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Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen

Titel: Das grosse Maerchenbuch - 300 Maerchen zum Traeumen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilhelm Grimm
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wolle nach ihren Gedanken.
    Er war gern dazu bereit und malte die drei Zimmer, eins schöner als das andere und in das dritte malte er an die Decke, wie er die Königstochter erlöst hatte und wie er verraten worden war. Als er fertig und wieder nach Haus gegangen war, kam die Prinzessin mit dem ganzen Hofstaate zur Besichtigung. Im ersten Zimmer stutzte sie, im zweiten sagte sie, es wäre recht so, aber als sie im dritten die Bilder sah, stürzte sie hin wie tot. Als sie wieder zu sich kam, fiel sie mit großem Weinen ihrem Vater zu Füßen und sagte, das habe kein Anderer gemalt, als ihr wahrhaftiger Erlöser und rechter Gemahl, und länger könne sie den Schwur nicht halten und somit gestand sie Alles.
    Zugleich aber sah der König, wie die ganze Sache in dem Zimmer abgemalt war, – kam in großen Zorn und ließ die falschen Diener radbrechen, von unten herauf. Im Schloss aber gab es ein großes Fest und das ganze Land musste sich mitfreuen; der Kaufmannssohn hatte seine liebe Frau wieder und das Königreich dazu.
    Er lebte von selbigem Tage an glücklich und in Freuden; seine Eltern wurden auch hergeholt und seine Frau genas eines Knäbleins, bei dem stand der alte Kaufmann zu Gevatter und es wuchs heran zu einem wunderschönen Prinzlein. Doch als das Kind zehn Jahr alt war, fiel sein Vater in Trauer, denn er gedachte seines Versprechens, das er dem Schwarzen gegeben, als er mit ihm davonflog durch die Luft.
    Freilich hatte er immer den Trost: lieber König und im Schloss, als beim Teufel im Hüttchen; doch als das Kind elf Jahr alt war und ins zwölfte ging, da konnt er's nicht mehr aushalten, und gestand Alles seiner Frau. Die hatte darob noch viel größeren Jammer als er und als des Kindes zwölfter Geburtstag herankam, da legten sie es jede Nacht zwischen sich ins Bett und hielten es fest von beiden Seiten.
    Als nun die letzte Nacht da war und es auf dem SchlossTurm zwölf Uhr schlug, da klopfte es dreimal ans Fenster. Die Eltern sprangen mit großem Klagen und Weinen aus dem Bett und der Vater nahm das Kind und hielt es hinaus vors Fenster, draußen aber stand der Schwarze und fragte ihn, was er denn eigentlich glaubte und für wen er ihn eigentlich hielte, gewiss für den Teufel? „Für nichts Anderes,“ sagte der König. Da sprach der Schwarze: „Nein, ich bin der, den du in der Türkei hast ehrlich begraben lassen, und dir zu Gefallen bin ich noch über der Erde geschwebt, bis auf diesen Tag; jetzt magst du dein Kind behalten, ich aber will schlafen bis zum jüngsten Gericht.“
     

Der Kaiserssohn und sein Pate
    Der Kaiser Joseph war schon sehr alt und hatte noch immer keine Kinder. Da sagte er eines Tags in seiner Betrübniß darüber: wenn er einen Buben bekäme, dann solle der ärmste Mann, der ihm begegne, bei dem Kind zum Gevatter stehn, und siehe da, es war noch kein Jahr vergangen, so hatte er schon einen kleinen Buben. Alsbald ging er aus, um einen Paten zu suchen, und als ihm in der Stadt nur vornehme Leute begegneten, da spazierte er vors Tor und kam in den Wald. Da fand er einen armen alten Mann mit weißen Haaren und in einen ärmlichen Kittel gekleidet; den frug er, ob er sein Gevatter werden wolle und wie er heiße? „Ich heiße Joseph,“ sagte der Mann „und will schon Pate des Buben werden.“ Da war der Kaiser froh und nahm den Greis mit sich in sein Schloss und als die Taufe vorüber war, gab er ihm eine Menge Geld und sagte, wenn das alle sei, solle er nur wiederkommen. Der Greis bedankte sich und nahm Abschied von dem Kaiser, der seitdem nichts mehr von ihm hörte, noch sah.
    Als der Kaiserssohn älter ward, gewann er die Jagd sehr lieb. Eines Tags pürschte er im Walde, da begegnete ihm sein Pate (den er gleich an den weißen Haaren und dem Kittel erkannte), der grüßte und frug ihn, ob er schon ordentlich schießen könne? „gewiss,“ antwortete der Prinz, und da grade ein Rudel Hirsche vorbeilief, legte er an und schoss, aber es fiel nicht einer. „Du kannst noch nicht schießen,“ sprach der Pate, „ich will dich's lehren.“ Und er gab ihm ein Buch und sprach, das solle er mitten auf die Brust legen, dann werde er Alles treffen und zugleich solche Stärke haben, dass ihn Keiner überwinden könne. Außerdem schenkte der Pate ihm noch einen Degen, der ihm, obgleich er so schwer war, federleicht in der Hand lag und womit er aus jedem Kampf siegreich hervorgehn sollte; warnte ihn aber, Niemanden zu sagen, woher er seine Stärke habe, denn sonst werde es ihm schlecht

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