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Das große Buch der Lebenskunst

Titel: Das große Buch der Lebenskunst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anselm Grün
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sich nicht wohl. Da sehnen wir uns nach Menschen mit einem einfachen Auge. Bei ihnen wissen wir, wo wir dran
     sind. Und von solchen Menschen geht eine gute Ausstrahlung aus. Im Lukasevangelium verweist Jesus auf diese positive Ausstrahlung, wenn er das Wort vom
     Auge noch weiter ausführt: »Achte also darauf, dass in dir statt Licht nicht Finsternis ist. Wenn dein ganzer Körper von Licht erfüllt und nichts
     Finsteres in ihm ist, dann wird er so hell sein, wie wenn die Lampe dich mit ihrem Schein beleuchtet.« (Lk 11,35 f) Von so einem Menschen mit einem
     einfachen und gütigen Auge wird Licht ausgehen. Die Menschen werden seine Wärme spüren. Sie werden das Klare und Einfache in ihm wahrnehmen. So können sie
     ihm vertrauen. Und sie fühlen sich in seiner Nähe wohl.
Ohne Hintergedanken
    P aulus, der die stoische Philosophie und ihre Vorliebe für die Einfachheit kennt, gebraucht sieben Mal
     das Wort »haplotes«. Im Römerbrief fordert er die Christen auf: »Wer gibt, gebe ohne Hintergedanken (en haploteti = in Einfachheit, in der Einfalt des
     Herzens).« (Röm 12,8) Auch zu den Korinthern spricht er drei Mal vom selbstlosen Geben (haplotes) (2 Kor 8,2; 9,11.13). Und er hält seine eigene
     Selbstlosigkeit und Einfachheit denen entgegen, die diese Einfachheit vermissen lassen. »Ich fürchte aber, wie die Schlange einst durch ihre Falschheit
     Eva täuschte, könntet auch ihr in euren Gedanken von der aufrichtigen und reinen Hingabe an Christus abkommen.« (2 Kor 11,3) Hier geht es nicht mehr um
     Selbstlosigkeit, sondern um die Ausrichtung des ganzen Herzens auf Christus. Der einfache Christ ist der, der sich ganz und gar vom Geist Jesu bestimmen
     lässt und sich mit ungeteiltem Herzen Christus hingibt. Einfachheit ist hier Ausdruck von einer Liebe ohne Nebenabsichten. Es ist eine klare Liebe. Und es
     ist eine Haltung, in der ich durchlässig bin für Christus, und Christi Geist nicht mit meinen eigenen egoistischen Wünschen trübe.
Nicht ganz einfach
    D ie deutsche Sprache hat ihre eigene Erfahrung mit dem Wort »einfach«. Es meint ursprünglich: nicht
     doppelt, nicht zusammengesetzt. In »einfach« steckt das Wort »Fach«, das etwas Abgeteiltes meint. Ursprünglich beschreibt es das geflochtene Fischwehr in
     Flüssen. Im Mittelalter nennt man das mit Flechtwerk ausgefüllte Zwischenfeld in einer Wand Fach. Man errichtet Fachwerkbauten. Später spricht man dann
     vom Fach im Unterricht oder von einem Spezialgebiet in Handwerk, Kunst und Wissenschaft. Da gibt es dann den Fachmann oder die Fachfrau, Experten also,
     die für dieses Fach besonders begabt oder gebildet sind. In dem Wort »einfach« klingt noch das »eine Fach« nach, das einen Fachmann braucht, der sich auf
     das »Eine« konzentriert. Für den Fachmann ist alles einfach. Er braucht die Dinge nicht zusammenzusetzen oder gar doppelt auszuführen. Er formt die Dinge
     so, dass sie einfach und klar werden. Es ist nicht so einfach, einfach zu leben. Dazu braucht es den Fachmann, der es versteht, das Eine zu wollen.
Lass das Einfache einfach
    J ohannes XXIII. wird das schöne Wort zugeschrieben: »Vereinfache das Komplizierte und kompliziere nicht
     das Einfache.« Vereinfachen meint nicht, dass ich die Dinge zu einfach nehme. Ich soll ihren komplexen Zusammenhang durchaus sehen. Aber ich soll das
     Komplizierte durchschauen und verstehen. Dann wird es für mich einfach. Und es braucht dann einfache Worte, um die Wirklichkeit zu beschreiben. Manche
     verkomplizieren das Einfache. Oft tun sie es, um einer Entscheidung aus dem Weg zu gehen. Sie machen alles kompliziert, damit sie einen Vorwand haben,
     nichts tun zu müssen. Sie rechtfertigen damit ihre Passivität. Papst Johannes XXIII., dem man bei seiner Wahl nicht sehr viel zugetraut und den man
     bewusst als Übergangspapst gewählt hatte, hat die komplexen Zusammenhänge in der Kirche auf eine einfache Formel gebracht: »Macht die Fenster auf!« Und
     damit hat er den Mut gehabt, ein Konzil einzuberufen, das die Kirche von Grund auf verwandelt hat.
Kein Hindernis
    I n Diskussionen mache ich immer wieder die Erfahrung, dass manche jede Entscheidung hinauszögern. Sie
     suchen ein Hindernis nach dem anderen, sie spekulieren über etwas, das eintreten könnte, wenn wir diesen Weg weiter gehen. Ich merke, dass in mir dann oft
     Aggressionen aufsteigen. Ich habe den Eindruck, dass manche sich vor Entscheidungen drücken. Daher halten sie nach einem Hindernis Ausschau. Es gibt ihnen
     Grund

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