Das große Buch der Lebenskunst
Seele kann geschehen, wenn wir uns wieder der inneren Dynamik dieser Feste überlassen.
Komm zu dir
W er sich genau beobachtet, wird erkennen, wie oft er gedankenlos durch den Tag geht. Du nimmst gar nicht
wahr, was du tust. Du lässt deinen Schlüsselbund liegen oder deine Brille. Weil du nicht bei dir bist, merkst du nicht, dass dir nicht nur der Schlüssel
verloren geht, sondern du selbst. Du bist nicht bei dir. Und alles angestrengte Grübeln kann dich nicht wieder zu dir zurückbringen.
Versuche es mit einem Gebet. Komm in Berührung mit deiner kreativen Mitte. Da kommt dir auf einmal die Idee, wo du suchen könntest. Das gilt nicht nur
für Verlorengegangenes. Es gilt für alle schwierigen Situationen. Geh vom Problem weg. Komm in Kontakt zu deiner Mitte. Hier, in deiner Mitte findest du
dich selbst. Dort tauchen auf einmal kreative Lösungen auf. Es fällt dir ein, wie du dich in einer unübersichtlichen Situation entscheiden und was du in
einem schwierigen Gespräch einem andern sagen kannst.
In deiner Mitte liegt die Lösung schon bereit.
Gib deiner
Arbeit Sinn
Von der
rechten Balance
Jage nicht nach dem Wind
B esser eine Handvoll Ruhe als beide Fäuste voll Mühe und Jagen nach Wind«, sagt die Bibel (Prediger
4,6).
Das Bild stimmt, bis heute: Wir sagen von einem Menschen, er habe eine ruhige Hand. Wenn er etwas anfasst, tut er es mit innerer Ruhe und klarem
Handgriff. Von seiner Hand geht Ruhe aus. Die ruhige Hand ist eine offene Hand. Sie ist wie eine Schale, die etwas aufnehmen kann. In dieser offenen
Hand kann die Ruhe wohnen. Das Gegenteil sind die Fäuste. Wer die Hand zur Faust ballt, der will etwas mit Gewalt festhalten. Die Faust ist voller
Aggressionen. Sie ist immer gegen jemand gerichtet. Der Weise aus dem Alten Testament denkt bei der Faust an Menschen, die sich anstrengen und mit
Gewalt etwas erreichen wollen. Doch für ihn jagen manche Fäuste nur nach dem Wind. Es sind vordergründige Ziele, die man so verkrampft angeht. Die
wahren Ziele kann man nicht mit zusammengebissenen Zähnen und geballten Fäusten erreichen, sondern nur mit offenen Händen. Genauso wenig wie ich den
Wind festhalten kann, kann ich die Ruhe mit meiner Faust umklammern. Ich erfahre Ruhe nur, wenn ich mich aufmache, wenn ich ganz im Augenblick bin, wenn
ich mit offenen Händen ertaste, was sich mir in die Hand legt.
Kein Gieriger kann wirklich leben
D ie Geizigen sind mit den Bienen zu vergleichen. Sie arbeiten, als ob sie ewig leben würden.« Der
griechische Philosoph Demokrit hat dies bemerkt. Es trifft immer noch zu: Es gibt Menschen, die arbeiten, als ob es kein Ende für sie gäbe. Sie müssen
immer mehr sammeln, aus Angst, es könnte einmal nicht mehr reichen. Demokrit, der schon im vierten Jahrhundert vor Christus solche Menschen beobachtet
hat, sieht als Ursache solch ruheloser Arbeit den Geiz. Es ist nicht der Fleiß, sondern der Geiz, der den Menschen immer arbeiten lässt.
Der Fleiß sieht anders aus. Da strömt die Arbeit. Da macht sie Lust. Der Geizige arbeitet verbissen. Er kann nicht aufhören, weil er Angst hat, nicht
genug zu bekommen. Geiz ist Habgier. Es ist weniger die Sparsamkeit, die wir oft mit Geiz verbinden, sondern die Gier nach Reichtum. Wer von solcher
Gier angetrieben wird, muss immer weiterarbeiten. Er kann nicht ausruhen und genießen. Ja, das Genießen würde seinen Reichtum mindern.
Der Geizige lebt nicht. Er meint, irgendwann einmal würde er die Früchte seiner Arbeit genießen. Aber jedes Mal verschiebt er den Augenblick des
Genießens, aus Angst, er könnte eine weitere Möglichkeit zum Reichwerden verpassen. Der Gierige kann nicht wirklich leben, weil er immer auf einen
späteren Zeitpunkt hin lebt. Doch der kommt nie. So arbeitet er, als ob er ewig leben würde. Irgendwann, plötzlich, wird die Einsicht kommen, dass wir
nicht ewig leben können.
Neue Qualität
I ch gebe Menschen, die ich geistlich begleite, manchmal folgende Aufgabe: »Stellen Sie sich vor, dass Sie
nur noch einen Tag zu leben haben. Was würden Sie dann tun? Welche Botschaft möchten Sie mit Ihrem Leben geben? Welche Spur möchten Sie eingraben in
diese Welt?«
Manche erzählen dann, dass sie den Menschen nochmals begegnen möchten, die ihnen am liebsten sind. Und sie würden ihnen gerne erklären, was ihr
tiefster Beweggrund war, warum sie so und nicht anders gelebt haben, was sie eigentlich mit ihrem Leben vermitteln wollten.
Andere erzählen, dass sie ganz im Augenblick sein würden, dass sie das
Weitere Kostenlose Bücher