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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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berichtet wird, erzählt etwas Ähnliches:
    Abbas Poimen sprach: »Drei körperliche Übungen fanden wir am Alt vater Pambo: tägliches Fasten bis zum Abend, Schweigen und viel Handarbeit«. Mit
     diesen Übungen kam Pambo zu seiner geistlichen Reife. Das konsequente Durchhalten dieser drei Dinge verwandelte ihn. Ähnlich erfährt Antonius von einem
     Engel, wie sein Leben gelingen kann. Als er in verdrießlicher Stimmung den Engel fragt, was er tun soll, sieht er einen, der ihm gleicht: »Er saß da und
     arbeitete, stand dann von der Arbeit auf und betete, setzte sich wieder und flocht an einem Seil, erhob sich dann abermals zum Beten. Und siehe, es war
     ein Engel des Herrn, der gesandt war, Antonios Belehrung und Sicherheit zu geben. Und er hörte den Engel sprechen: ,Mach es so und du wirst das Heil
     erlangen.‘ Als er das hörte, wurde er von großer Freude und mit Mut erfüllt, und durch solches Tun fand er Rettung«.
    Die klare Tagesordnung, das gesunde Miteinander von Gebet und Arbeit, von Sitzen und Stehen, von Seile Flechten und Beten, ist der Weg zur inneren
     Ruhe. Sie klärt die negativen Gefühle und bringt den Menschen innerlich in Ordnung.
Unerschöpflich
    N imm dir jeden Tag eine halbe Stunde Zeit zum Gebet, außer wenn du viel zu tun hast, dann nimm dir eine
     Stunde Zeit.«
    Psychologen würden diesen Ratschlag des hl. Franz von Sales vermutlich als paradoxe Intervention bezeichnen. Hilfreich ist er auf jeden Fall.
    Ich habe Menschen beobachtet, die immer jammern, dass sie nicht zum Beten kommen, weil sie soviel zu arbeiten haben. Aber wenn ich genauer hingesehen
     habe, musste ich entdecken, dass es mit ihrer Arbeit gar nicht so weit her war. Sie haben zwar immer gearbeitet, aber es ist kaum etwas dabei
     herausgekommen. Sie waren immer beschäftigt. Aber wirklich viel haben sie nicht geleistet. Wenn die Herausforderungen durch die Arbeit größer sind, als
     unserem normalen Maß entspricht, so ist das für Franz von Sales ein Anlass, auch mehr zu beten als sonst. Wer viel arbeitet, muss auch viel beten, damit
     seine Arbeit gelingt. Das Gebet klärt meinen Geist, damit ich mich nicht blind in die Arbeit stürze. Es bringt mich in Berührung mit meiner wahren Mitte,
     damit die Arbeit dann wirklich aus der Mitte kommt. Im Gebet entdecke ich die innere Quelle des Heiligen Geistes. Wenn die Arbeit aus dieser inneren
     Quelle strömt, so werde ich nicht so leicht erschöpft. Denn die Quelle in mir ist unerschöpflich, weil sie göttlich ist.
    Wer sich von seiner Arbeit gestresst fühlt, der arbeitet aus eigener Kraft und nicht aus der Quelle des Heiligen Geistes. Ich bin gestresst, wenn ich
     mich mit meiner Arbeit beweisen will und wenn ich nur mit eigener Kraft arbeite. Wenn die Arbeit aus der inneren Quelle herausströmt, kann ich viel
     arbeiten, ohne zu ermüden. Die Quelle wird immer von neuem ihr frischesQuellwasser einfließen lassen, so dass ich in der Arbeit nicht in
     einen unfruchtbaren Trott verfalle, sondern gegenwärtig bin und zugleich kreativ. Spiritualität hat immer auch mit Kreativität zu tun. Weil Stress ein
     spirituelles Problem ist, braucht mehr Arbeit auch mehr Gebet. Nicht um der Arbeit zu entfliehen, sondern damit sie nicht in Routine verkommt, sondern mit
     Phantasie und Kreativität vollbracht wird.
Wachsen lassen
    W arte auf das Wunder – wie der Gärtner auf das Frühjahr.«
    Dieser Satz des Dichters Antoine de Saint-Exupéry steckt voller Weisheit für unser alltägliches Leben.
    Wunder kann man nicht machen. Wunder geschehen vor allem dort nicht, wo Menschen hektisch hin- und herlaufen, wo sie etwas erzwingen wollen. Wunder
     geschehen dort, wo jemand warten kann. Das Wunder der Blüte kann nur derjenige beobachten, der darauf wartet wie der Gärtner. Der Gärtner bereitet mit
     seiner Arbeit dem Frühling den Weg, aber er kann ihn keinen Augenblick früher herbeiführen. Der Frühling kommt, wann er will. Der Gärtner kann nur
     dabeistehen und warten.
    Mit dem Warten tun sich heute viele Menschen schwer. Sie meinen, alles müsse in möglichst kurzer Zeit vollbracht werden. Doch wo etwas wirklich wachsen
     soll, braucht es das geduldige Warten. Beziehungen zwischen Menschen brauchen Zeit zum Wachstum. Ein Gruppenprozess braucht Zeit. Viele Firmen beugen sich
     heute dem Druck, innerhalb von zwei Jahren Erfolge vorzuweisen. Doch sind diese oft nur kurzfristig. Was in zu kurzer Zeit erworben wurde, geht auch
     schnell wieder verloren. Wachstum braucht Zeit. Das

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