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Das große Heinz Erhardt Buch

Das große Heinz Erhardt Buch

Titel: Das große Heinz Erhardt Buch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz Erhardt
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die Aufnahme, wo ich völlig entkleidet bäuchlings auf einem Bärenfell liege - wobei weder das Nackte die finanzielle Situation meines Vaters noch das Bärenfell meine rein germanische Abstammung dokumentieren sollte …
Leider muß ich Sie um den Genuß dieses Aktfotos bringen, weil der Verlag meinte, es sei immerhin möglich, daß ein Jugendlicher das Buch aus Versehen kaufen, dann Anstoß an meinem Körper und damit Schaden an seiner Seele nehmen könne! Denn, bedenken Sie: ich trug damals nicht einmal eine Brille …
An meine Brille
    Ich wäre glatt verloren,
wärst du nicht stets bei mir.
Du hängst an meinen Ohren
grad so, wie ich an dir.
    Trag dich auch, wenn auf Zehen
die Nacht sich niedersenkt,
dann kann ich besser sehen
den Traum, der mich umfängt.
    Und wenn ich einst verschwinde,
so bleib auch dann bei mir,
damit ich sicher finde
den Weg, mein Gott, zu dir.
Die Eltern
    Eltern bestehen in der Regel aus zwei Personen.
Es sollen allerdings auch Fälle bekanntgeworden sein, wo der Vater unbekannt ist. Von diesen überaus seltenen Fällen zeugt schon die im 17. Jahrhundert entstandene deutsche Volks-, oder besser gesagt, Halbwaise:
    Zeige mir dein Muttermal,
    zeig mir deinen Vater mal …
Nun, ich konnte mich nicht beklagen: ich hatte so nach und nach drei Väter bekommen.
Und ebenso viele Mütter!
Diese Vielzahl an Eltern ist darauf zurückzuführen, daß sowohl mein Vater als auch meine Mutter jeweils dreimal den Bund fürs Leben schlossen.
Da nun aber nicht nur sie, sondern auch die Angeheirateten immer wieder heirateten, so besaß ich in den zwanziger Jahren nicht weniger als einundzwanzig lebende Großelternteile, nämlich, elf Großväter und zehn Großmütter …
Alle Vä- und Mütter, aber auch deren Eltern kannten sich untereinander, vertrugen sich glänzend und verwöhnten mich. Und das nicht nur zur Weihnachtszeit …
Man reichte mich ständig herum, und manchmal reichte es mir!

    Es bleibt unerfindlich, wie ich damals alle Angehörigen auseinanderhalten konnte - ganz abgesehen von den fast täglich neu hinzukommenden Onkels und Tanten, die man ja auch noch mit Namen anreden mußte!
Jedenfalls erinnere ich mich, eine Liste angefertigt zu haben, die ich erst aus der Tasche und dann zu Rate zog, wenn ich gar nicht mehr weiter wußte. Sie ist in den Wirren des letzten - und hoffentlich wirklich letzten - Krieges ebenso verlorengegangen wie die Mehrzahl der in ihr aufgeführten Verwandten …

    Früheste Kindheit
    Die Überschrift verbrachte ich in Riga, wo ich quasi zweimal zur Welt kam: am 7. Februar nach russischer und am 20. Februar nach hiesiger Zeitrechnung.
Im Datum, das muß man den Russen lassen, waren sie uns entschieden voraus!
Während in jenen Tagen Mütterchen Rußland von Väterchen Zar beherrscht wurde, wuchs ich ziemlich unbeherrscht auf; denn meine Eltern waren meine Großeltern.
Sie waren so gut zu mir, daß es schon wieder schlecht war! Wenn ich, Gott behüte, nur einmal nieste, mußte ich für eine Woche ins Bett, und hustete ich gar, für zwei Wochen! Schließlich war ich derart verweichlicht, daß ich nur noch nieste oder hustete - oder beides.
Trotzdem erinnere ich mich eines Tages, an dem ich nicht im Bett lag.
Es war herrlich warm, und ich tollte mit meiner Njanja - so hießen die dortigen Kindermädchen - im Garten herum, obwohl die Njanja wahrscheinlich viel lieber ruhig dagesessen hätte …
Auf der Terrasse aber saß Großmütterchen und häkelte. Oder strickte.
Sie saß auf einem Klappstühlchen, und an einem Bein (des Klappstühlchens) war unser Mops Doggi angebunden. Plötzlich mußte er eine Möpsin oder etwas in der Art auf der vorüberführenden Straße gewittert haben … ! Kurz und gut - oder vielmehr gar nicht gut: er nahm einen gewaltigen Anlauf und raste mitsamt dem Klappstühlchen - aber ohne Oma - von dannen!
Großmütterchen hatte inzwischen auf den harten Steinen der Terrasse Platz genommen, worüber ich in unbändiges Lachen ausbrach - ein Beweis für meinen schon damals stark ausgeprägten Sinn für Humor … Großmütterchen hatte aber keinen! Nachdem sie sich mit Hilfe der Njanja erhoben hatte, erhielt ich die erste Ohrfeige meines Lebens - nicht ahnend, wie viele Ohrfeigen ich späterhin von anderen noch würde einstecken müssen …
Natürlich fing ich jämmerlich zu weinen an. Das wiederum rührte Großmütterchen. Sie nahm mich auf ihren ausgedehnten Schoß und drückte mein Gesicht an ihre ebensolche Brust.
Als ich mit dem Weinen nachließ und das

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