Das große Buch vom Räuber Grapsch
einen Kürbis, dann einen Apfel, schließlich ein Radieschen zu treffen. Natürlich ein Riesenradieschen. „Wozu das alles?", fragte Olli ratlos, als sie spätabends mit Grapsch im Heu lag und die Kinder schon schliefen. „Das bringt doch nichts!"
„Aber es macht Spaß", grunzte Grapsch. „Probier doch auch mal was. Zum Beispiel Feuer schlucken."
„Und wer jätet inzwischen den Garten und kocht das Essen und wäscht die Wäsche?", fauchte Olli und drehte Grapsch den Rücken zu.
Er dachte eine Weile scharf nach, dann drückte er Olli an sich und sagte: „Könnte nicht Jumbo jäten und die Möhren aus der Erde ziehen ?"
„Tassilo", sagte Olli und setzte sich kerzengerade auf, „du hast ja manchmal echt tolle Ideen!"
Dieses Lob machte Grapsch so glücklich, dass er im Heu - Olli im Arm - einen Purzelbaum schlug. Und dabei um ein Haar seine Assilotl zerdrückte.
Es spritzt und stäubt im Rabenhorster Wald
Die Zeit verging, und Grapsch fühlte sich wieder pudelwohl. Das Leben war jetzt richtig aufregend. Die Löwen folgten ihm aufs Wort, und ihm fehlte eigentlich nur noch ein Kunststück: seinen Kopf in Zampanos Maul hineinzustecken, ohne dass er zubiss. „Wenn du das kannst, Tassilein", schnaubte Oma Ata, „bist du ein ausgelernter Dompteur."
Aber das zu lernen war für Grapsch nur ein Klacks. Auch die Kinder hatten die Zeit nicht vertrödelt: Tilli konnte schon den Kopfstand auf dem trabenden Apfelschimmel. Sisal balancierte mit einem Sonnenschirmchen über ein zwischen Windrad und Kammerfenster gespanntes Seil. Iltis jonglierte mit Löffeln und Tassen. Lolita machte Kunststücke an einer Schaukel, die Kasimir gebaut und an einen hohen Baum neben der Höhle gehängt hatte.
Lisbeth war die beste Messerwerferin von allen geworden. Quarlca blies Trompete. Klein-Ata tanzte auf dem Elefantenrüssel. Ottilia hatte zwölf besonders intelligente Meerschweinchen abgerichtet, die nun auf den Hinterbeinen gehen und mit den Vorderpfoten Bitte-Bitte machen konnten. Und Assilotl? Sie war am liebsten Miniclown. Sie und Kasimir, der große Clown, waren unzertrennlich.
Sogar Oma Lisbeth konnte dem Zirkusleben nicht widerstehen. Das Kamel hatte es ihr angetan. Heimlich übte sie. Das Kamel senkte seine Lider halb über die Augen, schob die Unterlippe vor und ließ es sich gefallen, dass sich Oma Lisbeth krampfhaft am Höcker festklammerte, während sie eine Runde ums Haus drehte. Aber wenn die Tassiloiiis ihre liebe Oma so sahen, wollten sie auch auf das Kamel, und so kam's, dass das geduldige Tier schließlich alle acht trug - vor den Buckeln, hinter den Buckeln, auf den Buckeln und Assilotl auf Omas Schultern, Faxen machend. Oma Ata lachte sich bei diesem Anblick schief und meinte, das sei eine todsichere Nummer!
Nur Olli wollte von dem allem nichts wissen. Gewiss, mit vereinten Kräften hatten sie den Elefanten dazu gebracht, die Möhren, roten Rüben und Radieschen aus der Erde zu ziehen. Aber jäten konnte er nicht. Er rupfte alles ab, Kraut und Unkraut, und damit war Olli nicht geholfen.
Ach, sie machte sich so viel Arbeit. Mit Eimer, Seife und Schrubber zog sie über den Sumpf und säuberte die beiden Zirkuswagen innen und außen. Sie kratzte und spülte uralte Dreckkrusten weg, wobei leider auch das Wort ZIRKUS mit abging. Sie wusch die Vorhänge der Wagenfenster und Oma Atas und Kasimirs Bettwäsche, und aus dem Bettvorleger, einem Tigerfell, klopfte sie die Tigerflöhe; ja, sie wollte sogar Löwen und Kamel mit Läusepulver bestäuben und unter den Wasserfall stellen!
Oma Ata, die nicht leicht aus der Fassung zu bringen war, wurde blass, als sie von diesem Plan hörte. „Das Kamel kannst du ja waschen, wenn es sich das gefallen lässt", meinte sie. „Von mir aus kannst du's sogar zum Trocknen an die Leine hängen. Und Zeus und Zorro haben keine Zähne mehr. Aber Zampano? Willst du entohrt werden, Olli?"
Das wollte Olli natürlich nicht. Aber sie wollte auch keine Läuse und Flöhe in ihrem Haus und ihrem Garten dulden. Und so ruhte sie nicht, bis Grapsch sich bereit fand, Zampano den Rachen zuzuhalten, während sie den knurrenden Löwen mit Läusepulver einstäubte und dann ein paar Eimer Wasser über ihm ausleerte. Grapsch wurde gleich mitgesäubert. Dabei ließ es sich nur nicht vermeiden, dass ihn Zampanos Krallen wieder erwischten, diesmal quer über den Rücken. Und sein zweites Ohr wurde durch einen Prankenhieb ganz zerfranst. Mit einem rosafarbenen Faden nähte es Olli wieder zusammen.
„Du
Weitere Kostenlose Bücher