Das große Heinz Erhardt Buch
ein Fußball-Länderspiel erleben oder einen wissenschaftlichen Vortrag, etwa über das Thema »Elementare Elemente der hyperphosphären Rekonvaleszenz« hören möchte. Und nun kommst du Däumling mit deinem Gequatsche!
Oder einer hat Krach mit seiner vierten Frau und möchte sich nun bei Tschaikowskis Fünfter ausweinen … Stattdessen erscheinst du und reißt Possen!
Das eben ist die große Gefahr, der du als »Fernsehstar« ausgesetzt bist: du gerätst leicht an die falsche Adresse!
Im Kino dagegen sieht dich nur der, der dich sehen will - aber wer geht heute schon noch ins Kino?!!! …
Der keusche Josef oder der Heftling
Ein Theaterstück
Personen:
Der Herr Professor, über 60
Die Frau Professor, unter 30
Josef, über 17, aber unter 19
Professor (mit Vollbart und Kneifer):
Köstlich war die dampfende Mahlzeit,
die du, vortreffliche Hausfrau, mir brietest.
Gerne nun würde der Ruhe ich pflegen,
leider doch muß ich des Bleibens entraten.
Frau Prof.: Mit anderen Worten, du willst wieder gehen?
Professor: Das Wollen hat hier sekundäre Bedeutung, das
Müssen ist das, was mich schmerzlich berühret … Eine wichtige Lehrerkonferenz erheischt meine Anwesenheit. - Jedoch, in einer schwachen Stunde bin ich wieder bei dir!
Frau Prof.: Das freut mich, Edi.
Professor: Dann ist es gut! Oder wie sagt schon der Lateiner? Er sagt: sub aqua, sub aqua, maledicere temptant!
Frau Prof.: Gewiß, Edi!
Professor: Halt, noch eins! In Bälde wird der Primus meiner Prima erscheinen, um mir die Klassenhefte zu übergeben, auf daß ich sie korrigiere. Empfange du sie und ihn, und sei freundlich zu dem jungen Mann! Sein Vater ist Oberpostsekretär!
Frau Prof.: Ich werde freundlich zu ihm sein. Vielleicht kriegen wir dann die Briefmarken billiger?!
Professor: Eben! (blickt aus dem Fenster) Doch schau! Es naht bereits der Jüngling mit den Heften! Adieu! (ab)
Frau Prof.: Adieu, Edi!
- Kurze Pause -
Josef (auf mit Heften unter dem Arm. Bleibt an der Tür stehen)
Frau Prof.: Aber so kommen Sie doch näher!
Josef: Ich bin der Heftling.
Frau Prof.: Was, bitte, sind Sie?
Josef: Ich bin der Jüngling mit den Heften.
Frau Prof.: Ach so, legen Sie sie nur dorthin.
Josef: (tut es, will ab) Auf Wiedersehn!
Frau Prof.: Aber, aber! Warum denn so eilig? - Wie heißen Sie denn, Sie Schnellhefter?
Josef: Josef.
Frau Prof.: Mit f oder ph?
Josef: Mit J.
Frau Prof.: Josef ist ein schöner Name. - Nehmen»Sie doch etwas Platz, Josef! - Trinken Sie eine Tasse Tee mit mir?
Josef: Nein, danke! Ich habe erst vorgestern Tee getrunken …
Frau Prof.: (lächelnd) Ja dann… ! - So setzen Sie sich doch wenigstens!
Josef: (bleibt stehen)
Frau Prof.: Darf ich Ihnen einen Keks anbieten? Oder haben Sie keinen Appetit?
Josef: Danke! Ich bin im Moment völlig unappetitlich.
Frau Prof.: Ich hörte von meinem Mann, Sie seien der Primus Ihrer Prima?!
Josef: Jawohl!
Frau Prof.: Das ist ja prima … Wie alt sind Sie eigentlich?
Josef: Achtzehn.
Frau Prof.: Sie sind so hübsch und noch so herrlich jung, Josef!…
Josef: Früher war ich noch jünger …
Frau Prof.: Gefalle ich Ihnen gar nicht, Josef?
Josef: Doch, ganz nett…
Frau Prof.: Haben Sie eigentlich schon mal geküßt, Josef?
Josef: Nein, das haben wir noch nicht gehabt…
Licht aus *
* Um Mißverständnissen vorzubeugen: dieses »Licht aus« heißt soviel wie »Vorhang zu« und nicht, daß die Frau Professor es jetzt lieber dunkel gehabt hätte …!
Bell- und Puccini
Es ist an und für mich nichts Besonderes, wenn eine Oper Bellinis aufgeführt wird. Schließlich ist der Komponist tot und kann sich gegen die Wiedergabe nicht wehren.
Da ich nun annehmen muß, daß der andere oder auch der eine Leser dieser Zeilen Bellinis Oper »Norma« noch nicht kennt, gelüstet es mich, hier einiges Bemerkenswerte über den Autor und sein Werk zu veröffentlichen.
Sein Vater, der ebenfalls Bellini hieß, war als Staatsbeamter nicht nur seinem Fürsten, sondern auch dem Trunke ergeben und kämpfte mit seiner Frau ständig um den Hausschlüssel, während sich der Sohn mehr mit dem Violin- und Baßschlüssel herumschlug.
Bellini jun. schrieb die »Norma« zu seinen Lebzeiten - aber erst nach seinem Tode wurde sie preisgekrönt. Obwohl schon Hans v. Bülow behauptete: je preiser eine Oper gekrönt wird, desto durcher fällt sie - traf diese Diagnose für die »Norma« nicht zu! Im Gegenteil! Sie fiel nicht nur nicht durch, sondern auf - und zwar durch eine Eigenschaft, die den wenigsten Opern eigen ist, nämlich durch ihre
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