Das große Heinz Erhardt Buch
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Hallo, Schwan!
Schon lange vor der Eisenbahn
gab’s als Transportmittel den Schwan.
Wölkst du verreisen noch so weit:
ein Schwan mit Kahn stand stets bereit!
Du nanntest ihm das Endziel bloß,
stiegst ein, und, hui, schon ging es los!
Nun war - ganz in der Näh vom Grale -
so eine Art von Schwan-Zentrale,
in der erregt ein Herr erschien
und rief: »Ich bin der Lohengrin!
Und haben Sie wohl an der Hand
‘nen Schwan? Ich muß gleich nach Brabant!
Ich bitte um ein schnelles Tier,
denn Elsa ruft schon sehr nach mir!
Auch hätt ich - sagen Sie’s der Leitung! -
den Schwan gern mit Musikbegleitung!« -
Was weiter war - und wie’s gewesen,
bitt ich bei Wagner nachzulesen!
Der Mohr von Venedig
Frei geräubert bei Schiller
Unterm Einfluß eines Föhns
dichte ich jetzt mal was Schöns:
es ist kürzer und auch stiller
und ganz anders als bei Schiller! -
Franz Mohr, bekannt als »die Kanaille«,
trug stets den Dolch an seiner Taille.
Doch einmal, ach, im grimmen Zorne
stach er von hinten zu und vorne,
worauf sich wund das Opfer wand
und Franz in dessen Blute stand!
Nach dieser unheilschwangern Tat
rief er: »Jetzt ham wir den Salat!
Mein Beinkleid ist vom Blut gerötet!
Den Leichnam dort hab ich getötet!
Der Anblick ist nicht grade schön!
Auf Wiedersehn! Der Mohr kann gehn!«
Und so geschah’s, daß Franz entfloh
(über die Alpen, übern
Po und weiter), bis er ungehemmt
zur Stadt kam, die stets überschwemmt.
Hier - mußte er sich nicht verstecken!
Hier - könnt er seine Hos entflecken!
Hier - blieb Franz Mohr lang, brav und ledig
und hieß ab hier - »Mohr von Venedig«! *
* Einige neuere Literaturgeschichten behaupten, wahrscheinlich, um sie farbiger zu gestalten, der »Mohr von Venedig« sei ein Schwarzer gewesen. Bei Schiller jedoch findet sich kein Hinweis, daß Fr. Mohr (den er übrigens undelikaterweise mit oo schreibt) negroiden Ursprungs war.
Hanneles Siegesfahrt
Da war ein Mädchen jung und stark
und gut von Wuchs und hieß Jeanne d’Arc.
Erst hütete sie Vaters Ziege,
dann träumte sie vom großen Siege!
So ging sie eines Tags aufs Ganze:
kaufte sich Rüstung, Helm und Lanze,
und schon nach ziemlich kurzer Zeit
fand Männer sie, zum Kampf bereit!
Mit diesem Fähnlein griff sie dann
des Königs böse Feinde an!
Bei Orleans errang, so schien’s
(auf englisch heißt der Ort Orliens!),
sie ihren Sieg! Doch nicht weit her
war es damit: es geht die Mär,
sie sei, was nicht so sehr erheitert,
am Scheiterhaufen dann gescheitert!
Beckmesser *
Er war ein angesehner Herr
und wohl der klügsten einer,
doch spricht von ihm als Kriti-Kerr **
- und auch als Mensch - heut keiner!
Wie bös hatte er Wagners »Ring«
und Bruckners Werk verrissen,
auch von Puccinis »La Boheme«
wollte er nicht viel wissen!
Wie lobte er den Meyerbeer
und Straußens »Ritter Pasman«!
Was er getadelt, lebt noch heut -
was er gelobt, vergaß man!
Merke:
Der Irrtum ist der Menschen liebstes Kind,
besonders, wenn sie Rezensenten sind!
* Gemeint ist hier der Wiener Musikkritiker Eduard Hanslick (1825-1904).
** Kerr, Alfred (1867-1948), auch ‘n berühmter Kritiker.
Querschnitt durch Verdi
Othello war schwarz wie ein Mohr
und ziemlich klug - obwohl Tenor -
und lebte nicht ganz ledig
in Venedig.
Doch eines Tags sah er Aida
und sprach zu sich: »Wer ist denn die da?
Die ist mein Typ - die war mein Fall so!«
Na also!
Doch hatte Pappa Rigoletto
für sie ‘nen andern Mann in petto:
Don Carlos hieß der Mann in spe.
Olè!
Sie aber liebte einen Dritten.
Den brauchte sie nicht lang zu bitten,
den Rhadames; denn der war nur
Troubadour!
Doch der sang seine Serenatas
viel lieber vor dem Haus Traviatas!
Sie lauschte ihm auf dem Balkone
mit »ohne«.
Vielleicht hat er zu oft gesungen -
egal, sie kriegte kalte Lungen;
und, von dem Nachtwind angepustet,
hat sie dem Rhadi was gehustet.
Da sagte sich der Liebessänger:
»Die steckt mich an! Ich sing nicht länger!«
Und er verließ die Kranke.
Na danke! -
Aida aber und Othello
entleibten sich - das ging ganz schnell, oh! -
in Verona:
Aida wegen Rhadames,
Othello wegen Madame
Desdemona…
Mary and Lisa
Es waren mal zwei Königinnen,
ganz gut von Wuchs und stolz von Sinnen;
doch leider konnten sich die beiden
von Hause aus nicht so recht leiden.
Sie nannten sich zwar meistens »Schwester«,
doch schuld am Krach war ein Lord Lester!
Sie liebten ihn und litten seelisch. -
Die war katho-, die evangelisch. -
Und eines regenfeuchten Tages,
da sagte Lisa: »Ich ertrag
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