Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
an einen Keller kam, wo eine alte Frau saß und Därme schrappte.
„Ei Mütterchen, was macht sie da?“ „Ich schrapp Därme, mein Kind, morgen schrapp ich eure auch!“ Wovon sie so erschrack, dass sie den Schlüssel, welcher in ihrer Hand war, in ein Becken mit Blut fallen ließ, welches nicht gut wieder abzuwaschen war: „Nun ist euer Tod sicher, sagte das alte Weib, weil mein Herr sehen kann, dass ihr in der Kammer gewesen seid, wohin außer ihm und mir kein Mensch kommen darf.“
(Man muss aber wissen, dass die zwei vorigen Schwestern auf dieselbe Weise waren umgekommen.)
Da in dem Augenblick ein Wagen mit Heu von dem Schloss wegfuhr, so sagte die alte Frau, es wäre das einzige Mittel, um das Leben zu behalten, sich unter das Heu zu verstecken, und dann da mit weg zu fahren; Welches sie auch thät. Da inzwischen der Herr nach Haus kam, fragte er, wo die Mamsell wäre! „O, sagte die alte Frau, da ich keine Arbeit mehr hatte, und sie morgen doch dran musste, hab ich sie schon geschlachtet, und hier ist eine Locke von ihrem Haar, und das Herz, wie auch was warm Blut, das übrige haben die Hunde alle gefressen, und ich schrapp die Därme.“ Der Herr war also ruhig, dass sie tot war.
Sie kommt inzwischen mit dem Heuwagen zu einem nah bei gelegenen Schloss, wo das Heu hin verkauft war, und sie kommt mit aus dem Heu und erzählt die ganze Sache, und wird ersucht, da einige Zeit zu bleiben. Nach Verlauf von einiger Zeit nötigt der Herr von diesem Schloss alle in der Nähe wohnenden Edelleute zu einem großen Fest, und das Gesicht und Kleidung von der fremden Mamsell wird so verändert, dass sie nicht erkannt werden konnte, weil auch der Herr von dem Mordschloss dazu eingeladen war.
Da sie alle da waren, musste ein jeder etwas erzählen, da die Reihe an die Mamsell kam, erzählte sie die bewusste Geschichte, wobei dem so genannten Herrn Graf so ängstlich ums Herz ward, dass er mit Gewalt weg wollte, aber der gute Herr von dem adelichen Haus hatte inzwischen gesorgt, dass das Gericht unsern schönen Herrn Grafen in Gefängniss nahm, sein Schloss ausrottete, und seine Güter alle der Mamsell zu eigen gab, die nach der Hand mit dem Sohn des Hauses, wo sie so gut empfangen war, sich verheiratete und lange Jahre lebte.
Der Wolf und der Fuchs
Der Wolf hatte den Fuchs bei sich, und was der Wolf wollte, das musste der Fuchs tun, weil er der schwächste war, und der Fuchs wär gerne des Herrn los gewesen. Es trug sich zu, dass sie beide durch den Wald gingen, da sprach der Wolf „Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich selber auf.“ Da antwortete der Fuchs „ich weiß einen Bauernhof, wo ein paar junge Lämmlein sind, hast du Lust, so wollen wir eins holen.“
Dem Wolf war das recht, sie gingen hin, und der Fuchs stahl das Lämmlein, brachte es dem Wolf und machte sich fort. Da fraß es der Wolf auf, war aber damit noch nicht zufrieden, sondern wollte das andere dazu haben, und ging es zu holen. Weil er es aber so ungeschickt machte, ward es die Mutter vom Lämmlein gewahr und fing an entsetzlich zu schreien, dass die Bauern herbeigelaufen kamen. Da fanden sie den Wolf und schlugen ihn so erbärmlich, dass er hinkend und heulend bei dem Fuchs ankam. „Du hast mich schön angeführt“, sprach er, „ich wollte das andere Lamm holen, da haben mich die Bauern erwischt und haben mich weich geschlagen.“ Der Fuchs antwortete „warum bist du so ein Nimmersatt.“
Am andern Tag gingen sie wieder ins Feld, sprach der gierige Wolf abermals „Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich selber auf.“ Da antwortete der Fuchs „ich weiß ein Bauernhaus, da backt die Frau heut Abend Pfannkuchen, wir wollen uns davon holen.“ Sie gingen hin, und der Fuchs schlich ums Haus herum, guckte und schnupperte so lange, bis er ausfindig machte, wo die Schüssel stand, zog dann sechs Pfannkuchen herab und brachte sie dem Wolf. „Da hast du zu fressen“, sprach er zu ihm und ging seiner Wege. Der Wolf hatte die Pfannkuchen in einem Augenblick hinunter geschluckt und sprach „sie schmecken nach mehr“, ging hin und riss geradezu die ganze Schüssel herunter, dass sie in Stücke zersprang. Da gabs einen gewaltigen Lärm, dass die Frau herauskam, und als sie den Wolf sah, rief sie die Leute, die eilten herbei und schlugen ihn, was Zeug wollte halten, dass er mit zwei lahmen Beinen laut heulend zum Fuchs in den Wald hinaus kam. „Was hast du mich garstig angeführt!“, rief er,
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