Das Grauen im Bembelparadies (German Edition)
Schweitzer seinen Körper in die Senkrechte. „Guckst du, bin agil wie eh und je.“ Das leichte Flimmern vor seinen Augen verschwieg er.
Etwa zur gleichen Zeit verglich der Oberkommissar schelmisch grinsend Geschenkpapiere miteinander. Die Rolle hatten sie aus Clareux’ Wohnung am Westhafen. Das dazu passende Gegenstück lag fein säuberlich gefaltet und zur Wiederverwendung bereit in deWittes möblierter Lagerhalle am Henninger-Turm.
„Mit etwas Glück finden wir darauf Fingerabdrücke. Schau dir an, wie das gefaltet ist. Hajo, ich wette mit dir um was du willst – damit war die Cointreau-Flasche, in die das Gift gemischt war, eingewickelt. Und außerdem brauchen wir noch die Fingerabdrücke von der Eintrittskarte.“
Doch Hajo kam nicht ganz mit: „Eintrittskarte? Welche Eintrittskarte?“
„Skyfall. Die steckte als Lesezeichen in Doras Handbuch für Gifte.“
Wie bei einem Kleinkind, welches zur Belohnung eine TafelSchokolade versprochen bekommen hatte, formten sich Hajos Gesichtszüge zu einem Grinsen. Nicht sofort, aber sukzessive. Und dann: „Du meinst also … Genial! Dass wir darauf nicht früher gekommen sind. Das hätte uns einen Haufen Arbeit erspart.“
„Das haben wir Simon zu verdanken.“
Hajo: „Der liegt doch im Krankenhaus.“
Der Oberkommissar: „… und fantasiert fantastisch vor sich hin. Wenn ich das nächste Mal nicht weiter weiß, lass ich mir Morphin spritzen.“
Hajos Stirn kräuselte sich. Das mit dem Morphin gab ihm Rätsel auf.
Maria war auf den Balkon hinausgetreten und telefonierte respektive gab Entwarnung. Zu Bertha meinte sie, man könne die Beerdigungszeremonie streichen. Da Bertha vom Weinfaß die wohl rustikalste Wirtin Frankfurts war und ein dementsprechend schwarzer Humor zu ihren Eigenschaften zählte, lachte sie so schallend, dass Maria gezwungen war, ihr Handy ein paar Zentimeter vom Ohr zu entfernen. Den Oberkommissar Schmidt-Schmitt informierte sie darüber, dass sie für die nächsten Stunden mit Simon beim Italiener an der Alten Brücke zu speisen gedachte und er, Mischa, ja dort mal vorbeikommen könne; Simon sei übrigens wohlauf.
Just als Herr Schweitzer das Panna cotta mit Blutorangen kredenzt bekam und am Nachbartisch ein Bierglas unter lautem Getöse zu Bruch ging, erschien ein gutgelaunter Oberkommissar mit seinem Assistenten und fragte, beim wievielten Nachtisch Simon gerade sei.
„Mein erster. Warum?“
„Och. Nur so.“ Zeremoniell legte Schmidt-Schmitt sein Handy auf den Tisch, setzte sich und fügte hinzu: „Ich erwarte jeden Moment einen Anruf. Kann sein, dass es gleich was zu feiern gibt.“
„Dein Geburtstag war doch erst“, erwiderte Herr Schweitzer laut, galt es doch, gegen den Verkehrslärm anzukämpfen.
Hajo: „Wahrscheinlich, äh, vielleicht ist der Fall gelöst.“
Der Oberkommissar: „Die Technik wollte gerade Feierabend machen. Aber ich habe denen einen Kasten Bier versprochen, wenn sie uns das Ergebnis noch heute liefern.“ Er deutete auf sein Handy.
Herr Schweitzer war mehr als erstaunt. So erstaunt, dass er sogar das Panna cotta für einen Augenblick vergaß. „Hab ich was verpasst? Hat einer die Taten gestanden? Dora? Mike Chavez?“
Hajo: „Nichts von alledem.“
Schmidt-Schmitt: „Tja, Simon. Sieht aus, als hättest du uns den entscheidenden Tipp gegeben.“
„Ich?“ Nun legte er sogar noch den Löffel beiseite. Und guckte, als klemmte eine Politesse gerade einen Strafzettel an ein UFO.
Schmidt-Schmitt: „Ich sag jetzt gar nichts mehr. Warten wir, bis das Handy klingelt.“
Herr Schweitzer verstand die Welt nicht mehr. Normalerweise wusste er, wann und wie er einen Fall zum Abschluss gebracht oder wenigstens einen entscheidenden Tipp abgegeben hatte. Er versuchte, sich an die Szenen vor seinem Knockout zu erinnern. War Doras verhafteter Dealer involviert? Der Junkie, der ihm so übel mitgespielt – Quatsch! Hä? Das sagte er auch: „Hä?“
Maria: „Deine Panna cotta.“
Herr Schweitzer sah auf den Teller, als wüsste er nicht, wo der plötzlich hergekommen war. Dann wanderte sein Blick aufs Handy. „Die Technik, sagst du?“
„Yeap. Abgleich von Fingerabdrücken.“
„Fingerabdrücke von wem?“, bohrte Herr Schweitzer.
Das verrate er nicht, teilte ihm Schmidt-Schmitt mit und zeigte aufs Handy. „Wir wollen doch nicht vorgreifen. Vielleicht ist ja alles nur ein Schuss in’en Ofen. Aber … ich könnt fast wetten.“
Nun versuchte es der Sachsenhäuser Detektiv mit einer List: „Ich
Weitere Kostenlose Bücher