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Das große Buch vom Räuber Grapsch

Das große Buch vom Räuber Grapsch

Titel: Das große Buch vom Räuber Grapsch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gudrun Pausewang
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da schon aus, dass ein Stuhl, ein einziger, noch leer war? Auf ihm saß ja Oma Lisbeth. Vorläufig. Diese Oma Lisbeth! Sie fand das Leben im Wald und das Geschrei von neun Kindern wunderbar, genoss es, in großen Töpfen zu kochen und in großen Pfannen zu braten, und half fleißig beim Melken und Düngen mit. Ab und zu, wenn sie Nähgarn, Kaffee, Salz oder Windelstoff, vor allem aber neue Batterien für die Melkmaschine brauchte, ließ sie sich - samt einem Dutzend ihrer Super-eier und einer Kiepe voller Butter, Quark und Käse - von Grapsch an den Waldrand tragen, wo er zu warten hatte, während sie ihre Ware auf den Juckenauer Markt schleppte. Dort kaufte man ihr Meerschweinchenbutter und -käse, vor allem aber die Rieseneier mit Vergnügen ab und suchte vergeblich von ihr zu erfahren, wie sie zu solchen Wundererzeugnissen gekommen sei. Mit dem Geld, das sie erhielt, kaufte sie alles Nötige ein und kehrte zum Waldrand zurück, wo Grapsch sie sehnsüchtig erwartete. Sehr schweigsam trug er sie heim.
    Grapsch war der Einzige, dem es nicht gut ging. Seine Sehnsucht galt nicht Oma Lisbeth - die er sehr mochte -, sondern der Räu-berei. Wie gern hätte er wieder einmal aus voller Brust geraubt! Stattdessen musste er Scheunen und Ställe bauen, Holz heranschaffen, das Klomobil versetzen, Rüben aus dem Boden stemmen und Meerschweinchen füttern. War das ein Leben für einen Räuber? Einmal war er mit Quarka nachts heimlich rauben gegangen. Er hatte ihr nämlich oft von seinen früheren Raubzügen erzählt, und dann hatte sie dauernd gequengelt: „Ich will auch mal!" Mit so einem kleinen Kind konnte man nur dorthin rauben gehen, wo's was Süßes gab. Also hatte er sich wieder mal die Konditorei Schleck vorgenommen.
    Quarka hatte sich dabei sehr geschickt angestellt: Während er alle Kuchen aus den Regalen geräumt hatte, war sie ins Schaufenster geklettert und hatte es blitzschnell geleert. Alles in den großen Nikolaussack hinein! Auf dem Heimweg durch den Wald hatten sie die Beute gemeinsam aufgefuttert. Denn Olli hatte ja keine einzige Nussecke, nicht einmal einen Krümel davon sehen dürfen!

    Aber sie hatte doch alles erfahren. Denn Quarka hatte sich - kaum zu Hause angekommen - vor Bauchweh gewälzt. Da war Grapsch nichts anderes übrig geblieben, als Olli den Raubzug zu beichten. Ach, wie war sie da wütend geworden!
    Nein, dieses Landwirtsleben, ohne eine Räuberei dann und wann, war nichts für ihn. Missmutig tat er, was Olli und Oma Lisbeth ihn zu tun hießen. Aber die Nächte verbrachte er nicht mehr auf dem Dachboden im Heu, umgeben von Kindergeschrei und ständig in Angst, er könne eine seiner Töchter erdrücken oder den Nachttopf durch die Luke hinabstoßen. Er schlief einsam in seiner alten Höhle. Dort, wo die Fledermäuse mit den Köpfen nach unten hingen und ihren Dreck auf ihn fallen ließen, dort, wo es so angenehm modrig roch, träumte er von den guten alten Räuberzeiten. Die Polizei hatte sich seit der Geburt der sieben Tassiloiiis nicht mehr sehen lassen. Nicht einmal dieses Vergnügen war ihm vergönnt gewesen. Wütend spuckte er gegen die Höhlenwand: Sollte sein Leben jetzt ewig so langweilig weitergehen? Nein. Denn eines schönen Tages, der wieder einmal todlangweilig zu werden drohte, trat Grapsch nach dem Frühstück aus dem Haus, warf einen trübsinnigen Blick über die Sümpfe - und traute seinen Augen nicht: Dort kam ein Elefant!
    Grapsch schlug sich auf die Stirn und zwickte sich ins Ohrläppchen. Aber der Elefant war keine Fata Morgana. Er näherte sich. Grapsch begann zu zittern und stöhnte ins Haus hinein: „Olli ... ein Elefant kommt!"
    Olli fing an zu lachen und rief: „Mit Pfeife und Tirolerhut, nicht wahr? Du wirst ja noch richtig witzig aufs Alter, mein Rüsselbusserle!"
    Aber als sie einen Blick auf ihn warf, verging ihr das Lachen. „Hast du Fieber, Tassilo?", fragte sie besorgt, rannte zu ihm hinaus und zog seinen Kopf am Bart zu sich herab, um die Temperatur seiner Stirn zu fühlen. Aber er fieberte nicht. Stumm zeigte er über den Sumpf.
    Da sah sie ihn auch, den Elefanten. Sie stieß einen Jubelschrei aus, rannte ins Haus und holte alle neun Kinder samt Oma Lisbeth heraus. Solch einen großartigen Anblick durfte keines ihrer Lieben versäumen! Zu zwölft gafften sie dem Riesenvieh, das seine Säulenbeine bedächtig hintereinander in den Matsch setzte, erwartungsvoll entgegen.
    Doch der Elefant kam nicht allein. Auf ihm ritt eine kolossale Alte in violettem

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