Das große GodmodeTrader-Handbuch: Die besten Strategien der Toptrader (German Edition)
Grals.
Kannst du dich noch an deinen ersten Trade erinnern?
Wenn ich ehrlich bin, leider nicht an einen einzelnen, jedoch an meine ersten zwei, drei Wochen. Ich war damals schon im eher kurzfristigen Bereich des Tradings auf Sicht einiger Tage unterwegs und so kaufte ich diverse Aktien, um sie, wie vorher im Musterdepot auch, relativ schnell mit plus 15 oder 20 Prozent wieder zu verkaufen. Das klappte in den ersten Wochen auch noch sehr gut und so stieg mein Konto zunächst. Das war schon schön, aber ich würde im Nachgang auch nicht sagen, extrem emotional. Das wurde es erst nach den ersten Wochen, denn dann war Schluss mit dem Bullenmarkt und damit mit meinen Gewinnen. Aus dem kurzfristigen Trader wurde ein Anleger und auf meinem Konto wuchsen die Verluste.
Was hat sich bei dir im Trading über die Jahre geändert?
Viel, sehr viel. Das beginnt schon bei der Einstellung zum Trading. Nach fünf Jahren erfolglosen Suchens nach dem heiligen Gral musste ich erst einmal lernen, umzudenken. Allein dieser Prozess war extrem schwierig. Ich hatte mir in den vorangegangenen Jahren zwar unheimlich viel technisches Wissen angeeignet, aber im Kern musste ich erkennen, dass mir dies nicht viel genützt hat. Zu akzeptieren, dass es den heiligen Gral nicht gibt, Verluste zum Geschäft dazugehören, zu lernen, verzichten zu können und den Markt so zu nehmen, wie er ist, ist ein langwieriger Prozess, erst recht wenn man zuvor jahrelang eine andere Denkweise hatte. In der Praxis begann ich damit, meinen Arbeitsplatz aufzuräumen. Ich leerte die Charts, die streckenweise so mit Indikatoren überladen waren, dass ich den Kursverlauf nicht mehr erkennen konnte. Dabei half mir das Konzept von Ross, der auf Basis des reinen Kursverlaufs Trends identifiziert und auf Basis dessen Trades ableitet. Ross hat dabei nichts großartig Neues erfunden, denn im Prinzip baute der Ansatz auf der klassischen Dow-Theorie auf. Aber es war das erste Buch, das ich in der Art gelesen hatte. Heute dürfte vielen eher das Werk von Voigt Das große Buch der Markttechnik bekannt sein, das die gleichen Muster beschreibt. Ich fand dieses Konzept damals einfach und genial und war dieses Mal auch bereit, nicht mehr den heiligen Gral zu erwarten, sondern stellte mich auch auf die ein oder andere Schwierigkeit ein. Um mein Kapital zu schützen, stürzte ich mich zunächst auf die Analyse der Methode und dann auf das praktische Trading. Hier begann dann der eigentliche Lernprozess, der letztlich auch heute noch anhält. Stillstand bedeutet schließlich Rückschritt und das ist an der Börse und im Trading nicht anders. Der Lernprozess lässt sich einfach beschreiben: Eine definierte Tradingstrategie wird in der Praxis umgesetzt (Machen), jeder einzelne Trade im Nachgang kontrolliert (sowohl technisch als auch emotional) und eine Lehre daraus gezogen (Feedback und Optimierung), nur um diese Idee erneut der praktischen Prüfung zu unterziehen. Dabei lernt man viel über sich selbst, denn letztlich stolperte ich weniger über technische Aspekte als vielmehr über emotionale. Ich glaube, im Laufe der Zeit habe ich so jeden Fehler gemacht, den man machen kann. Angefangen vom ungeplanten Nachkauf im Verlustfall bis hin zum Overtrading. Mit jeder Lernschleife aber nehmen diese Aspekte ab, wobei mir das Tradingtagebuch sehr geholfen hat.
Welche Tipps kannst du aus deinen Erfahrungen für Einsteiger und erfahrene Anleger weitergeben? Welche Erkenntnis willst du mit allen teilen?
Erfolgreiches Trading steht und fällt mit der richtigen Einstellung. Ohne diese werden Sie nur zufällig über einen gewissen Zeitraum erfolgreich sein und langfristig wahrscheinlich zu den Verlierern gehören. Zu lernen, Verluste als normale Kosten des Geschäfts zu akzeptieren, nicht gegen den Markt ankämpfen zu wollen und letztlich verzichten zu können, ist die Basis für einen erfolgreichen Trader und gleichzeitig auch die größte Herausforderung. Diese Punkte liegen uns einfach nicht im Blut und sind deshalb so schwer umzusetzen. Mit dieser Grundeinstellung ist es im zweiten Schritt wichtig, sich aus den vielen Möglichkeiten, die die Börse bietet, die Kombinationen herauszusuchen, welche die eigenen Stärken und auch Schwächen am besten einsetzen. Auch dieser Schritt ist weniger ein zeitlich konkretes Ereignis, sondern ein Prozess. Bauen Sie in diesem qualitativ hochwertige Lernschleifen aus Machen, Feedback, Optimierung und erneutem Machen auf und treiben Sie so Ihr Trading voran.
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