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Das Graveyard Buch

Titel: Das Graveyard Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neil Gaiman
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Dickicht und grauen Steinen zurück zu dem Pfad. Wieder in der Allee, sah er drei Elstern in einem Weißdornstrauch, die sofort davonflogen, als er vorbeiging.
    Er traf keine Menschenseele, bis er zum südwestlichen Hang des Friedhofs kam. Die vertraute Gestalt von Mu t ter Slaughter mit Haube und Umhang ging zwischen den Grabsteinen umher und suchte, den Kopf gesenkt, nach Wildblumen.
    »Hier, Junge«, rief sie. »Hier wächst überall Kapuz i nerkresse. Komm und pflück etwas davon für mich und leg sie neben meinen Grabstein.«
    Bod pflückte rote und gelbe Kresse und brachte sie zu Mutter Slaughters Grabstein. Der Stein war schon so verwittert und rissig, dass von seiner Inschrift nur noch
     
    LAUGH
     
    zu lesen war, was die Hobbyhistoriker über ein Jahrhu n dert lang ratlos gemacht hatte. Er legte die Blumen a n dächtig vor dem Grabstein nieder.
    Mutter Slaughter lächelte ihn an. »Bist ein guter Ju n ge. Ich weiß nicht, was wir ohne dich täten.«
    »Danke«, sagte Bod. »Wo sind denn die anderen? Sie sind die Erste, die ich heute Abend gesehen habe.«
    Mutter Slaughter sah ihn scharf an. »Was hast du denn mit deiner Stirn gemacht?«, fragte sie ihn.
    »Ich habe sie mir an Mr Jones’ Grab gestoßen. Es war fest und …«
    Aber Mutter Slaughter spitzte den Mund und legte den Kopfschief. Helle alte Äuglein schauten prüfend unter der Haube hervor. »Habe ich dich Junge genannt? Aber die Zeit vergeht schnell wie ein Wimpernschlag und plötzlich ist aus dir ein junger Mann geworden. Wie alt bist du jetzt?«
    »Ungefähr fünfzehn, glaube ich«, antwortete Bod. »Aber ich fühle mich so wie immer.« Mutter Slaughter unterbrach ihn. »Und ich fühle mich immer noch wie die halbe Portion, die sich auf der alten Wiese Kränzchen aus Gänseblümchen gewunden hat. Du bist immer du, das ändert sich nicht, und du veränderst dich immer. So ist das nun mal, da kann man nichts machen.«
    Sie setzte sich auf ihren verwitterten Grabstein. »Ich erinnere mich noch gut an die Nacht, als du hierherg e kommen bist. Ich sagte: ›Wir können das Kerlchen doch nicht sich selbst überlassen ‹, und deine Mutter hat mir zugestimmt. Dann haben alle wild durcheinandergeredet, bis die Dame auf dem Grauschimmel kam. ›Ihr Leute vom Friedhofs sagte sie, ›hört auf Mutter Slaughter. Habt ihr denn gar kein Erbarmen in euren Knochen?‹ Und da waren auf einmal alle einig mit mir.« Sie verlor sich in Erinnerungen und schüttelte den Kopf. »Hier passiert ja nicht viel, die Tage gleichen sich. Die Jahreszeiten ko m men und gehen. Der Efeu wächst, Grabsteine fallen um. Aber mit dem Tag, als du gekommen bist … ja, ich bin froh darüber. Das wollte ich nur gesagt haben.«
    Sie stand auf und zog ein schmuddeliges Stück Leinen aus dem Ärmel. Sie spuckte darauf, reckte sich, so hoch sie konnte, und wischte das Blut von Bods Stirn. »So, jetzt kannst du dich wieder blicken lassen«, sagte sie streng. »Wer weiß, wann ich dich wiedersehe. Pass auf dich auf.«
    So verlegen, wie er sich noch nie gefühlt hatte, ging Bod zurück zur Grabstätte der Owens und freute sich, als er sah, dass seine Zieheltern dort auf ihn warteten. Als er näher kam, verwandelte sich die Freude in B e sorgnis: Warum standen Mr und Mrs Owens so da, rechts und links des Grabes, starr wie Figuren aus e i nem Kirche n fenster? Aus ihren Mienen konnte er nichts herauslesen.
    Sein Vater trat einen Schritt vor und begrüßte ihn: »Guten Abend, Bod, wie geht es dir?«
    »Ganz gut«, antwortete Bod mit den gleichen Worten, die auch Mr Owens benutzte, wenn seine Freunde ihm diese Frage stellten.
    Mr Owens fuhr fort: »Mein Frau und ich haben uns unser Leben lang ein Kind gewünscht. Einen besseren Sohn als dich hätten wir gar nicht haben können, Bod.« Und er schaute seinen Sohn voller Stolz an.
    »Danke, danke, aber …« Bod wandte sich zu seiner Mutter hin, denn er war sich sicher, dass er von ihr erfa h ren konnte, was hier eigentlich vorging, doch sie war nicht mehr da. »Wo ist sie denn hin?«
    »Oh.« Mr Owens schien sich unbehaglich zu fühlen. »Du kennst doch Betsy. Naja, es gibt Sachen, es gibt Ze i ten, da weiß man nicht, was man sagen soll. Weißt du?«
    »Nein.«
    »Ich gehe davon aus, dass Silas auf dich wartet«, sagte sein Ziehvater, dann war er verschwunden.
    Es war nach Mitternacht. Bod machte sich auf den Weg zur alten Kapelle. Der Baum, der aus der Dachrinne neben dem Turm gewachsen war, war beim letzten Sturm umgeknickt und hatte ein paar

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