Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
Vom Netzwerk:
stieg er herab, hob es auf und schnitzte ein Mundstück daraus für sein Horn. Als er zum erstenmal darauf geblasen hatte, so fing das Knöchlein zu großer Verwunderung des Hirten von selbst an zu singen
    „Ach, du liebes Hirtelein,
    du bläst auf meinem Knöchelein,
    mein Bruder hat mich erschlagen,
    unter der Brücke begraben,
    um das wilde Schwein,
    für des Königs Töchterlein.“
    „Was für ein wunderliches Hörnchen“, sagte der Hirt, „das von selber singt, das muss ich dem Herrn König bringen.“ Als er damit vor den König kam, fing das Hörnchen abermals an sein Liedchen zu singen. Der König verstand es wohl, und ließ die Erde unter der Brücke aufgraben, da kam das ganze Gerippe des Erschlagenen zum Vorschein. Der böse Bruder konnte die Tat nicht leugnen, ward in einen Sack genäht und lebendig ins Wasser geworfen, die Gebeine des Gemordeten aber wurden auf den Kirchhof in ein schönes Grab zur Ruhe gelegt.

Läuschen und Flöhchen
    Ein Läuschen und ein Flöhchen die lebten zusammen in einem Haushalte und brauten das Bier in einer Eierschale. Da fiel das Läuschen hinein und verbrannte sich. Darüber fing das Flöhchen an laut zu schreien. Da sprach die kleine StubenTüre „was schreist du, Flöhchen?“ „Weil Läuschen sich verbrannt hat.“
    Da fing das Türchen an zu knarren. Da sprach ein Besenchen in der Ecke „was knarrst du, Türchen?“ „Soll ich nicht knarren?
    Läuschen hat sich verbrannt
    Flöhchen weint.“
    Da fing das Besenchen an entsetzlich zu kehren. Da kam ein Wägelchen vorbei und sprach „was kehrst du, Besenchen?“ „Soll ich nicht kehren?
    Läuschen hat sich verbrannt,
    Flöhchen weint,
    Türchen knarrt.“
    Da sprach das Wägelchen „so will ich rennen“, und fing an entsetzlich zu rennen. Da sprach das Mistchen, an dem es vorbei rannte, „was rennst du, Wägelchen?“ „Soll ich nicht rennen?
    Läuschen hat sich verbrannt,
    Flöhchen weint,
    Türchen knarrt,
    Besenchen kehrt.“
    Da sprach das Mistchen „so will ich entsetzlich brennen“, und fing an in hellem Feuer zu brennen. Da stand ein Bäumchen neben dem Mistchen, das sprach „Mistchen, warum brennst du?“ „Soll ich nicht brennen?
    Läuschen hat sich verbrannt,
    Flöhchen weint,
    Türchen knarrt,
    Besenchen kehrt,
    Wägelchen rennt.“
    Da sprach das Bäumchen „so will ich mich schütteln“, und fing an sich zu schütteln, dass all seine Blätter abfielen. Das sah ein Mädchen, das mit seinem Wasserkrügelchen heran kam und sprach „Bäumchen, was schüttelst du dich?“ „Soll ich mich nicht schütteln?
    Läuschen hat sich verbrannt,
    Flöhchen weint,
    Türchen knarrt,
    Besenchen kehrt,
    Wägelchen rennt,
    Mistchen brennt.“
    Da sprach das Mädchen „so will ich mein Wasserkrügelchen zerbrechen“ und zerbrach das Wasserkrügelchen. Da sprach das Brünnlein, aus dem das Wasser quoll, „Mädchen, was zerbrichst du dein Wasserkrügelchen?“ „Soll ich mein Wasserkrügelchen nicht zerbrechen?
    Läuschen hat sich verbrannt,
    Flöhchen weint,
    Türchen knarrt,
    Besenchen kehrt,
    Wägelchen rennt,
    Mistchen brennt,
    Bäumchen schüttelt sich.“
    „Ei“, sagte das Brünnchen, „so will ich anfangen zu fließen“, und fing an entsetzlich zu fließen. Und in dem Wasser ist alles ertrunken, das Mädchen, das Bäumchen, das Mistchen, das Wägelchen, das Besenchen, das Türchen, das Flöhchen, das Läuschen, alles miteinander.

Das Mädchen ohne Hände
    Ein Müller war nach und nach in Armut geraten und hatte nichts mehr als seine Mühle und einen großen Apfelbaum dahinter. Einmal war er in den Wald gegangen Holz zu holen, da trat ein alter Mann zu ihm, den er noch niemals gesehen hatte, und sprach „was quälst du dich mit Holzhacken, ich will dich reich machen, wenn du mir versprichst, was hinter deiner Mühle steht.“ „Was kann das anders sein als mein Apfelbaum?“, dachte der Müller, sagte „ja“ und verschrieb es dem fremden Manne. Der aber lachte höhnisch und sagte „nach drei Jahren will ich kommen und abholen, was mir gehört“ und ging fort. 
    Als der Müller nach Haus kam, trat ihm seine Frau entgegen und sprach „sage mir, Müller, woher kommt der plötzliche Reichtum in unser Haus? Auf einmal sind alle Kisten und Kasten voll, kein Mensch hats hereingebracht, und ich weiß nicht, wie es zugegangen ist.“ Er antwortete, „das kommt von einem fremden Manne, der mir im Walde begegnet ist und mir große Schätze verheißen hat; ich habe ihm dagegen verschrieben, was

Weitere Kostenlose Bücher