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Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
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nicht Indien und so nahmen die Einwohner hier den umgekehrten Weg. Auch Herr Schweitzer konnte sich noch gerade so in den Ladeneingang vom Käsblättche retten. Fünf Sekunden später und man hätte den Sachsenhäuser Detektiv auswringen müssen.
    „Hast wohl Angst um deine Dauerwelle“, lauteten Felix’ Begrüßungsworte. Er hockte auf der Couch und hatte seine Füße auf den Tisch gefläzt. Vor ihm stand eine dampfende Tasse heißer Kaffee. „Magst du auch einen?“
    „Nein danke, hab schon.“ Fasziniert schaute Herr Schweitzer nach draußen. Andere Leute hatten nicht so viel Glück gehabt wie er und hasteten restlos durchnässt nach einem Unterschlupf, als ob das noch was nützen würde. Einige hatten sich in die Toreinfahrt gegenüber gerettet. Gespenstisch dampfte der Asphalt.
    „Hab dich vorhin mit der Polizei im Park gesehen“, bemerkte Melibocus.
    „Dir entgeht auch nichts, gelle?“
    „Bin ich Journalist oder häng ich den ganzen Tag in der Hängematte und dreh Däumchen?“
    „Ich vielleicht? Wie du siehst, bin ich hier. Und wie du richtig bemerkt hast, hab ich mich vorhin mit den ermittelnden Beamten ausgetauscht.“
    „So, so, ausgetauscht.“ Nun aber drehte Felix Melibocus Däumchen. „War was dabei, was für den alten Felix interessant sein könnte?“
    Herr Schweitzer erzählte.
    Als er den Namen Sebastian deWitte fallen ließ, zog sein Kumpel umgehend die Beine vom Tisch und nahm eine gerade Sitzhaltung ein. „Ach komm, was hör ich da? Sebastian – und steckt mal wieder mitten im Schlamassel.“
    Nun war es an Herrn Schweitzer, überrascht aus der Wäsche zu gucken. „Den kennst du?“
    Es war wie Pingpong.
    Melibocus: „Den kennst du nicht?“
    „Äh, nein. Ich muss doch nicht jeden kennen.“
    „Fernsehen, Radio, Zeitungen. All das sind so neumodische Erfindungen, die die Menschen übers Zeitgeschehen informieren.“ Dann schlug sich der Journalist an die Stirn, ehe er fortfuhr: „Sorry, Simon, war mein Fehler. Deine neueste Errungenschaft ist ja die Steintafel, die dir ein gewisser Moses vor die Füße geschmissen hat. Das mit der Laranikova kam erst später.“
    Instinktiv spürte Herr Schweitzer, dass Felix gerade keine Späßchen machte. „Laranikova, aha. Ist das die, die den Friseursalon weiter vorne übernommen hat?“
    Melibocus schüttelte den Kopf ob so viel Ignoranz. „Wimbledon sagt dir was?“
    „Tennis?“
    „Aaah, gut. Woher weißt du das? In Moses’ Wurfsendung war davon noch nichts zu lesen.“
    „Och, Allgemeinbildung und so.“
    „Prima. Dann hast du sicher auch mitbekommen, dass eine Deutsche im Finale war.“
    „Laran-dingsda?“
    „Laranikova. Helena Laranikova. Genau die. Hat in fünf superspannenden Sätzen denkbar knapp verloren. Ganz Deutschland saß vor der Glotze.“
    Herr Schweitzer aber hatte in einer von Informationsreizen überfluteten Gesellschaft sein Nischendasein gefunden. Sport und Königshäuser – Themen, bei denen er sich im selbstgewähltengeistigen Abseits befand. Darauf war er stolz, wusste es aber mit Humor zu nehmen, falls mal die Sprache darauf kam. So wie jetzt, als er erwiderte: „Ganz Deutschland? Nein, eine kleine unbedeutende Person im südlichsten Flecken Frankfurts leistete erbitterten Widerstand. Sie hockte nicht vor der Glotze. Und Laranikova klingt mir doch arg nach Bulgarien oder wenigstens Ostblock.“
    Melibocus schlug theatralisch die Hände zusammen und schaute nach oben. „Eingebürgert. Das macht man heutzutage so. Prestige für unser Vaterland. Asylbewerber zurück, aber dalli, auch wenn man sie damit in den sicheren Tod schickt. Aber bei den Laranikovas kann unsere Kanzlerin dann wieder prima dämlich-dabbisch Beifall klatschen. Ist gut fürs Image, weißt du.“
    „Schon gut. Laranikova und Sebastian. War er ihr Balljunge?“
    „Nein, du Dabbes. Wären wir wieder bei den neumodischen Medien, von denen du nix verstehst oder nix verstehen willst. Die hatte eine Affäre. Eine Affäre! Mit Sebastian! Die Gazetten waren voll davon.“
    Nun erinnerte sich Herr Schweitzer doch, auch wenn er solcherlei News stets übersprang. „Ach, die waren das.“
    „Ist ja super, unser Simon. Und der Onkel war oder vielmehr ist ihr Manager. Du glaubst gar nicht, wie da die Kacke am Dampfen war, als er das mit seinem Neffen rausgekriegt hat.“
    „Wieso eigentlich immer Onkel? Wundert mich schon die ganze Zeit. Was ist mit Sebastians Vater?“
    „Tot.“
    „Tot?“
    „Mausetot. Bei der Geburt gestorben“,

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