Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
Vom Netzwerk:
hinter der Mühle steht: den großen Apfelbaum können wir wohl dafür geben.“ „Ach, Mann“, sagte die Frau erschrocken, „das ist der Teufel gewesen: den Apfelbaum hat er nicht gemeint, sondern unsere Tochter, die stand hinter der Mühle und kehrte den Hof.“
    Die Müllerstochter war ein schönes und frommes Mädchen, und lebte die drei Jahre in Gottesfurcht und ohne Sünde. Als nun die Zeit herum war, und der Tag kam, wo sie der Böse holen wollte, da wusch sie sich rein und machte mit Kreide einen Kranz um sich. Der Teufel erschien ganz frühe, aber er konnte ihr nicht nahe kommen. Zornig sprach er zum Müller „nimm ihr alles Wasser weg, damit sie sich nicht mehr waschen kann, denn sonst habe ich keine Gewalt über sie.“ Der Müller fürchtete sich und tat es. Am andern Morgen kam der Teufel wieder, aber sie hatte auf ihre Hände geweint, und sie waren ganz rein. Da konnte er ihr wiederum nicht nahen und sprach wütend zu dem Müller „hau ihr die Hände ab, sonst kann ich ihr nichts anhaben.“ Der Müller entsetzte sich und antwortete „wie könnt ich meinem eigenen Kinde die Hände abhauen!“ Da drohte ihm der Böse und sprach „wo du es nicht tust, so bist du mein, und ich hole dich selber.“ 
    Dem Vater ward Angst, und er versprach ihm zu gehorchen. Da ging er zu dem Mädchen und sagte „mein Kind, wenn ich dir nicht beide Hände abhaue, so führt mich der Teufel fort, und in der Angst hab ich es ihm versprochen. Hilf mir doch in meiner Not und verzeihe mir, was ich Böses an dir tue.“ Sie antwortete, „lieber Vater, macht mit mir, was ihr wollt, ich bin euer Kind.“ Darauf legte sie beide Hände hin und ließ sie sich abhauen. 
    Der Teufel kam zum dritten mal, aber sie hatte so lange und so viel auf die Stümpfe geweint, dass sie doch ganz rein waren. Da musste er weichen und hatte alles Recht auf sie verloren.
    Der Müller sprach zu ihr „ich habe so großes Gut durch dich gewonnen, ich will dich zeitlebens aufs Köstlichste halten.“ Sie antwortete aber „hier kann ich nicht bleiben: ich will fortgehen: Mitleidige Menschen werden mir schon so viel geben als ich brauche.“ Darauf ließ sie sich die verstümmelten Arme auf den Rücken binden, und mit Sonnenaufgang machte sie sich auf den Weg und ging den ganzen Tag, bis es Nacht ward. 
    Da kam sie zu einem königlichen Garten, und beim Mondschimmer sah sie, dass Bäume voll schöner Früchte darin standen; aber sie konnte nicht hinein, denn es war ein Wasser darum. Und weil sie den ganzen Tag gegangen war und keinen Bissen genossen hatte, und der Hunger sie quälte, so dachte sie „ach, wäre ich darin, damit ich etwas von den Früchten äße, sonst muss ich verschmachten.“ Da kniete sie nieder, rief Gott den Herrn an und betete. Auf einmal kam ein Engel daher, der machte eine Schleuße in dem Wasser zu, so dass der Graben trocken ward und sie hindurch gehen konnte. Nun ging sie in den Garten, und der Engel ging mit ihr. Sie sah einen Baum mit Obst, das waren schöne Birnen, aber sie waren alle gezählt. Da trat sie hinzu und aß eine mit dem Munde vom Baume ab, ihren Hunger zu stillen, aber nicht mehr. Der Gärtner sah es mit an, weil aber der Engel dabei stand, fürchtete er sich und meinte, das Mädchen wäre ein Geist, schwieg still und getraute nicht zu rufen oder den Geist anzureden. Als sie die Birne gegessen hatte, war sie gesättigt, und ging und versteckte sich in das Gebüsch. 
    Der König, dem der Garten gehörte, kam am andern Morgen herab, da zählte er und sah dass eine der Birnen fehlte, und fragte den Gärtner, wo sie hingekommen wäre: sie läge nicht unter dem Baume und wäre doch weg. Da antwortete der Gärtner „vorige Nacht kam ein Geist herein, der hatte keine Hände und aß eine mit dem Munde ab.“ Der König sprach „wie ist der Geist über das Wasser herein gekommen? Und wo ist er hingegangen, nachdem er die Birne gegessen hatte?“ Der Gärtner antwortete „es kam jemand in schneeweißem Kleide vom Himmel, der hat die Schleuße zugemacht und das Wasser gehemmt, damit der Geist durch den Graben gehen konnte. Und weil es ein Engel muss gewesen sein, so habe ich mich gefürchtet, nicht gefragt und nicht gerufen. Als der Geist die Birne gegessen hatte, ist er wieder zurückgegangen.“ Der König sprach „verhält es sich wie du sagst, so will ich diese Nacht bei dir wachen.“
    Als es dunkel ward, kam der König in den Garten, und brachte einen Priester mit, der sollte den Geist anreden. Alle drei

Weitere Kostenlose Bücher