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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Umtriebe. Wir haben vermutet, dass eine Organisation dahi n ter steht, aber sie war zu gut getarnt. Und dann hatten sie es auf dich abgesehen und sie brachten deine Familie um. Und langsam kam ich ihnen auf die Spur.«
    »Heißt wir du und Miss Lupescu?«, fragte Bod.
    »Wir beide und andere wie wir.«
    »Die Ehrengarde«, sagte Bod.
    »Wo hast du davon gehört – ?«, fragte Silas erstaunt. »Na, als Kind schnappt man so einiges auf. Ja, die Eh re n garde.« Silas nahm das Glas Wasser, führte es zum Mund und benetzte die Lippen. Dann stellte er es wieder auf die polierte schwarze Tischplatte.
    Die Tischplatte war fast so blank wie ein Spiegel, und hätte jemand sich die Mühe gemacht, einen Blick darau f zuwerfen , hätte er festgestellt, dass der große Mann kein Spiegelbild hatte.
    »So«, sagte Bod. »Jetzt wäre das alles für dich erl e digt. Bleibst du noch?«
    »Ich habe mein Wort gegeben«, sagte Silas. »Ich ble i be hier, bis du erwachsen bist.«
    »Ich bin erwachsen«, sagte Bod.
    »Nein«, sagte Silas. »Noch nicht.«
    Er legte eine Zehn-Pfund-Note auf den Tisch.
    »Das Mädchen«, sagte Bod. »Scarlett. Warum hatte sie solche Angst vor mir, Silas?«
    Aber Silas sagte nichts und die Frage hing in der Luft, als der hochgewachsene Mann und der Junge aus der hell erleuchteten Pizzeria in die Nacht hinausgingen, die sie mit ihrem Dunkel erwartete und wenig später verschluckt hatte.

Kapitel acht

Abschiede
     
    Manchmal konnte er die Toten nicht mehr sehen. Ang e fangen hatte es ein oder zwei Monate zuvor, im April oder Mai. Zuerst kam es nur hin und wieder vor, aber jetzt schien es immer öfter zu passieren.
    Die Welt veränderte sich.
    Bod war auf dem Weg in den nordwestlichen Teil des Friedhofes, ins Efeudickicht, das von einer Eibe hera b hing und den Ausgang der Ägyptischen Allee halb ve r deckte. Dort, mitten auf dem Weg, sah er einen Rotfuchs und eine große schwarze Katze mit weißer Brust und weißen Pfötchen in angeregter Unterhaltung sitzen. Als Bod näher kam, schauten sie auf, zuckten zusammen und flohen ins Unterholz, so als hätte er sie bei einer Ve r schwörung ertappt.
    Merkwürdig, dachte er. Er kannte den Fuchs schon als Jungfuchs und die Katze durchstreifte den Friedhof schon, solange Bod denken konnte. Die Tiere kannten ihn und ließen sich, wenn sie sich sicher fühlten, sogar von ihm streicheln.
    Bod wollte gerade durch das Efeudickicht schlüpfen, doch der Weg war versperrt. Er bückte sich, schob den Efeu auseinander und zwängte sich durch. Achtsam ging er den Weg hinunter, wich Wurzeln und Löchern aus und stand schließlich vor dem beeindruckenden Grabstein an der letzten Ruhestätte von Alonso Tomas Gracia Jones (1837-1905, Wanderer, lege deinen Stab nieder ).
    Bod war mehrere Monate lang alle paar Tage hierhe r gekommen. Alonso Jones hatte die ganze Welt gesehen und hatte großen Spaß daran, Bod von seinen Reisen zu erzählen. Am Anfang sagte er immer: »Ich habe nichts Aufregendes erlebt«, dann fügte er trübsinnig hinzu: »Und ich habe dir schon alle meine Geschichten erzählt«, dann aber blitzten seine Augen auf und er sagte: »Außer … h a be ich dir schon erzählt, wie …?« Und ganz gleich, was als Nächstes kam: »… ich aus Moskau fliehen musste?«, oder: »Wie ich in Alaska eine millionenschw e re Goldmine verspielte?«, oder: »Wie ich eine Rinderpanik in der Pa m pa erlebt habe?«, Bod schüttelte immer den Kopf und schaute erwartungsvoll drein. Wenig später schwirrte ihm dann der Kopf vor lauter Geschichten von tollkühnen T a ten und gefährlichen Abenteuern. Da wurden atembera u bend schöne Frauen geküsst, Schurken mit Pistolen durc h löchert oder mit dem Degen durchbohrt, es gab Säcke vo l ler Gold, Diamanten, so groß wie die Spitze eines Da u mens, versunkene Städte, hohe Gebirge, Dampfschiffe, Schnellsegler, Pampas, Meere, Wüsten, Steppen.
    Bod trat an den spitzen Grabstein – schlank ragte er empor, an den Seiten mit einem Relief aus umgekehrten Fackeln verziert – und wartete, aber er sah niemanden. Er rief nach Alonso Jones, klopfte an den Grabstein, aber es kam keine Antwort. Bod bückte sich, um den Kopf in das Grab zu stecken und seinen Freund zu rufen, doch statt dass sein Kopf durch den f e sten Boden glitt, wie ein Schatten durch einen tieferen Schatten dringt, stieß er sich den Kopf schmerzhaft an dem harten Boden. Er rief noch einmal, sah aber nichts und niemanden und arbeit e te sich vorsichtig durch das Gewirr aus grünem

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