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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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es, und seine Tochter noch mehr, dass sie so ein gemeiner abgedankter Soldat davon tragen sollte; sie ratschlagten mit einander, wie sie ihn sammt seinen Gesellen los würden. Da sprach der König zu ihr „ich habe ein Mittel gefunden, lass dir nicht bang sein, sie sollen nicht wieder heim kommen.“ Und sprach zu ihnen „ihr sollt euch nun zusammen lustig machen, essen und trinken“ und führte sie zu einer Stube, die hatte einen Boden von Eisen, und die Türen waren auch von Eisen, und die Fenster waren mit eisernen Stäben verwahrt. In der Stube war eine Tafel mit köstlichen Speisen besetzt, da sprach der König zu ihnen „geht hinein, und lassts euch wohl sein.“ Und wie sie darinnen waren, ließ er die Türe verschließen und verriegeln. Dann ließ er den Koch kommen, und befahl ihm ein Feuer so lang unter die Stube zu machen, bis das Eisen glühend würde. Das tat der Koch, und es fing an und ward den sechsen in der Stube, während sie an der Tafel saßen, ganz warm, und sie meinten, das käme vom Essen; als aber die Hitze immer größer ward und sie hinaus wollten, Türe und Fenster aber verschlossen fanden, da merkten sie, dass der König Böses im Sinne gehabt hatte und sie ersticken wollte. „Es soll ihm aber nicht gelingen“, sprach der mit dem Hütchen, „ich will einen Frost kommen lassen, vor dem sich das Feuer schämen und verkriechen soll.“ Da setzte er sein Hütchen gerade, und alsobald fiel ein Frost, dass alle Hitze verschwand und die Speisen auf den Schüsseln anfingen zu frieren. Als nun ein paar Stunden herum waren, und der König glaubte, sie wären in der Hitze verschmachtet, ließ er die Türe öffnen und wollte selbst nach ihnen sehen. Aber wie die Türe aufging, standen sie alle sechse da, frisch und gesund, und sagten, es wäre ihnen lieb, dass sie heraus könnten, sich zu wärmen, denn bei der großen Kälte in der Stube frören die Speisen an den Schüsseln fest. Da ging der König voll Zorn hinab zu dem Koch, schalt ihn und fragte, warum er nicht getan hätte, was ihm wäre befohlen worden. Der Koch aber antwortete „es ist Glut genug da, seht nur selbst.“ Da sah der König, dass ein gewaltiges Feuer unter der Eisenstube brannte, und merkte, dass er den sechsen auf diese Weise nichts anhaben könnte.
    Nun sann der König aufs neue, wie er der bösen Gäste los würde, ließ den Meister kommen und sprach „willst du Gold nehmen, und dein Recht auf meine Tochter aufgeben, so sollst du haben so viel du willst.“ „O ja, Herr König", antwortete er, „gebt mir so viel als mein Diener tragen kann, so verlange ich eure Tochter nicht.“ Das war der König zufrieden, und jener sprach weiter „so will ich in vierzehn Tagen kommen und es holen.“ Darauf rief er alle Schneider aus dem ganzen Reich herbei, die mussten vierzehn Tage lang sitzen und einen Sack nähen. Und als er fertig war, musste der Starke, welcher Bäume ausrupfen konnte, den Sack auf die Schulter nehmen und mit ihm zu dem König gehen. Da sprach der König „was ist das für ein gewaltiger Kerl, der den hausgroßen Ballen Leinewand auf der Schulter trägt?“, erschrack und dachte „was wird der für Gold wegschleppen!“ Da hieß er eine Tonne Gold herbringen, die mussten sechzehn der stärksten Männer tragen, aber der Starke packte sie mit einer Hand, steckte sie in den Sack und sprach „warum bringt ihr nicht gleich mehr, das deckt ja kaum den Boden.“ Da ließ der König nach und nach seinen ganzen Schatz herbeitragen, den schob der Starke in den Sack hinein, und der Sack ward davon noch nicht zur Hälfte voll. „Schafft mehr herbei“, rief er, „die paar Brocken füllen nicht.“ Da mussten noch siebentausend Wagen mit Gold in dem ganzen Reich zusammen gefahren werden: die schob der Starke sammt den vorgespannten Ochsen in seinen Sack. „Ich wills nicht lange besehen“, sprach er, „und nehmen was kommt, damit der Sack nur voll wird.“ Wie alles darin stack, ging doch noch viel hinein, da sprach er „ich will dem Ding nur ein Ende machen, man bindet wohl einmal einen Sack zu, wenn er auch noch nicht voll ist.“ Dann huckte er ihn auf den Rücken und ging mit seinen Gesellen fort.
    Als der König nun sah, wie der einzige Mann des ganzen Landes Reichtum forttrug, ward er zornig und ließ seine Reiterei aufsitzen, die sollten den sechsen nachjagen, und hatten Befehl dem Starken den Sack wieder abzunehmen. Zwei Regimenter holten sie bald ein, und riefen ihnen zu „ihr seid Gefangene, legt den

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