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Das große Heinz Erhardt Buch

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Titel: Das große Heinz Erhardt Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Erhardt
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sie sah die Matadore,
und ihr Blut geriet in Gärung:
»Das sind endlich wieder Männer!!
Der Tenor José, der war nichts!
Er war nur ein müder Penner,
ein Versager und sonst gar nichts!!« -
    Endlich kam der Star, der letzte
Matador, der Größten einer!
Durch die Blutarena hetzte
er den Stier wie vor ihm keiner!
Nach dem dritten Stich schon sah man
tot das Tier zusammenbrechen …
Carmen schrie erregt: »Hurra, Mann!
Wo kann ich Sie gleich mal sprechen?!«
Und im jubelnden Getobe
rief der Bariton: »Komm, Dame!
Komm in meine Garderobe!!«
(Escamillo war sein Name) …
    Flugs zu ihm enteilte Carmen,
weil er ihr ja zugewinkt hat -,
und ‘sie lag in seinen Armen,
eh er sich noch abgeschminkt hat …
    4
Das Ende
    Da - (»Bin ich dein liebes Rehlein?«
hörte man sie grade fragen) -
stürzte plötzlich Don José rein,
ohne »guten Tag« zu sagen.
Escamillo mit Grandezza
bat ihn: »Wolln Sie sich nicht setzen?«,
doch José, der violett sah,
hatte keine Lust zum Schwätzen.
Schon ergriff er seinen Degen,
der geschärft und vorne spitz war -
(Escamill verschwand verlegen
in der “Wand, wo grad ein Schlitz war) -,
da fiel Carmen auf die Kniee,
bat: »Hör, wie sich alles fügte …«
doch er stach nach ihr - und siehe:
dieser eine Stich genügte!
    Im Gesicht wurd weiß wie Schnee sie …
Ihr blieb keine Zeit zum Beten,
darum seufzte schnell »olé« sie,
und dann war sie weggetreten ..,
Ihn doch hinderten zwei Fäuste,
aus dem Fenster rauszuklettern–
    So, nun wissen Sie das meiste,
brauchen nicht mehr umzublättern …
    *   Aus diesem strapazierfähigen Stoff wurde bereits eine haltbare Oper angefertigt!

Moderne Sinfonie
    Droben sitzet die Kapelle,
festlich und gestimmt ist sie.
Schon ertönt die dritte Schelle -
gleich beginnt die Sinfonie.
    Nun wird’s stille; denn es zeigt sich
der Maestro, wohlbefrackt,
steigt aufs Podium, verneigt sich,
dreht sich um und schlägt den Takt.
Geiger geigen, Bläser blasen,
Pauker pauken, Harfe harft –
alle Noten dieses Werkes
werden schonungslos entlarvt …
    Droben schwitzet die Kapelle,
auch der Dirigent hat’s satt! -
Morgen können wir dann lesen,
ob es uns gefallen hat …!
Der Geiger
    Unterm Arm die Violine,
auf dem Haupte Brillantine,
so besteigt mit ernster Miene
er die kunstverseuchte Bühne.
Mit den Haaren von dem Pferde
streicht er, weit entrückt der Erde,
voll Gefühl und Herzenswärme
über straff gespannte Därme.
Und der Lauscher dieser Handlung
denkt, infolge innrer Wandlung,
an die Pfoten grauer Katzen:
auch ein Geiger kann gut kratzen!
    Die Tänzerin
    Erst tanzt sie nach rechts, dann tanzt sie nach links,
dann bleibt sie in der Mitte.
Dann tanzt sie nach links und wieder nach rechts,
sie hat so ihre Schritte.
Dann hebt sie den Arm, dann senkt sie das Haupt,
voll Schmerz sind ihre Züge.
Dann,hebt sie das Haupt, dann senkt sie den Arm,
sie tanzt »Die fromme Lüge«.
Dann geht sie zurück und dann geht sie vor,
sehr schön ist dieser Vorgang.
Dann reißt sie sich hoch und dann fällt sie hin,
und dann fällt auch der Vorhang.
    Die Sängerin
    Reihen, Stühle, braune, harte.
Eintritt gegen Eintrittskarte.
Damen viel. Vom Puder blasse.
Und Programme an der Kasse.
Einer drückt. Die erste Glocke.
Sängerin rückt an der Locke.
    Leute strömen. Manche kenn ich.
Garderobe fünfzig Pfennig.
Wieder drückt man. Zweite Glocke.
Der Begleiter glättet Socke.
Kritiker erscheint und setzt sich.
Einer stolpert und verletzt sich.
    Sängerin macht mi-mi-mi.
Impresario tröstet sie.
Dritte Glocke. Schrill und herrisch.
Sie erscheint. Man klatscht wie närrisch.
Jemand reicht ihr zwei Buketts.
Dankbarkeit für Freibilletts.
    Und sie zuckt leis mit den Lippen.
Beugt sich vor, als wollt sie kippen.
Nickt. Der Pianist macht Töne.
Sängerin zeigt weiße Zähne,
öffnet zögernd dann den Mund.
Erst oval. Allmählich rund.
    Und - mit Hilfe ihrer Lungen
hat sie hoch und laut gesungen.
Sie sang Schumann, Lincke, Brahms.
Der Beginn war acht Uhr ahms.
Und um elf geht man dann bebend,
aber froh, daß man noch lebend,
heimwärts. Legt sich müde nieder.–
Morgen singt die Dame wieder.

    Ein Männergesangverein
    Fünfzig Herren über fünfzig
sitzen um des Tisches Rund.
Und sie essen und sie trinken
und sie wischen sich den Mund.
    Da! Der Vorstand schwingt die Glocke,
und es wird ganz mäuschenstill,
denn die Glocke ist das Zeichen,
daß er etwas sagen will.
Und als er genug geklingelt -
ja, das Klingeln macht ihm Spaß -
steht er auf und spricht gewichtig:
na, ich denk, wir singen

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