Das große Heinz Erhardt Buch
schrecklich, wenn sie sang.
Da zielte er mit Korn und Kimme
und Wut auf sie - das war das Schlimme!
Es machte bumm! - (natürlich lauter!) -
dann fiel sie um! - Zum Himmel schaut er
und spricht, das Auge voll Gewässer:
»Vielleicht singt sie dort oben besser?!«
2
Es ritt der edle Ritter Kunkel
durch einen Wald, der still und dunkel -
als plötzlich, jäh und ungestüm,
ein grauslichgraues Ungetüm,
ein richtig schlimmes Drachen vieh,
das Feuer, Gift und Galle spie,
sich fliegend näherte dem Reiter
und schrie: »Bis hierher und nicht weiter!!!«
Der Ritter Kunkel zog am Zügel,
dann seinen Degen! Stieg vom Bügel,
und mutig, ohne banges Zagen,
ging er dem Drachen an den Kragen!
Gar bald gelang’s ihm, hintern Ohren
das Scheusal schmerzhaft anzubohren,
worauf es »au« schrie nach dem Stich
und flugs nach oben hin entwich! -
Der Ritter reinigte den Degen
und ritt, nun auf befreiten Wegen,
dorthin, wohin er vorhin wollte!
(Wozu es fast nicht kommen sollte!)
Das Volk begrüßet ihn mit Tüchern,
und bald schrieb man von ihm in Büchern!
(Weil er der erste war, wie’s hieß,
der einen Drachen steigen ließ!)
3
Es war einmal ein stolzer Ritter,
der wurde beim Turnier bloß Dritter.
Das ging dem Armen derart nah,
daß man ihn lebend nicht mehr sah.
Er starb am siebenzehnten Maien -
an einem warmen Tag - im Freien.
Er wollte niemand bei sich haben,
so mußte er sich selbst begraben. -
Ja, Dritter ist für einen Ritter bitter!
Zur Pause
Ich sag es ehrlich, oft geschah’s,
daß ich im Leben was vergaß;
doch manches wiederum indessen
vergaß ich leider zu vergessen.
Was ich mit Recht vergessen sollte,
war, daß ich noch was dichten wollte.
Deshalb, o Muse, fleuch nach Hause,
ich mach jetzt
ZEHN MINUTEN PAUSE
Das Fenster
Es traf sich so, daß sie sich trafen.
Er fragte, ob –, sie sagte: »Nein,
es geht nicht, meine Eltern schlafen!« Dann ließ sie ihn zum Fenster ‘rein.
Es zog durchs Fenster … Nun, man schloß es …
Nun zog es nicht mehr … Man genoß es…
Doch als sie seufzte: »Liebster Gangster,
wir sind verlobt, jetzt bist du mein«,
da sprang er auf und schlug das Fenster
und dann den Weg nach Hause ein.
Bei Opa
Der Opa ist ein frommer Mann
und liest in seiner Bibel.
Die Oma schneidet nebenan
fürs Abendbrot die Zwiebel.
Der Opa ist ein frommer Mann
und weint ob seiner Sünden.
Auch Omama weint nebenan,
jedoch aus andern Gründen.
Der Berg
Hätte man sämtliche Berge der ganzen Welt
zusammengetragen und übereinandergestellt,
und wäre zu Füßen dieses Massivs
ein riesiges Meer, ein breites und tiefs,
und stürzte dann unter Donnern und Blitzen
der Berg in dieses Meer – na, das würd spritzen!
Zweifel
Nein, nicht jeder Filmakteur
treibt mit dem Talent Verschwendung,
und nicht jeder Fernsehstar
glaubt an sich und seine Sendung.
Mancher Ofen heizt die Luft
überm Haus und drinnen rußt er,
mancher wird ein Diplomat
und bleibt trotzdem nur ein Schuster.
Mancher Käptn, der zur See
schiffen möcht, kahnt auf der Weser,
mancher hadert mit dem Sein
und dem Ich. Und du, mein Leser?
Erkenntnis
Man hat vor Jahren festgestellt,
daß unsre liebe, schöne Welt,
auf der wir leben, nicht nur bunt ist,
nein, daß sie außerdem auch rund ist.
Und deshalb sind wir in der Lage -
sowohl bei Nacht als auch bei Tage -
von einer Erdhälfte zur andern
zu fliegen, schwimmen oder wandern,
was ganz unmöglich wär beileibe,
wär unsre Erde nur ‘ne Scheibe.
Wodurch, wie ihr es sicher wißt,
auf Erden alles Schei - be ist!
Gedanken am Samstagabend
Im Wasser schwimmt der Gummischwamm,
denn heut ist Samstag, und ich bade.
Zwei Zähne fehlen mir am Kamm,
es duftet laut nach Haarpomade. -
Das Wasser tropft ins Abflußrohr,
der Stöpsel scheint nicht’ gut zu schließen.
Ich habe Seife in dem Ohr
und Hühneraugen an den Füßen. -
Das Wasser ist schon stark getrübt,
nur mühsam wälzen sich die Fluten.
Ich bin seit vorgestern verliebt,
da hilft kein Blasen und kein Tuten. -
An Rolf
Du warst ein treuer Kamerad,
so treu, wie er im Buche steht.
Wir bummelten und spielten Skat,
dann wurden wir vom Wind verweht.
Dann wurden wir vom Wind verweht,
allein, ein Freund bliebst du mir nicht.
Ich wurde ja auch nur Poet,
du aber bist beim Amtsgericht.
Der Frühling
Wie wundervoll ist die Natur!
Man sieht so viele Blüten,
auch sieht man Schafe auf der Flur
und Schäfer, die sie hüten.
Ein leises Lied erklingt im Tal:
der müde Wandrer singt es.
Ein süßer Duft ist überall,
bloß hier im Zimmer stinkt es!
Eine
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