“ Herr Schweitzer musterte den Neuen. Adrettes Äußeres. Haare blond und kurz. Nicht sehr muskulös, eher so Richtung Hänfling. Nicht unsympathisches Lächeln.
„Natürlich nicht. Halt ja die Klappe Felix gegenüber. Ist mehr so der interne Sprachgebrauch“, erklärte der Oberkommissar. „Hajo, das ist der Simon, von dem ich dir erzählt hab.“
Hajo reichte ihm die Hand. „Angenehm, Sie kennenzulernen.“
„Ebenfalls.“
„Und Sie sind also der Mann, der alles über Sachsenhausen weiß.“
Herr Schweitzer war angenehm berührt. „Alles vielleicht nicht.“ Das fand er allerdings leicht untertrieben, also fügte er schnell hinzu: „Aber so gut wie alles.“
„Simon, wir brauchen dich“, schmeichelte Schmidt-Schmitt.
Wusste er’s doch. Einer musste ja das Eisen aus dem Feuer holen. Wie immer, wenn’s eng wurde. „Klar, lasst uns ein paar Schritte gehen.“
„Tschö, Adam.“
„Tschö, Simon, wir sehen uns.“
„Und?“, fragte Herr Schweitzer, nachdem sie sich auf einer Bank im Park des Alten Friedhofs niedergelassen hatten. „Was gibt’s?“
Der Oberkommissar: „Jetziger Stand der Dinge: Fingerabdruck und DNA bisher ohne Resultat. Aber, und jetzt kommt’s: Sebastian deWitte wurde heute Morgen von seinem Onkel als vermisst gemeldet, weil gestern die Oma vom Sebastian Geburtstag feierte. Und das sei das erste Mal gewesen, dass er nicht erschienen ist. Er liebt seine Oma sehr.“
Herr Schweitzer, blitzgescheit in alter Manier: „Das heißt aber, die Leiche ist nicht Sebastian. Wegen der DNA, meine ich.“
„Exakt. Das haben wir sofort überprüft. Negativ. Sein Onkel wohnt übrigens nur vierzig Meter von Maria entfernt. Die gelbe Villa mit der römischen Dingsda im Garten.“
Ausländische Gottheiten gehörten nicht zu Herrn Schweitzers speziellen Wissensgebieten. Allerdings hatte ihm seine Liebste unlängst bei einem Spaziergang die Skulptur erklärt. Damit ließ sich nun prima prahlen: „Das Dingsda ist die berühmte Venus von Milo. Und außerdem ist sie griechisch.“
Immer schön auf die Pauke hauen, wenn man sich unentbehrlich machen will. Das ist in Deutschlands Geschäftswelt gang und gäbe. Hajos Mimik drückte höchste Bewunderung aus. Na also, geht doch.
„Von mir aus“, fuhr der Oberkommissar fort und reichte ihm ein Foto. „Hast du den in letzter Zeit mal bei euch oben gesehen?“
„Sebastian, stimmt’s?“
Schmidt-Schmitt: „Genau. Aber oft war er im letzten Jahr nicht oben. Hat sich wohl ganz böse mit seinem Onkel verkracht. Kam nur, um seine Oma zu besuchen. Mit der verstand er sich ausgezeichnet. Du musst wissen, der Onkel ist ein vielbeschäftigter Mann. Rüdiger deWitte. Kennst du vielleicht, knallharter Geschäftsmann. Ist der Typ, der als Manager ganz groß im Leistungssport mitmischt. Tennis, Fußball, Eishockey, alles, was lukrativ ist und Kohle bringt. Und das schon seit drei Jahrzehnten.“
„Hm, gelesen habe ich schon über ihn“, antwortete Herr Schweitzer und strich sich übers Kinn, „aber gesehen noch nie. Der kommt immer mit so einer schwarzen Mercedes-Limousine mit abgedunkelten Scheiben. Aussteigen braucht er auch nicht. Das Tor öffnet sich automatisch. Fernbedienung. Und den Jungen, weiß nicht. Kann sein, aber geachtet habe ich nie darauf.“
„Kannst ja mal die Augen offenhalten.“
Herr Schweitzer: „Was ist eigentlich mit dem Schloss,
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