Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen
begehrte und gab ihm noch eine Zwerchpfeife dazu, welche die Eigenschaft hatte, dass Alles tanzen musste, wenn man sie blies. Dann nahmen sie Abschied und jeder ging seines Weges. Der Soldat kam nach langem Wandern in ein Königreich, wo das Betteln und Fechten bei Todesstrafe verboten war. Er tat es dennoch und wurde festgenommen und ins Gefängnis gesetzt, doch das machte ihm keinen Kummer weil er dachte, das werde nicht lange dauern. Und dießmal hatte er sich nicht verrechnet. Es war nämlich ein verwünschtes Schloss in der Stadt, worin noch Niemand eine Nacht überlebt hatte. Der König hätte es aber zu gern bewohnt; darum ließ er den Soldaten vor sich führen und sprach zu ihm: „Höre, ich will dir was sagen: wenn du in dem verwünschten Schlosse schläfst und mir die Geister heraustreibst, dann sollst du nicht nur frei sein, sondern ich gebe dir auch noch meine Tochter zur Frau.“ – „Herr König, damit bin ich zufrieden,“ sprach der Soldat, „wenn ihr mir nur gut Essen und Trinken mitgeben wollt.“ „Daran soll's nicht fehlen,“ antwortete der König. „Auch guten Taback und eine Pfeife muss ich haben,“ sprach der Soldat, und der König versprach ihm das gleichfalls.
Abends wurde der Soldat in das Schloss geführt und die Thür hinter ihm geschlossen, nachdem man ihm Essen, Wein, Taback, eine Pfeife und Feuerzeug hinein gestellt hatte. Er ließ sich's gut sein, aß und trank nach Herzenslust und dann setzte er sich in einen Sessel und schmauchte, dass es eine Art hatte. Gegen Mitternacht tat es einen gräulichen Schlag, die Thür fuhr auf und ein Teufel mit langem Schwanz und großen Hörnern sprang herein. „Aha, du bist ja ein munterer Kerl,“ sprach der Soldat, „wart ich will dir eins aufspielen.“ Damit setzte er seine Zwerchpfeife an und blies ein Stückchen nach dem andern und der Teufel tanzte wie besessen, dass seine Hörner an die Decke stießen und sein Schwanz die Stube fegte, bis der dicke weiße Schaum auf ihm stand. Da fing er an zu jammern und rief: „Ich tue dir ja nichts, höre nur in's drei Teufels Namen auf zu pfeifen!“ – „Noch nicht genug gesprungen“ rief der Soldat. „Immer weiter herum!“ Und da sprang der arme Teufel wieder, bis er vor Müdigkeit hing, wie ein nasser Lumpen, so dass er meinte, er tanze sich die Seele aus dem Leibe, und dass der Schaum von ihm herunterlief und handhoch im Zimmer stand. Nun rief er wieder mit schwacher Stimme: „Höre jetzt auf, ich kann nicht mehr; ich will ja nie wieder in das Schloss kommen.“ „Dann marsch zum Fenster hinaus,“ sprach der Soldat, und gab ihm einen Fußtritt, dass er wenigstens fünfzig Schritt weit hinaus flog. Darauf machte er das Fenster zu und legte sich schlafen.
Am folgenden Morgen kam der König, um nachzusehn, wie es dem Soldaten gehe. Er dachte, dem würde es ergangen sein, wie allen anderen, die vor ihm in dem Schloss geschlafen hatten; doch er fand ihn im Bett, wo er aus allen Tonarten schnarchte. Da war keiner vergnügter, als der König. Er weckte den Soldaten, nahm ihn mit sich in sein Schloss und ließ gleich die Hochzeit halten. Niemand war froher, als der Soldat, der jetzt in Saus und Braus lebte bis sein Sterbestündchen kam. Da befahl er der Prinzessin, dass sie ihn mit seiner Montur und seinem Tornister begraben lassen solle. Die dachte aber, das schicke sich nicht für einen Prinzen und ließ ihn in schöner Uniform mit Orden und Sternen begraben. Doch da fing der Soldat an zu spuken und kam jede Nacht an das Bett der Prinzessin und rief: „Ich will meinen Tornister! ich will meinen Tornister!“ In dem Tornister lag nämlich seine Zwerchpfeife und er ruhte nicht eher, bis er dieselbe hatte. Dann ging er vor die Himmelsthür und klopfte an. Sankt Peter schaute durch ein Fensterchen neben dem Tor, zu sehen wer da sei. Als er aber den Soldaten erblickte rief er: „Marsch weg, hier darfst du nicht herein! Warum hast du dir damals nicht statt der Montur die himmlische Seeligkeit erbeten? Jetzt sieh, wo du unterkommst.“ „Wenn's nicht anders ist, auch gut,“ sprach der Soldat und wanderte wohlgeMut der Hölle zu. Da kam ihm eine Menge von Teufeln entgegen, aber er hatte keine Furcht, sondern pfiff lustig auf seiner Zwerchpfeife und ging so in die Hölle hinein. Da mussten nun alle Teufel tanzen, was gar possirlich zu sehn war, den Teufeln aber so wenig gefiel, dass sie alle heulten und schrieen, er möge doch aufhören. „Ja wohl ich höre auf,“ sprach er, „wenn ihr
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