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Das große Heinz Erhardt Buch

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Titel: Das große Heinz Erhardt Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Erhardt
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Antlitz wieder hob, war ich völlig schwarz: die Pailletten von Großmütterchens Kleid hatten abgefärbt … Nun war es an Großmütterchen, herzlich zu lachen!
Überhaupt zeichnete sich unser Garten durch Lachen aus - besonders nach starken Regenfällen …
Wie ich wurde
    Ich war ein Wunderkind; denn ich konnte schon mit sechs Jahren und einem Finger »Hänschen klein« auf dem Klavier spielen. Fürwahr erstaunlich!
Auch begann ich bald Gedichte zu machen, die sich sogar ab und zu hinten reimten. Bitte, hier ist so ein Frühwerk - früh im wahrsten Sinne des Wortes!
    Wandrer am Morgen
    Morgens, wenn noch alle schlafen
und noch alles liegt in Ruh,
geht der Wandrer aus dem Hause
und dem fernen Ziele zu.
Gar nichts rührt sich, gar nichts regt sich,
selbst der Wind ist noch nicht wach -
nur die frühen Lerchen singen,
und der Wandrer macht es nach …
    Wie Sie sehen, befleißigte ich mich schon in jungen Jahren der Kurzform - nicht, weil ich ein Verfechter der Thesen »kurz und gut« oder »Kürze-Würze« war und bin, sondern einfach deshalb, weil ich an ungenügender Länge meiner Gedanken litt und leide! -
Übrigens: anhand des nun folgenden Beispiels können Sie feststellen, wie die Zeit in einem schöpferischen Menschen arbeitet, und wie der Dichter oft Jahre des Reifens benötigt, um seinem Werk die Gestalt zu geben, die auch die Nachwelt begeistern soll und wird!
Bitte vergleichen Sie meinen obigen »Wandrer am Morgen« mit dem vierzig Jahre später entstandenen
    Wandrer am Abend
    Abends, wenn schon alle schlafen
und schon alles liegt in Ruh,
geht der Wandrer aus dem Hause
und dem nahen Ziele zu.
Gar nichts rührt sich, gar nichts regt sich,
selbst der Wind schläft schon ganz fest -
nur der Wandrer in der Kneipe
singt, solange man ihn läßt.
    Doch zurück zum Damals!
Plötzlich fing ich an, ernstlich Musik zu studieren und vier Stunden täglich Klavier zu üben. So war es kein Wunder, daß ich schon bald »Hänschen klein« völlig fehlerfrei mit zwei Fingern spielen konnte!
Mein größter Erfolg aber war »Die Schlacht bei Leipzig«! Sie ging so: ich setzte mich mit aller Kraft und dem Hinterteil auf die verschiedensten Stellen der Klaviatur, wodurch ich den Donner der Geschütze und die Einschläge der Granaten treffend demonstrierte!
Der Leser muß zugeben, daß ich schon damals recht vielseitig war…
Die Schulzeit
    Von ihr schweige ich lieber …
Daß ich aber elf Jahre in der Sexta gesessen und dann geheiratet hätte - die Lehrerin nämlich -, ist ein Gerücht, dem ich mit aller Schärfe entgegentreten muß!!!

Einladungen
    In Deutschland wird Moral immer großgeschrieben - auch aus sittlichen Gründen. Hauptsächlich aber wegen unserer Rechtschreibung, die dir befiehlt, Hauptworte, auch wenn sie dir unwichtig erscheinen, stets groß zu schreiben. In meiner Heimat jedoch war es ganz schlimm! Nie wäre es dir möglich gewesen, allein mit einem Mädchen ins Kaffee, Kino oder gar zum Tanzen zu gehen, ohne daß ihr tags darauf als verlobt galtet. Und das war gefährlich!
Um nun heiratsfähige Töchter trotzdem an den vorsichtigen Mann zu bringen, wurdest du als Junggeselle oft und gern von töchterhabenden Familien nach Hause eingeladen. Da es eine Menge derartiger Familien gab, mußtest du fast täglich woanders hin…
    Manchmal war es sogar ganz gemütlich - besonders dann, wenn der »Schwiegerpapa« gern einen trank und nun froh war, in dir einen Kumpel gefunden zu haben. Nach dem Abendessen, wo dir von der Mama die Vorzüge der betreffenden Tochter aufs Butterbrot geschmiert wurden, gingst du mit dem Hausherrn in sein Allerheiligstes, und dort kipptet ihr einen köstlichen Wodka nach dem andern herunter.
    Nach dem zehnten Schnaps taute selbst der eiskälteste Vater auf und meinte etwas lallend, seine Tochter sei gar nicht so besonders - sondern ganz im Gegenteil! Und seine Frau erst - o je! Er sei damals auch so einge- und dann verladen worden, und er habe einen Fehler gemacht usw. usw.
Nachdem du zu spater Stunde - aber noch nicht zu spät - den Damen des Hauses sämtliche Hände geküßt und vor lauter Wodka nicht mehr wußtest, falls mehrere Töchter anwesend waren, welcher du vorhin eigentlich den Hof gemacht hattest, verschwandest du gesättigt und »satt« auf Nimmerwiedersehn…

    Nun, es gab auch Familien mit zahlreichen Töchtern, die dem Alkohol abhold waren. Da du aber rechtzeitig von deinen Freunden, die da schon mal zu Gast sein mußten, gewarnt wurdest, nahmst du eine Flasche mit, indem du

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