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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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Rüschenkleid, an allen zehn Fingern beringt. Es folgten drei Löwen, ein Apfelschimmel, ein Kamel und zuletzt ein Clown, der das Kamel antrieb. Jenseits des Sumpfes aber standen zwei bunte Wohnwagen, auf denen ZIRKUS stand. „Kennt ihr die?", fragte Oma Lisbeth und zeigte auf die Reiterin. Grapsch schüttelte ratlos den Kopf.
    „Die weiß den Geheimweg durch den Sumpf!", flüsterte Olli bestürzt. „Hast du ihn irgend)emandem außer Max und Anton verraten?"
    „Aber nein!", flüsterte Grapsch zurück. „Und die beiden halten dicht."
    „Die reitet ja drüber, als wüsste sie den Weg im Traum", meinte Oma Lisbeth beklommen.

    Die Alte auf dem Elefant hatte Muskelarme und einen gewaltigen Busen. Ihre Wangen waren rosa bepudert, ihre Lippen rot bemalt. Im Takt der Elefantenschritte schaukelte sie, neugierig vorgebeugt, auf die Grapsche zu. Mit einem majestätischen Satz erreichte der Elefant festen Boden und machte Platz, damit auch der Rest der Karawane ans Ufer gelangen konnte.
    Die Löwen waren Oma Lisbeth nicht geheuer. Sie wollte die Kinder ins Haus zerren. Ein neunfaches Protestgebrüll erschallte. Oma Lisbeth brach der Schweiß aus. Die Löwen gähnten. „Sie sind zahm", sagte der Clown und tätschelte sie. Da standen nun die Grapsche und die Zirkusleute einander gegenüber. Die violette Alte rutschte von ihrem Elefanten herunter, griff in ihren Ausschnitt, zog ein großes Taschentuch hervor, schnäuzte sich laut und fragte dann mit tiefer, rauer Stimme: „Bin ich hier bei Grapschs?"
    „Ja", krähte Quarka, „das ist Tassilo, mein Papa. Und das ist Olli, meine Mama. Und das ist ..."
    Sie konnte die Aufzählung nicht beenden, denn jetzt trat die Alte würdevoll auf Grapsch zu. Sie war fast so groß wie er. Sie breitete ihre Arme aus, drückte ihn so heftig an ihre Brust, dass er stöhnen musste, und schluchzte, dass es hallte: „Tassilein, mein Kleiner ... deine Mutter ist heimgekehrt!"

Löwen in der Räuberhöhle

    Das war eine Aufregung! Ein Umarmen und Küssen ohne Ende! Rührungstränen spritzten. Die Grapsch-Töchter jubelten: Jetzt hatten sie noch eine zweite Oma, eine Zirkusoma mit Elefant und Clown!
    Grapsch ließ einen Furz und musste sich setzen.
    „Gibt's eigentlich den Alten noch, deinen Vater?", röhrte Oma Ata.
    Grapsch schüttelte den Kopf und winkte ab.
    „Hab ich mir's doch gedacht!", rief sie lachend. „Dann bin ich also Witwe!" Sie schaute sich um, entdeckte die Höhle, streckte die Arme nach ihr aus und rief: „Dort ist sie - noch ganz die alte!
    Warum, zum Teufel, lebt ihr nicht mehr darin?"
    Grapsch räusperte sich und warf Olli einen Blick zu.
    „Sie war zu feucht", stotterte Olli. „Für die Kinder."
    „Jaja, die jungen Leute von heute", dröhnte Oma Ata, „sie halten nichts mehr aus. Und diese Ansprüche!"
    Plumps - schon lag sie in der Grube, die Olli vor Jahren gegraben hatte. Sie lachte schallend und kroch wieder heraus. „Die war zu meiner Zeit aber noch nicht da", sagte sie, und Grapsch erzählte ihr, wie sie entstanden war. „Genau richtig für mich!", posaunte sie. „Reservier sie mir, Tassi!" Sie setzte ihre neun Enkelinnen auf den Elefanten und führte ihn langsam ums Haus, immer rundherum. Und der Clown schwang sich auf den Apfelschimmel, ritt vor dem Elefanten her und machte Faxen, dass die Kinder vor Vergnügen kreischten. Eine hektische Geschäftigkeit brach nun aus: Grapsch zog sein Messer und rannte in den Garten, um ein paar Melonen, groß wie Fässer, zu zerlegen. Oma Lisbeth rannte zur Feuerstelle und ließ Meerschweinchenkäse schmelzen. Olli aber geriet ganz aus dem Häuschen. Wo sollte sie die vielen Gäste unterbringen ? Sie rannte mit einem Besen in die Höhle, um den Fledermausdreck hinauszukehren.
    „Nur keine Umstände!", rief Oma Ata mit einer großen Geste zu ihr hinüber. „Den Fledermausdreck, meine liebe Schwiegertochter, den fegst du schön wieder hinein. Der gehört zur Höhle wie das Dotter zum Ei!"
    Waren jetzt nicht auch zwei Stühle zu wenig? Olli rannte zu Grapsch, der wusste Rat: Er zog zwei Schubladen aus dem Schrank, leerte sie aus und stellte sie aufrecht. Für zwei kleine Grapsche reichten sie allemal aus. Dass sie leicht umkippten, erhöhte nur die Fröhlichkeit bei Tisch. Die neun Kleinen rissen sich um sie.
    „Hoppla", sagte Oma Ata und zeigte auf das Gebiss von der Nikolausfeier, das noch unter dem Tisch lag, wo die Kinder mit ihm gespielt hatten.
    Und schon schob sie's in den Mund, biss ein paarmal fest zu, dass es

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