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Das große Heinz Erhardt Buch

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Titel: Das große Heinz Erhardt Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Erhardt
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spielen, zu lustig sind! Wie traurig! Man unterscheidet zwei Arten von Theaterleitern: solche, die es wirklich sind, und solche, die es gern sein möchten. Letztere überwiegen bei weitem, obwohl gerade sie der Überzeugung sind, sie wären es …
Auch die Darsteller zerfallen in zwei Teile: in einen, der von der Schauspielschule und in den anderen, der vom Kabarett kommt.
Die Darsteller des ersten Teils besitzen oft keine Persönlichkeit und vermögen deshalb leicht in die Haut der darzustellenden Person hineinzuschlüpfen; die Kabarettisten dagegen können aus ihrer Haut nicht heraus und spielen aus diesem Grunde meist nur sich selbst. Sie sind von. den »gelernten« Kollegen nicht so gern gesehen wie vom Publikum, was wohl daran liegt, daß der Theaterbesucher für gewisse Nuancen eine Nase hat, die nicht auf den Kopf gefallen ist! -
Mindestens ebenso wichtig am Theater wie die Platzanweiser - ich meine hier nicht die Regisseure - sind zweifelsohne die Kritiker! Im stillen Kämmerlein tippen sie ihre Rezensionen in die Schreibmaschine, und es kommt nicht selten vor, daß sie - ähnlich wie wir beim Lotto - danebentippen … So schrieb beispielsweise Ende des vorigen Jahrhunderts ein berühmter Wiener Musikkritiker (Name und Anschrift sind bekannt) gelegentlich der Uraufführung von Puccinis »La Boheme«, er gäbe dieser Oper noch drei Aufführungen - dann wäre sie vergessen! Man bedenke! Andererseits meinte er über Meyerbeers »Afrikanerin«, dieses Werk werde auch noch das nächste Jahrhundert überleben! Dabei wird diese Oper nicht einmal mehr in Afrika gespielt. Ja, ja - es gibt kaum etwas, womit man soviel Theater hat - wie mit dem Theater …
    Aber auch mit dem Film!
Kaum hatte ich das zarte Alter von 46 Jahren erreicht, als man mich auch schon entdeckte - und zwar auf einer winzigen Bühne in einem witzigen Stück.
Das Publikum scharte sich in Scharen um das Geschehen, aber, wie ich später erfuhr, weniger meinetwegen, als wegen einer bedeutend jüngeren Kollegin, die es meisterhaft verstand, ihre Rolle vor allem zu verkörpern!
Hauptsächlich die Filmproduzenten, die ja immer auf der Jagd nach jungen Talenten - besonders, wenn sie weiblichen Geschlechtes sind - sind, eilten in rauhen Massen herbei, um den Maßen der Künstlerin nachzuspüren …
Schließlich aber kam einer dieser Herren nicht nur ins Theater, sondern auch auf die Idee, daß eigentlich ich den Maßen der Breitwand eher entspräche!
Also - und das spricht für den Fachmann! - bot er mir für ein Filmvorhaben, das nach einem Drama eines gewissen Franz Grillparzer gedreht werden sollte, eine der Hauptrollen an mit der Bemerkung, er habe an den Autor wegen der Vergebung der Filmrechte bereits geschrieben …
»Vergebung«, sagte ich, »aber Grillparzer ist meines Wissens seit langem tot!« - »Oh«, meinte der Produzent, »deshalb hat er wohl auph nicht geantwortet!« …
So fiel dieses Projekt leider ebenso ins Wasser wie in Grillparzers Stück die Leander, welche ja mehrmals nächtens die Dardanellen durchschwamm, nur, um die Kerze ihres Hero auszupusten! Die Hoffnung, jemals zum Film zu kommen, wähnte ich ebenfalls als erloschen …
    Aber nein! Schon nach ganz kurzer Zeit stand ich in einem richtigen Filmatelier, von einem richtigen Filmregisseur geleitet, zum ersten Mal vor einer richtigen Filmkamera!
Mit namhaften Kollegen, die ich normalerweise nie anzusprechen gewagt hätte, war ich plötzlich »per du«, ohne daß meine Hochachtung vor ihnen »perdü« gegangen wäre …
Wir waren ein unzertrennliches Team - was den Produzenten regelmäßig bewog, sprachgewandt auszurufen: »Team is money!«
Nun, wir alle waren vom Erfolg des Films überzeugt, und erst bei der festlichen Uraufführung wurde deutlich, wieviel Time wir für dieses Machwerk unnötig verplempert hatten, und was da alles an guten Pointen auf Geheiß des Produzenten herausgeschnitten worden war, bloß, weil er sie nicht verstanden hatte!
Nee, nee - auch mit dem Film hat man sein Theater …
    Während man auf der Filmleinwand manchmal einen drei Meter großen Kopf hat, wird man auf dem Bildschirm zum Pygmäen!
Aber vielleicht ist es gerade die Kleinheit, die im Fernsehzuschauer teils Väter-, teils mütterliche Gefühle auslöst, sofern ihm der Darsteller sympathisch ist. Er sagt sich: »Gott, ist der Kleine nüdlich — und so hülflos! - Oh, wie nett er eben gezwinkert hat – und nun ist er böse, wie ein Großer, ha-ha-ha!«
Anders ist es, wenn der Betrachter lieber

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