Das große Heinz Erhardt Buch
es
nicht länger, daß die Mary mir
den Lord wegschnappt! Ich zeig es ihr!
Ich will, daß man sie gleich verhafte!!«
Worauf man sie in’n Kerker schaffte …
Dort saß die Mary viele Wochen,
hat nichts gegessen, nichts gesprochen -,
drum freute sie sich ungemein,
als Lisa schrieb: »Mein Schwesterlein,
wir wollen unsern Stunk vergessen!
Ich hol dich morgen ab zum Essen!«
Und so geschah’s, daß nach dem Lunch
die beiden, wie fast jeder Mensch,
sich gern etwas im Park ergingen.
Sie unterhielten sich von Dingen,
die intressant von Schwes- zu Schwester …
Doch fiel kein Wort über Lord Lester,
bis plötzlich Mary sich vergaß
und rief: »Du bist ein Rabenaas!
Ein Scheusal und ein Mistpaket …!«
Was Lisa nicht gefallen tat:
»Ich unternehme neue Schritte!«
so schrie sie und ging durch die Mitte
ab!
Knapp
sechs Wochen drauf bestieg, o Gott,
die arme Mary das Schafott!
Verlor den Kopf, den sie zuvor
in Lisas Park schon mal verlor …
Tannhäuser
oder
Die Meistersinger in der Wartburg
(in 5 Abteilungen)
1
Es saß, laut Richard Wagners Werk,
Herr Tannhäuser im Hörselberg -
doch nicht allein, das war es eben:
die Dame Venus saß daneben.
Sie war begabt mit ganz enormen
und angenehmen Körperformen.
Sie schmiegte sich an seine Lende,
er drückte ihr dafür die Hände.
Dann sangen beide ein Duett,
und hinten tanzte das Ballett.
Sie liebte und liebkoste ihn,
und grade das erboste ihn!
Das immer gleiche Einerlei,
das tägliche Tandaradei,
das viele Tanzen und die Lieder
warn bald dem Tanni höchst zuwider,
weshalb er - es war kurz vor zehn -
ganz plötzlich ausrief: »Laß mich gehn!
Mich hält nichts mehr! Leb wohl, ich muß!«
Worauf sie sprach: »Red keinen Stuß!
Du bist mein Held, du bist mein Sänger!
Verweil doch noch ein wenig länger!« -
Und so blieb alles wie vorher:
das Singen, Tanzen und auch er.
2
Inzwischen waren Tage, Wochen
und Monate ins Land gekrochen,
als Tannhäuser plötzlich erwachte,
doch anders, als er es sich dachte:
er lag, statt auf der weichen Chaise,
im harten Gras! Es roch nach Käse,
und eine Magd mit ganz enormen,
doch nicht so guten Körperformen
behütete der Kühe Herde,
auf daß sie nicht gestohlen werde.
Sofort befragte er die Maid
nach Ort der Handlung und der Zeit
und sah zur Linken und zur Freude
ein gar gewaltiges Gebäude;
und aus der Magd geräum’gem Munde
vernahm er dann die frohe Kunde,
daß dieses Bauwerk hoch und hehr
die sogenannte Wartburg wär.
»Die Wartburg? Die ist mir bekannt!«
sprach da der Venus-Emigrant,
»ich will mich jetzt dorthin bemühen!
Leb wohl! Empfiehl midi deinen Kühen!«
3
Als Tannhäuser sein Ziel erreicht -
das Gehen fällt ihm noch nicht leicht -
und er dem Tor der Wartburg naht,
da hält ihn an ein Wachsoldat:
was er hier wünsche oder wolle,
und daß er sich entfernen solle!
Hier fände heut ein Wettkampf statt,
doch nur für den, der Stimme hat!
»Dann bin ich richtig! Auf das Tor!
Laß mich hinein! Ich bin Tenor!«
Nachdem er so sich ausgewiesen,
läßt der Soldat passieren diesen.
4
Herr Tannhäuser betrat die Halle,
und, sieh mal an, hier warn sie alle:
Hans Sachs, Jung-Siegfried, und selbst Hagen,
der aus Westfalen, wollt’s mal wagen!
Audi ‘n Holländer war da als Streiter!
(Es gab schon damals Gastarbeiter!)
Herr Tannhäuser erfuhr inzwischen
die Regeln, um hier mitzumischen:
das, was er singt, sei einerlei,
wenn’s nur von Richard Wagner sei!
Der Eschenbach war grade dran
mit ‘m »Abendstern« - und er gewann
die allermeiste Sympathie.
Kein Wunder: mit der Melodie!
Und dann betrat die wunderschöne
Elisabeth von links die Szene!
Man zollte große Achtung ihr,
denn sie war ja die Chefin hier!
Sie gab bekannt, was so passiert sei,
und daß die Halle renoviert sei,
weshalb sie hoch und breit und lang
von ihrer »teuren« Halle sang!
Doch schließlich ging ihr Lied vorüber,
und auch der Tannhäuser ging lieber …
5
Er ging - und stand nun vor dem Tor.
Da kam ein langer Pilgerchor,
der grade nach Italien strebte
und hauptsächlich vom Singen lebte.
Als er den Pilgerzug erblickte,
schrie er, so daß er fast erstickte:
»Hinweg, ihr Socken und ihr Schuhe,
‘s wird Zeit, daß ich jetzt Buße tue!
Wie sündig ist mein ganzer Leib!
Wer schert mein Haar? Was schert mich Weib!
Auch ich kauf mir so eine Kutte!
Ich pfeif auf Venus, diese -!« »Nu - n«,
sprach da des Pilgerzuges Leiter,
»so pilgre mit uns! Gleich geht’s weiter!«
»Ich bin für euch nicht gut genug!
Geht! Ich komm mit dem nächsten Zug!« -
Ob er
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