Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
Sack mit dem Gold nieder, oder ihr werdet zusammengehauen.“ „Was sagt ihr?“, sprach der Bläser, „wir wären Gefangene? Eher sollt ihr sämtlich in der Luft herumtanzen“, hielt das eine Nasenloch zu und blies mit dem andern die beiden Regimenter an, da fuhren sie aus einander und in die blaue Luft über alle Berge weg, der eine hierhin, der andere dorthin. Ein Feldwebel rief um Gnade, er hätte neun Wunden und wäre ein braver Kerl, der den Schimpf nicht verdiente. Da ließ der Bläser ein wenig nach, so dass er ohne Schaden wieder herab kam, dann sprach er zu ihm „nun geh heim zum König und sag, er sollte nur noch mehr Reiterei schicken, ich wollte sie alle in die Luft blasen.“ Der König, als er den Bescheid vernahm, sprach „lasst die Kerle gehen, die haben etwas an sich.“ Da brachten die sechs den Reichtum heim, teilten ihn unter sich und lebten vergnügt bis an ihr Ende.
Der Wolf und der Mensch
Der Fuchs erzählte einmal dem Wolf von der Stärke des Menschen, kein Tier könnte ihm widerstehen, und sie müssten List gebrauchen, um sich vor ihm zu erhalten. Da antwortete der Wolf „wenn ich nur einmal einen Menschen zu sehen bekäme, ich wollte doch auf ihn losgehen.“ „Dazu kann ich dir helfen", sprach der Fuchs, „komm nur morgen früh zu mir, so will ich dir einen zeigen.“
Der Wolf stellte sich frühzeitig ein, und der Fuchs brachte ihn hinaus auf den Weg, den der Jäger alle Tage ging. Zuerst kam ein alter abgedankter Soldat. „Ist das ein Mensch?“, fragte der Wolf. „Nein,“ antwortete der Fuchs, „das ist einer gewesen.“
Danach kam ein kleiner Knabe, der zur Schule wollte. „Ist das ein Mensch?“ „Nein, das will erst einer werden.“
Endlich kam der Jäger, die Doppelflinte auf dem Rücken, und den Hirschfänger an der Seite. Sprach der Fuchs zum Wolf: „Siehst du, dort kommt ein Mensch, auf den musst du losgehen, ich aber will mich fort in meine Höhle machen.“ Der Wolf ging nun auf den Menschen los, der Jäger, als er ihn erblickte, sprach „es ist Schade, dass ich keine Kugel geladen habe“, legte an und schoss dem Wolf das Schrot ins Gesicht. Der Wolf verzog das Gesicht gewaltig, doch ließ er sich nicht schrecken und ging vorwärts: Da gab ihm der Jäger die zweite Ladung. Der Wolf verbiss den Schmerz und rückte dem Jäger zu Leibe: Da zog dieser seinen blanken Hirschfänger und gab ihm links und rechts ein paar Hiebe, dass er, über und über blutend, mit Geheul zu dem Fuchs zurücklief. „Nun, Bruder Wolf“, sprach der Fuchs, „wie bist du mit dem Menschen fertig worden?“
„Ach“, antwortete der Wolf, „so hab ich mir die Stärke des Menschen nicht vorgestellt, erst nahm er einen Stock von der Schulter und blies hinein, da flog mir etwas ins Gesicht, das hat mich ganz entsetzlich gekitzelt: Danach pustete er noch einmal in den Stock, da flog mirs um die Nase, wie Blitz und Hagelwetter, und wie ich ganz nah war, da zog er eine blanke Rippe aus dem Leib, damit hat er so auf mich losgeschlagen, dass ich beinah tod wäre liegen geblieben.“
„Siehst du“, sprach der Fuchs, „was du für ein Prahlhans bist: Du wirfst das Beil so weit, dass dus nicht wieder holen kannst.“
Das Mordschloss
Es war einmal ein Schuhmacher, welcher drei Töchter hatte; Auf eine Zeit, als der Schuhmacher aus war, kam da ein Herr, welcher sehr gut gekleidet war, und welcher eine prächtige Ausstattung hatte, so dass man ihn für sehr reich hielt, und verliebte sich in eine der schönen Töchter, welche dachte, ihr Glück gemacht zu haben mit so einem reichen Herrn, und machte also keine Schwierigkeit, mit ihm zu reiten. Da es Abend ward, als sie unterwegs waren, fragte er sie:
„Der Mond scheint so hell
meine Pferdchen laufen so schnell
süß Lieb, reut dichs auch nicht?“
„Nein, warum sollt michs reuen? Ich bin immer bei Euch wohl bewahrt“, da sie doch innerlich eine Angst hatte. Als sie in einem großen Wald waren, fragte sie, ob sie bald da wären? „Ja, sagte er, siehst du das Licht da in der Ferne, da ist mein Schloss;“ Endlich kamen sie da an, und alles war gar schön.
Am andern Tage sagte er zu ihr, er müsst auf einige Tage sie verlassen, weil er wichtige Aufgaben zu tun hätte, aber er wolle ihr alle Schlüssel lassen, damit sie das ganze Schloss sehen könnte, von was für Reichtum sie all Meister wär. Als er fort war, ging sie durch das ganze Haus, und fand alles so schön, dass sie völlig damit zufrieden war, bis sie endlich
Weitere Kostenlose Bücher