Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)

Titel: Das Grauen im Bembelparadies (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Demant
Vom Netzwerk:
Schweitzer an, die Wände nach irgendwelchen Schildern und Klingelknöpfen abzusuchen. Rauchen verboten, Bitte vorwärts einparken, Kundenparkplatz, Vorsicht Stufe und diverse andere Hinweise zeugten von einstiger Betriebsamkeit. Die paar wenigen Klingeln waren allesamt außer Betrieb. Drähte baumelten funktionslos herunter. Keine einzige Tür ließ sich öffnen. Alles roch nach Zerfall und Abriss. An manchen Stellen hatte sich bereits die Natur durch den brüchigen Asphaltgefressen. In windstillen Ecken hatten sich vergilbte Zeitungsseiten und halb zerrissene Plastiktüten mit anderem Müll zu kleinen Haufen getürmt. Ganz am Ende, an den Rampen zur Lagerhalle, hatte jemand seine alten Reifen entsorgt, nun mit einem Meer aus Spinnenweben überzogen.
    Er kam zur gleichen Schlussfolgerung wie Dora zuvor. Wenn, dann konnte man nur über das eine Seitenfenster in das größte der Gebäude vordringen. Und da bot sich die Feuerleiter förmlich an. Doch Herr Schweitzer war clever genug, es gar nicht erst auszuprobieren. Umso eingehender studierte er das Fenster. Wenn er sich nicht allzu sehr täuschte, war es nicht richtig geschlossen, nur angelehnt. Er kniff die Augen zusammen und versuchte, seine vage Vermutung durch das gleißende Sonnenlicht hindurch zu einer unwiderruflichen Gewissheit werden zu lassen. Das dauerte. Am Ende aber war Herr Schweitzer überzeugt von seiner These. Fehlte nur noch eine weitere Leiter. Oder ein Trampolin. Oder ein Katapult. Hm, dachte er und kratzte sich am Kinn. Wird wohl doch auf eine Leiter rauslaufen. Alle anderen Alternativen wären zu sportlich für ihn.
    Er terminierte sein Handeln auf die kommende Nacht. Auf die Idee, eventuell den Oberkommissar über seine neuesten Erkenntnisse zu informieren, kam Herr Schweitzer erst gar nicht. Zu sehr war er auf das Fenster, und vor allem auf das, was ihn dahinter erwarten könnte, fixiert. Ein folgenreicher Irrtum. So folgenreich, wie er folgenreicher kaum hätte sein können, wie wir alsbald sehen werden.
    Geschnitten hat sich nämlich, wer denkt, das Grauen gehe nicht noch gräulicher.

Herr Schweitzer in der Falle
    Kommen wir direkt zur Nacht und lassen die Stunden dazwischen einfach außer Acht. Da passierte eh nix Interessantes. Wenn manmal davon absah, dass zur Abendessenszeit an der Ampel zum Eisernen Steg ein Fahrradfahrer von einem Laster der Umzugsfirma Bye-bye umgenietet und tödlich verletzt wurde. Doch so interessant ist ein umgenieteter Fahrradfahrer in Frankfurt nun auch wieder nicht, das passiert alle naslang. Höchstens der Schriftzug Bye-bye als Hintergrund zum Todesfall. Sieht man so auch nicht alle Tage.
    Herr Schweitzer hatte die ausschiebbare Aluminiumleiter aus Marias Garage in seinen Twingo verfrachtet und eine Taschenlampe eingesteckt.
    Um Mitternacht erreichte er das Gelände. Mit ausgeschalteten Scheinwerfern lenkte er das Gefährt auf den Hof und parkte es unmittelbar neben der Feuerleiter.
    Gewusst wie. Im Nu stand er auf dem Dach und rüttelte am Fenster. Doch so einfach, wie sich Herr Schweitzer das weitere Vorgehen gedacht hatte, war es nicht. Das Fenster ließ sich nämlich nur eine Armlänge nach innen schwenken, dann wurde es von einer komplizierten eisernen Vorrichtung blockierte. Na huch, dachte er und beleuchtete mit der Taschenlampe den Innenraum und stutzte. Von außen hatte es so ausgesehen, als sei das Fenster Bestandteil einer oberen Etage, was auch logisch erschien, denn das Dach des Nebengebäudes, auf dem er stand, maß exakt ein Stockwerk. Und das Hauptgebäude war doppelt so hoch, also zwei Mal eine Etage. Doch grau ist alle Theorie. Der Lichtkegel seiner Lampe fiel erst nach geschätzten viereinhalb Metern auf einen Boden. Was hieß, dass sich das Fenster nur von dort unten mittels einer langen Stange im Kurbelwellenprinzip bedienen ließ.
    Doch Herr Schweitzer hatte alle Zeit der Welt. Bewohnte Nebengebäude gab es keine, von wo aus man ihn hätte beobachten können. Er kletterte wieder runter.
    Und wieder rauf, ausgerüstet mit einem kleinen Werkzeugset und dem Abschleppseil. Zehn Minuten brauchte er, dann hatte er den Riegel komplett vom hölzernen Fenster abgeschraubt.
    Nun hatte er zwar ein Seil, an dem er sich hätte herunterlassen können, aber nichts, woran man es befestigen konnte. Der Riegel hing noch am Rahmen, würde aber seinem Körpergewicht nie und nimmer standhalten.
    Herr Schweitzer setzte sich auf die Dachkante und bemühte seine kleinen grauen Zellen. Hm, tja, soso, was nun,

Weitere Kostenlose Bücher