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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Frost, der Mann namens Jack, oder wer immer er auch sein mochte, wurde von ihnen fortgezogen und, wild mit Armen und Beinen rudernd, an eine Mauer der Grabkammer gedrückt.
    Für Scarlett sah es so aus, als werde Mr Frost durch die Mauer gepresst und in den Felsen hineingezogen und davon verschluckt. Bald war nur noch sein Gesicht zu sehen. Er schrie wild und verzweifelt, Bod solle das U n geheuer zurückrufen, er möge ihn doch bitte, bitte, retten … Und dann verschwand auch das Gesicht des Mannes in der Mauer und seine Stimme verstummte. Bod ging zum Altarstein, hob das Messer mit der steinernen Kli n ge, den Kelch und die Brosche vom Boden auf und tat sie wieder an ihren Platz. Das schwarze Messer ließ er li e gen, wo es hingefallen war.
    »Hast du nicht gesagt«, sprach Scarlett, »der Sleer könnte niemandem etwas tun? Er könnte uns nur Angst einjagen?«
    »Ja«, sagte Bod. »Aber er wollte einen Meister, den er beschützen kann. Das hat er mir selbst gesagt.«
    »Du meinst, du hast es gewusst . Du hast gewusst, dass das passieren würde …«
    »Ich habe es gehofft.«
    Er half ihr die Stufen hoch bis ins Frobisher-Grabmal, wo immer noch alles durcheinanderlag. »Ich muss das alles sauber machen«, sagte er beiläufig. Scarlett vermied es hinzuschauen, was da alles auf dem Boden lag.
    Dann traten sie hinaus auf den Friedhof. »Du hast g e wusst, dass das passieren würde«, wiederholte Scarlett ausdruckslos.
    Diesmal erwiderte Bod nichts.
    Sie sah ihn ungläubig an. »Du hast also gewusst, dass der Sleer ihn mitnehmen würde. Hast du mich deshalb da unten versteckt? Was war ich dann, der Köder ?«
    »So war es nicht«, widersprach Bod. »Wir sind doch beide noch am Leben, oder. Und er wird uns nicht mehr verfolgen.«
    Scarlett spürte, wie eine unbändige Wut in ihr hoc h stieg. Die Angst war wie weggeblasen und jetzt hätte sie am liebsten geschrien und um sich geschlagen. Doch sie bezwang sich. »Und was ist mit den anderen Männern? Hast du die auch umgebracht?«
    »Ich habe niemanden umgebracht.«
    »Wo sind sie dann?«
    »Einer liegt mit gebrochenem Knöchel in einer tiefen Grube. Die anderen drei, na ja, die sind weit, weit weg.«
    »Und du hast sie nicht umgebracht?«
    »Natürlich nicht«, sagte Bod. »Der Friedhof ist mein Zuhause. Ich will nicht, dass sie für alle Zeit hier heru m lungern.« Und nach einer Pause: »Schau, es ist okay. Ich habe sie erledigt.«
    Scarlett trat einen Schritt zurück. »Du bist kein Mensch. Menschen benehmen sich nicht so wie du. Du bist genauso böse wie er. Du bist ein Monster.«
    Bod spürte, wie das Blut aus seinem Gesicht wich. Nach allem, was er in dieser Nacht durchgemacht hatte, nach allem, was geschehen war, war das am schwersten zu ertragen.
    »Nein«, sagte er. »So war es nicht.«
    Scarlett wich noch weiter vor Bod zurück. Sie machte zwei, drei Schritte und wollte fliehen, wollte durch den mondbeschienenen Friedhof davonlaufen, als ein hoc h gewachsener Mann in einem schwarzen Samtumhang ihr eine Hand auf den Arm legte. »Ich fürchte, du tust Bod unrecht«, sagte er. »Aber es wird zweifellos besser für dich sein, wenn du dich an nichts von alledem erinnerst. Gehen wir ein Stück zusammen und reden wir über alles, was dir in den letzten Tagen passiert ist und was du vie l leicht in Erinnerung behalten und was du lieber verge s sen solltest.«
    »Silas«, rief Bod. »Das kannst du nicht tun. Du kannst doch nicht machen, dass sie mich vergisst.«
    »Das ist der sicherste Weg«, sagte Silas schlicht. »Für sie und für uns alle.«
    »Und ich, darf ich nicht auch etwas dazu sagen?«, fragte Scarlett.
    Silas schwieg. Bod machte einen Schritt auf Scarlett zu. »Schau, es ist vorbei«, sagte er. »Es war schwer, ich weiß. Aber wir haben es geschafft, du und ich. Wir haben sie geschlagen.«
    Sie schüttelte sanft den Kopf, als ob sie alles leugnen wollte, was sie gesehen und was sie erlebt hatte.
    Dann schaute sie zu Silas auf. »Ich will nach Hause, bitte.«
    Silas nickte. Mit dem Mädchen an seiner Seite schlug er den Weg ein, der beide aus dem Friedhof führte. Bod schaute Scarlett nach und hoffte, sie würde sich umdr e hen, sie würde ihn anlächeln oder ihn nur anschauen o h ne Furcht in den Augen. Aber Scarlett drehte sich nicht um. Sie ging einfach weg.
    Bod kehrte ins Frobisher-Grabmal zurück. Er musste etwas tun. Er richtete die heruntergestürzten Särge wi e der auf, räumte die Splitter weg und legte die verstreuten Knochen wieder in die Särge

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