Das große Buch der Lebenskunst
Shaw hat für sich einen Weg gefunden, in Einklang zu kommen mit seinem Leben: »Ich habe gelernt, vom Leben nicht viel zu
erwarten. Das ist das Geheimnis echter Heiterkeit und der Grund, warum ich angenehme Überraschungen statt trostloser Enttäuschungen erlebe.« Weil er sich
keine Illusionen über sein Leben macht und das Gelingen seines Lebens nicht von bestimmten Erwartungen abhängig sein lässt, darum ist er im Einklang mit
sich selbst. Und er kann innerlich heiter und gelassen sein und dankbar für die angenehmen Überraschungen, die ihm das Leben doch immer wieder
bereitet.
Was das Herz mir sagt
I m Franziskanerkloster von Lyon steht eine Inschrift, die uns einen Weg weist, wie wir mit unserem Leben
zufrieden sein können: »Hüte dich, alles zu begehren, was du siehst, alles zu glauben, was du hörst, alles zu sagen, was du weißt, und alles zu tun, was
du kannst!« Wer alles möchte, was er sieht, der kommt nie zu sich selbst. Er macht das Glück von dem abhängig, was er hat. Und er sieht immer neue Dinge,
die er nicht hat. Also wird er nie im Einklang sein mit sich selbst. Wer alles sagen muss, was er weiß, der setzt sich ständig unter Druck, noch dies oder
jenes beizusteuern zum Gespräch. Er muss sein ganzes Wissen vor den Menschen ausbreiten. Und er wird nie das Echo erleben, das er ersehnt. Es braucht die
Haltung, sich mit dem zu bescheiden, was das Herz mir sagt. Dann bin ich frei von dem Druck, alles sagen, alles tun, alles glauben zu müssen.
Auf dem Grund der Seele
V iele bemühen sich, das zu tun, was von ihnen erwartet wird. Sie meinen, sie würden dann in Einklang
kommen, wenn sie alle Erwartungen ihrer Umgebung erfüllen. Doch sie machen sich von den Menschen und ihren Erwartungen abhängig. Sie spüren sich selbst
nicht. Und so sind sie immer darauf angewiesen, dass sie ein gutes Echo bekommen. Thomas von Aquin zeigt einen anderen Weg zur inneren Zufriedenheit auf:
»Nichts gelingt gut, außer man vollbringt es mit Freude.« Wenn ich das, was ich tue, aus einer inneren Freude heraus tue, dann wird es auch gelingen. Die
Frage ist, wie ich zu dieser Freude gelange. In jedem von uns ist auf dem Grund seiner Seele Freude verborgen. Aber oft sind wir von dieser Freude
abgeschnitten. Es ist wichtig, dass wir mit der inneren Freude in Berührung kommen. Sie weitet das Herz und ermöglicht uns, dass alles, was wir tun, zum
Ausdruck der Freude und der Dankbarkeit wird.
Felder, Wiesen, Blumen
I n Einklang mit uns selbst kommen wir nicht nur, indem wir nach innen gehen. Auch das Wahrnehmen der
äußeren Welt kann uns zu innerem Frieden führen. So hat es Teresa von Avila erfahren, wenn sie von sich sagt: »Ich betrachte gerne Felder, Wiesen,
Blumen. Diese Dinge helfen mir zur Sammlung.« Wenn ich ganz im Schauen der Wiesen und Felder um mich herum aufgehe, dann bin ich bei mir, dann bin ich
gesammelt, dann bin ich eins mit mir selbst. Das Schauen der Schönheit bringt mich mit der Quelle der Schönheit in Berührung, die in meiner Seele bereit
liegt. Ich schaue in der Schönheit der Natur mein eigenes Wesen. So sammle ich im Schauen äußerer Schönheit die schönen Seiten meiner eigenen Seele und
komme in Einklang mit mir selbst.
Glück im Winkel
J eder kennt andere Wege, mit sich in Frieden zu kommen. Der eine erfährt es in der Natur. Er spürt, dass
die Natur nicht bewertet, dass er dort sein darf, wie er ist. Das befreit ihn davon, sich selbst zu bewerten. Franz von Sales hat einen anderen Ort
gefunden, an dem er zur Ruhe kommt: »Ich habe Ruhe gesucht überall und habe sie am Ende gefunden in einem Winkel, bei einem kleinen Buch.« Im Lesen eines
Buches taucht er ein in eine andere Welt. Es ist eine Welt, die den Turbulenzen seines Alltags enthoben ist, eine Welt, in der die Seele angesprochen
wird, in der er mit sich und seinem wahren Wesen in Berührung kommt. Indem er liest, wird seine eigene Seele angesprochen. Die Worte klingen in seiner
Seele nach und führen ihn zum Einklang mit sich und seinem wahren Wesen.
Sei, der du bist
H enri Frederic Amiel hat in einfachen Worten gezeigt, wie wir eins werden können mit uns selbst:
»Lerne zu sein, der du bist.
Und lerne gelassen
Auf all das zu verzichten,
Was du nicht bist.«
Es ist nicht einfach, sich mit dem zu begnügen, wer ich bin. Ich möchte gerne noch so sein wie der oder jene. Ich möchte ihre Intelligenz und seinen
Erfolg haben. Doch dann jage ich dem Glück immer nach, ohne
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