Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
wette dagegen. Auf was muss ich setzen?“
„Schlauberger! Seh ich aus, als würde ich darauf reinfallen?“
„Nicht mehr. Seitdem ihr eure Lederjacken an den Nagel gehängt habt, seht ihr irgendwie cleverer aus.“
„Ja. Außerdem schwitzen wir nicht mehr so“, ergänzte der glänzend gelaunte Assistent Hajo. Seine cremefarbene leichte Leinenjacke hing über der Lehne.
Besagtes Handy klingelte.
Stumm lauschte Schmidt-Schmitt. Und sagte kein einziges Wort. Nur ab und zu nickte er fast unmerklich.
Zäh zogen die Sekunden ins Land. Um sie herum tobte das übliche Großstadtleben. Herr Schweitzer saß da wie auf brennenden Kohlen. Auch Maria konnte ihre Erregung kaum verbergen, indes Hajo Däumchen drehte, als wäre er sich hundert Pro sicher.
Dann endlich, nach einer gefühlten Eiszeit, war das Gespräch beendet.
Hätte Schmidt-Schmitt nicht die Bullen-Laufbahn eingeschlagen, wäre er wohl beim Theater gelandet. Filmreif warf er das Handy mit der rechten Hand in die Höhe, fing es ohne Hinzusehen mit der Linken auf und ließ es in der Brusttasche seines weißen kurzärmeligen Hemdes verschwinden.
Herr Schweitzer: „Und?“
Maria: „Sag schon!“
Der Oberkommissar: „Bingo. Und das Beste: nochmals Bingo.“
Herr Schweitzer: „Super! Dann ist ja alles klar.“ Böse funkelten seine Augen.
Schmidt-Schmitt: „Sehe ich genauso.“
Nichts weiter.
Nach zehn Sekunden legte Herr Schweitzer die Hand auf den Tisch und begann mittels Zeige- und Mittelfinger einen Takt zu schlagen. Bamm-bamm, bamm-bamm-bamm. Bamm-bamm, bamm-bamm-bamm.
Nach einer halben Minute formte Herr Schweitzer seine rechte Hand zu einer Faust. Die Faust streichelte er mit der anderen.
Mit dieser Geste wollte er unmissverständlich ausdrücken, dass wenn er, sein Kumpel Mischa, nicht binnen einer sehr, sehr kurzen Zeitspanne zu reden anfing, er von ihm, Herrn Schweitzer, ein dermaßen gewaltiges Brett fangen würde, dass er, Mischa,die nächsten Nächte dort zu verbringen nicht umhinkam, wo er, Herr Schweitzer, gerade herkam: das Krankenhaus Zum Heiligen Geist. Und falls er, Mischa, noch länger auf Zeit spielte, er den Heiligen Geist gleich persönlich kennenlernen werde.
Doch Mischa war nicht blöd. „Also, pass uff: Auf der Skyfall-Eintrittskarte haben wir die Fingerabdrücke von Jean Clareux festgestellt. Und das, obwohl sie inzwischen unzählige Menschen in den Händen hatten. Ich finde, da sollte man unserer Technik mal ein dickes Lob aussprechen.“
Herr Schweitzer: „Okay. Dickes Lob! Weiter!“ Gerne hätte er gefragt, was das denn beweise, doch er sah seinem Kumpel an, dass dieser noch etliche andere Informationen zurückhielt.
So war es auch.
Der Oberkommissar fuhr fort: „Und dann haben wir noch Geschenkpapier gefunden. Darauf kam ich, als Bertha einen Blumenstrauß für dich mitbrachte. Gut, gelle?!“
Herr Schweitzer, ungehalten: „Ganz vorzüglich.“
Hajo: „Jetzt mach’s doch nicht so spannend. Du siehst doch, wie Simon leidet.“
„Ich und leiden? Unfug!“
„Okay, okay, jetzt mal im Zusammenhang. Die Skyfall-Eintrittskarte lag in Doras Giftbuch. Darauf, dass sie Jean Clareux gehört, hätten wir eigentlich bei unserem Besuch in dessen Wohnung am Westhafen kommen müssen. Ihr erinnert euch, einige James Bond-Plakate hingen an der Wand.“
Herr Schweitzer nickte. Seine Ohren hätten gerade auch ein Signal anderer Lebewesen aus dem All empfangen können, so gespitzt waren sie.
„Clareux ist in diesem Buch wohl über den Blauen Eisenhut gestolpert. Zwar haben wir auf der Cointreau-Flasche, die Sebastian deWitte zum Geburtstag bekam, keine Fingerabdrücke festgestellt. Doch niemand kam auf die Idee, nach Geschenkpapier zu suchen. Allerdings sind auf dem Papier ebenfalls keine Abdrücke, darauf hat er wohl geachtet. Aber die Rolle, die wir inClareux’ Wohnung fanden, passt exakt zum Papier, das noch in Sebastian deWittes heimlicher Behausung am Henninger-Turm herumlag. Und dort, also auf Clareux’ Geschenkpapierrolle – dort haben wir Fingerabdrücke gefunden.“
Herr Schweitzer: „Lass mich raten: von Jean Clareux.“
„Richtig, war jetzt aber auch nicht sonderlich schwer. Clareux wollte also seinen Nebenbuhler vergiften. Blöd nur, dass deWitte noch mehr Flaschen Cointreau geschenkt bekam. Es war also unklar, wann er die mit dem Blauen Eisenhut trinken würde. Ich kann mir vorstellen, wie Jean Clareux auf heißen Kohlen saß und quasi Tag für Tag auf die erlösende Nachricht wartete, Sebastian
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