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Energiehandelsdefizite der USA, die zu 40 Prozent zur Handelsbilanz beitragen, verringern. Einige Marktbeobachter glauben, dass die USA bis zum Jahr 2020 sogar vollständig unabhängig von Ölimporten werden könnten. Die Situation trifft viele unerwartet. Auch die OPEC muss sich darauf einstellen, dass ihre Macht in den nächsten Jahren schwinden wird. Das amerikanische Energieministerium schätzt, dass die OPEC-Einnahmen im Jahr 2014 nur noch bei 940 Milliarden US-Dollar liegen werden. Bis zum Jahr 2015 sollen sie auf 903 Milliarden US-Dollar gesunken sein.
Der Ölboom stellt auch die amerikanische Ölindustrie vor neue Herausforderungen. Sie traf die plötzlich steigende Produktion unerwartet. Der Verteilungsknoten im texanischen Cushing, an dem alle wichtigen Öltrassen der USA zusammenlaufen, war durch die plötzlich gestiegene Produktion schnell überfüllt, die Lager erreichten ihr Maximum. Um die Ölpumpen überhaupt weiter betreiben zu können, musste sich daran möglichst schnell etwas ändern. So wurden neue Transportmöglichkeiten entwickelt, was allerdings einige Zeit dauerte. Das Resultat war, dass sich in der Zwischenzeit der amerikanische Ölpreis vom Weltmarktpreis des Erdöls komplett abkoppelte. Im Sommer des Jahres 2011 kostete ein Barrel amerikanisches Öl zeitweise 26 US-Dollar weniger als ein und dieselbe Menge Brent Crude Oil. Anfang August 2013 hatte sich diese Differenz auf rund zwei US-Dollar pro Barrel verringert, da neue Transportinfrastruktur das Überangebot im texanischen Cushing endlich verringern konnte. Heute wird WTI, die amerikanische Ölsorte, die an der New Yorker Warenterminbörse NYMEX gehandelt wird, jedoch nicht mehr als weltweiter Referenzölpreis betrachtet. Vielmehr nimmt diese Rolle heute das Brent-Öl ein. Das WTI wird eher als Spiegelbild für die Angebots-und Nachfragesituation am amerikanischen Binnenmarkt angesehen.
Das Brent-Öl reagiert sehr stark auf steigende oder fallende Risiken für geopolitische Ereignisse, die sich vor allem im Nahen Osten zutragen könnten. Nachdem der neue iranische Präsident ankündigte, seine Politik freundlicher gegenüber den westlichen Nationen gestalten zu wollen, tat sich quasi zur selben Zeit ein neuer Krisenherd in Ägypten auf. Wer sich also gegen geopolitische Risiken absichern möchte, sollte einer Longposition in der Nordseeölsorte Brent den Vorzug gegenüber der US-Ölsorte WTI geben.
Exkurs: Das Öl von morgen
Israel verfügt über riesige Vorkommen an Ölschiefer – genauso wie die USA, jedoch, wenn die Schätzungen stimmen, über weitaus größere Mengen. Die Reserven könnten größer sein als jene Saudi-Arabiens. Das war bislang bekannt. Die Technologie fehlte aber, um den Ölschiefer zu fördern. Die USA setzen die Technologie zur Förderung von Schieferöl und Schiefergas seit dem Jahr 2005 erfolgreich ein. Zu den Investoren und Beratern des israelischen Unternehmens, das die Schiefervorkommen des Landes heben könnte, zählen Lord Jacob Rothschild, der Medienzar Rupert Murdoch und der ehemalige Vizepräsident der USA, Dick Cheney. Zum Ölschiefer kommen immense Vorkommen an Erdgas. Sie entsprechen ungefähr der Hälfte der Vorkommen der USA. Wird Israel eine neue Energie-Supermacht?
Israel will bei der Förderung des Ölschiefers eine etwas abgeänderte Form des Hydraulic Fracturing, kurz Fracking, anwenden, die bereits erfolgreich für die Förderung von Gasschiefer auf der ganzen Welt angewandt wird. Dabei werden die Gesteinsschichten, in denen Ölschiefer vermutet wird, auf 325 Grad Celsius erhitzt, um die Kohlenstoffverbindungen aufzutrennen. Zwar ist diese Tiefbohrtechnik, das Fracking, bei der durch das Einpressen eines Fracfluides in eine Bohrung an dieser künstliche Risse erzeugt werden, umstritten. Doch wird sie im großen Stil in den USA angewandt.
Das Öl, das mit diesem Prozess gehoben werden kann, ist leichtes Öl, das günstig raffiniert werden kann – günstiger als das schwere Öl, das sich zum Beispiel im Manifa-Erdölfeld befindet, mit dem Saudi-Arabien in den nächsten zehn Jahren seine Förderleistung erhöhen will.
Die United States Geological Survey (USGC) brachte im Oktober 2010 einen Bericht heraus, wonach vor der Küste Ägyptens mehr als 120 Billionen Kubikfuß Erdgas schlummern würden. Der Großteil des Vorkommens liege auf israelischem Hoheitsgebiet. Mehrere Monate nach dem Bericht des USGC wurden weitere 8,7 Billionen Kubikfuß Erdgas und kurz danach ein weiteres Feld mit
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