Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
„die Bauern haben mich erwischt und mir die Haut gegerbt.“ Der Fuchs aber antwortete „warum bist du so ein Nimmersatt.“
Am dritten Tag, als sie beisammen draußen waren, und der Wolf mit Mühe nur forthinkte, sprach er doch wieder „Rothfuchs, schaff mir was zu fressen, oder ich fresse dich selber auf.“ Der Fuchs antwortete „ich weiß einen Mann, der hat geschlachtet, und das gesalzene Fleisch liegt in einem Fass im Keller, das wollen wir holen.“ Sprach der Wolf „aber ich will gleich mitgehen, damit du mir hilfst, wenn ich nicht fort kann.“ „Meinetwegen“, sagte der Fuchs, und zeigte ihm die Schliche und Wege, auf welchen sie endlich in den Keller gelangten. Da war nun Fleisch im Überfluss, und der Wolf machte sich gleich daran und dachte „bis ich aufhöre, hats Zeit.“ Der Fuchs ließ sichs auch gut schmecken, blickte überall herum, lief aber oft zu dem Loch, durch welches sie gekommen waren und versuchte, ob sein Leib noch schmal genug wäre durchzuschlüpfen. Sprach der Wolf „lieber Fuchs, sag mir warum rennst du so hin und her, und springst hinaus und herein?“ „Ich muss doch sehen, ob niemand kommt“, antwortete der listige, „friss nur nicht zu viel.“ Da sagte der Wolf „ich gehe nicht eher fort, als bis das Fass leer ist.“ Indem kam der Bauer, der den Lärm von des Fuchses Sprüngen gehört hatte, in den Keller. Der Fuchs, wie er ihn sah, war mit einem Satz zum Loch draußen: der Wolf wollte nach, aber er hatte sich so dick gefressen, dass er nicht mehr durch konnte, sondern stecken blieb. Da kam der Bauer mit einem Knüppel und schlug ihn tot. Der Fuchs aber sprang in den Wald und war froh dass er den alten Nimmersatt los war.
Von Johannes-Wassersprung und Caspar-Wassersprung
Ein König bestand darauf, seine Tochter sollte nicht heiraten, und ließ ihr in einem Wald in der größten Einsamkeit ein Haus bauen, darin musste sie mit ihren Jungfrauen wohnen, und bekam gar keinen andern Menschen zu sehen. Nah an dem Waldhaus aber war eine Quelle mit wunderbaren Eigenschaften, davon trank die Prinzessin, und die Folge war, dass sie zwei Prinzen gebar, die danach Johannes-Wassersprung und Caspar-Wassersprung genannt wurden, und wovon einer dem andern vollkommen ähnlich war. Ihr Großvater, der alte König, ließ sie die Jägerei lernen, und sie wuchsen heran, wurden groß und schön. Da kam die Zeit, wo sie in die Welt ziehen mussten; jeder von ihnen erhielt einen silbernen Stern, ein Pferd und einen Hund mit auf die Fahrt. Sie kamen zuerst in einen Wald, und sahen zugleich zwei Hasen und wollten danach schießen, die Hasen aber baten um Gnade und sagten, sie mögten sie doch in ihre Dienste aufnehmen, sie könnten ihnen nützlich sein, und in jeder Gefahr Hülfe leisten. Die zwei Brüder ließen sich bewegen, und nahmen sie als Diener mit; nicht lang so kamen zwei Bären, wie sie auf die zielten, riefen die gleichfalls um Gnade, und versprachen treu zu dienen: also ward auch damit das Gefolge vermehrt. Nun kamen sie auf einen Scheideweg, da sprachen sie: „wir müssen uns trennen, und der eine soll rechts, der andere links weiter ziehen!“, aber jeder steckte ein Messer in einen Baum am Scheideweg, an deren Rost wollten sie erkennen, wie es dem andern ergehe, und ob er noch lebe; dann nahmen sie Abschied, küssten einander und ritten fort.
Johannes-Wassersprung kam in eine Stadt, da war alles still und traurig, weil die Prinzessin einem Drachen sollte geopfert werden, der das ganze Land verwüstete, und anders nicht konnte besänftigt werden. Es war bekannt gemacht, wer sein Leben daran wagen wolle und den Drachen töte, der solle die Prinzessin zur Gemahlin haben, niemand aber hatte sich gefunden; auch hatte man das Untier hintergehen wollen, und die Kammerjungfer der Prinzessin hinausgeschickt, aber die hatte es gleich erkannt und nicht gewollt. Johannes-Wassersprung dachte: du musst dein Glück auf die Probe stellen, vielleicht gelingt dirs und machte sich mit seiner Begleitung auf, gegen das Drachennest. Der Kampf war gewaltig: der Drache spie Feuer und Flammen, und zündete das Gras rings herum an, so dass Johannes-Wassersprung gewiss erstickt wäre, wenn nicht Has, Hund und Bär das Feuer ausgetreten und gedämpft hätten; endlich musste der Drache aber unterliegen, und Johannes-Wassersprung hieb ihm seine sieben Köpfe herunter, dann schnitt er die Zungen heraus und steckte sie zu sich; nun aber war er so müd, dass er sich auf der Stelle niederlegte und
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